Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith

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dieser Kerl?«
    »Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich Wolfe. »Freut mich, dir meinen Partner Ted Bronson vorzustellen.«
    Marty starrte den Mann an. Er hatte sich Ted Bronson als Fachtrottel mit fleckigem Laborkittel vorgestellt – und einer dicken Hornbrille, deren Bügel mit Klebeband befestigt waren. Doch der Typ vor ihm sah aus wie der Superheld eines Actionfilms in klein.
    »Das ist ’n Witz, oder?«
    »Kein Witz«, sagte der angebliche Ted Bronson.
    »Und wieso diese alberne Theo-Verkleidung?«
    »Die benutze ich seit Jahren. Ist ein guter Trick, um hin und wieder mal aus meiner Tüftelbude rauszukommen und zu sehen, was in der richtigen Welt so los ist. Theo ist die Abkürzung von Theodor, meinem eigentlichen Vornamen. Und Sonborn ist ein Anagramm. Die Buchstaben meines Nachnamens in anderer Reihenfolge. Nicht sehr originell, ich geb’s zu, aber immerhin ist noch niemand dahintergekommen. Und die Verkleidung tut ein Übriges.«
    »Wissen Phil und Bertha Bescheid?«
    »Ja, und Alf auch. Aber die drei sind die Einzigen. Und sie spielen natürlich mit.«
    Das erklärte zwar, warum Bertha und Wolfe nicht entsetzter reagiert hatten, als Theo anfing von Saurier-Eiern zu schwafeln, aber es erklärte nicht alles.
    »Und warum haben Sie sich in der Küche so blöd angestellt? Und mich andauernd wegen dieser Saurier-Eier gelöchert?«
    »Wir sollten uns vielleicht mal setzen«, schlug Ted vor und befreite zwei Stühle von Papieren und Seekarten. »Ich habe dich beobachtet, seit du auf Cryptos bist, Marty. Jedenfalls ab und zu, wenn ich Gelegenheit hatte.«
    »Und wieso, bitte schön?«
    »Anfangs war ich einfach nur neugierig. Aber dann habe ich festgestellt, dass du etwas besitzt, was nur wenige Menschen besitzen.«
    »Was?«
    »Ich nenne es mal Kühnheit, mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Kühnheit in Verbindung mit einer intuitiven Intelligenz, einem guten Bauchgefühl. Bei jemandem deines Alters habe ich so etwas noch nie erlebt. Anfangs habe ich es übrigens gar nicht glauben wollen. Da meinte ich mich zu täuschen. Und deshalb beschloss ich dich einer systematischen Überprüfung zu unterziehen. Um zu sehen, ob ich mit meinen Beobachtungen richtiglag.«
    Natürlich schmeichelte Marty die Bemerkung über seine intuitive Intelligenz, aber die Vorstellung, ungefragt eine Art Forschungsobjekt gewesen zu sein, behagte ihm weniger.
    »Grace ist doch das Genie von uns beiden«, sagte er. »Nicht ich.«
    »Ich habe auch nicht gesagt, dass du ein Genie bist«, präzisierte Ted. »Und es bezweifelt auch niemand, dass Grace blitzgescheit ist. Aber sie ist auf andere Weise klug als du. Deine Intelligenz ist eher physischer Art, sie zeichnet sich durch eine fast reflexhafte Schnelligkeit aus. Als ihr zum Beispiel über dem Kongo aus dem Düsenjet gefallen seid, da hast du nicht nur dich selbst, sondern auch noch Grace und TH gerettet. Im freien Fall, wohlgemerkt. Neunundneunzig Komma neun Prozent aller Menschen wären entweder sofort ohnmächtig geworden oder ihr Gehirn wäre vor lauter Panik zu keinem klaren Gedanken mehr fähig gewesen.«
    »Ich war auch verrückt vor Angst. Sobald ich festen Boden unter den Füßen hatte, hab ich mir erst mal die Eingeweide aus dem Leib gekotzt.«
    »Ja, aber die Eingeweide der meisten anderen Menschen wären in einer solchen Situation über den gesamten Dschungel verteilt gewesen«, sagte Ted. »Ein weiteres Beispiel: Du hast einen Weg gefunden, Bo an Bord der ›Coelacanth‹ zu schaffen. Großartig!«
    »Ohne Luther hätte das nicht geklappt. Und er fand’s bestimmt nur halb so großartig!«
    »Wenn Luther nicht da gewesen wäre, hättest du dir ganz sicher etwas anderes einfallen lassen, einen anderen Trick. Und dann das aktuellste Beispiel: Jemand hat dich über die Reling gestoßen. Die wenigsten Menschen hätten den Reflex gehabt, nach dem Speigatt zu greifen. Sie wären auf der Wasseroberfläche aufgeschlagen und augenblicklich unter den Schiffsrumpf gezogen worden.«
    »Also haben Sie mich doch gestoßen – im Rahmen Ihrer kleinen Versuchsreihe!«, empörte sich Marty. Er war sich noch nicht sicher, ob er Ted Bronson lieber mochte als Theo Sonborn. Aber er war sich absolut sicher, dass er es hasste, Versuchskaninchen zu sein.
    »Ich habe dich nicht gestoßen«, beharrte Ted. »Aber mit Gewalt über die Reling befördert worden bist du, daran besteht kein Zweifel. Ich habe gerade ein Video des Vorfalls zur Analyse an unseren Großrechner geschickt. Allerdings werden