Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Blackwoods zutiefst besorgt wirkendes Gesicht.
»Wir deaktivieren jetzt sämtliche Kennmarken«, kündigte Wolfe an. »Sie können den Gizmo also genauso gut in den Ozean schmeißen, der nützt Ihnen jetzt nichts mehr, Noah.«
»Aber Wolfe, was redest du da? Mir würde es doch nicht im Traum einfallen, Teds großartige Erfindung im Meer zu versenken. Und da wir gerade von ihm sprechen: Ist Ted an Bord? Ich würde ihn gerne kurz sprechen.«
Endlich begriff Wolfe, was Noah im Sinn hatte: »Sie wissen genauso gut wie ich, dass Ted die Insel seit Jahren nicht verlassen hat. Und an einen nassen Ort wie diesen würde er schon gar nicht reisen. Er hasst das Meer. Er kann ja nicht mal schwimmen.«
»Stimmt, ich vergaß«, sagte Noah. »Richte ihm doch bitte aus, dass ich, sobald wir zurück in den USA sind, gerne auf der Insel vorbeischauen und persönlich mit ihm sprechen würde. Ich würde mich wirklich freuen ihn mal wiederzusehen.«
Wolfe beendete das Gespräch und deaktivierte die Kennmarken.
»Na, das ist ja toll gelaufen«, bemerkte Alf sarkastisch. »Dieser Kerl kann sogar noch ’ner Klapperschlange Gift verkaufen.«
»Das hat er wahrscheinlich schon getan«, murmelte Wolfe niedergeschlagen.
»Joe ist noch draußen auf dem Wasser«, sagte Alf. »Er könnte ruck, zuck auf Blackwoods Jacht sein, sich den Gizmo schnappen und ebenso schnell wieder verschwinden.«
»Blackwood hat Sicherheitspersonal auf beiden Schiffen«, sagte Wolfe und hob abwehrend die Hände. »Ja, ja, fang jetzt bloß nicht wieder damit an, Alf. Ich weiß selbst, dass Joe besser ist als sämtliche von Blackwoods Männern zusammen. Aber wir sind hier nicht beim Geheimdienst. Wir bleiben hübsch defensiv. Hol Joe zurück an Bord und behaltet den ganzen Umkreis möglichst im Blick.«
Wolfe hatte kaum ausgeredet, da hielt sich Alf schon das Funkgerät vor den Mund: »Die Party ist vorbei, Joe. Komm zurück an Bord.«
Prähistorische Abgase
Theo Sonborn und Marty wollten einen Blick in Labor Nr. 9 werfen, wo Roy, verkleidet als Wissenschaftler, vor der Tür Wache schob. Die verräterische Wölbung seiner Pistole unter dem weißen Kittel schmälerte die Glaubwürdigkeit der Tarnung allerdings etwas.
»Stopp! Der Junge kann reingehen«, sagte Roy zu Theo. »Aber Sie nicht.«
Streitlustig schob Theo seine Brust vor. »Ach ja? Wer sagt das?«
»Ich sage das«, antwortete Roy.
»Und wer sind Sie?«
»Ich bin ein Typ, der mehr als einen Kopf größer ist als Sie.« Roy öffnete seinen Kittel. »Und bewaffnet.«
Sehr subtil, dachte Marty. Und unglaublich reif.
»Wow, ich bin beeindruckt«, bemerkte Theo.
Ted nimmt diese bekloppte Theo-Rolle wirklich ernst – vielleicht ein bisschen zu ernst, dachte Marty.
»Geh ruhig schon weiter, Theo«, sagte er. »Ich husch nur rasch ins Labor, um zu sehen, was Grace und Luther so treiben.«
»Na, okay«, erwiderte Theo. »Ich hab eh noch einiges zu erledigen. Aber sieh zu, dass du heute Nacht etwas Schlaf kriegst. Du weißt ja: Wir beide gehen morgen in aller Herrgottsfrühe angeln.«
Und damit stolzierte Theo den Gang hinunter.
»Was geht denn hier ab?«, erkundigte sich Marty.
»Na ja, jemand wird versuchen dich umzubringen und deine Cousine zu entführen. Deshalb steht ihr jetzt rund um die Uhr unter Wachschutz. Wo kommst du gerade her?«
»Vom Moonpool.«
»Und da hat man dich in Begleitung dieses Schwachkopfs herkommen lassen?«, fragte Roy. »Da wärst du ja sicherer gewesen, wenn du alleine gegangen wärest.«
»Der ist zäher, als er aussieht«, sagte Marty. »Und intelligenter.«
»Ach ja?« Roy schien nicht im Mindesten beeindruckt. »Wie heißt er?«
»Te…« Marty biss sich in letzter Sekunde auf die Zunge. »Theo Sonborn.«
Roy zog einen kleinen Zettel aus der Hosentasche und überflog, was dort geschrieben stand. »Er steht aber nicht auf der Sicherheitsliste. Wer hat gesagt, dass er dich vom Moonpool hierher begleiten darf?«
Marty zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wolfe wahrscheinlich.«
»Ich muss Alf verständigen. Das ist ein Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen.«
»Na schön, aber könnten Sie vielleicht, während Sie das klären, einen klitzekleinen Schritt zur Seite treten, damit ich kurz ins Labor kann?«
»Aber natürlich, du stehst ja auf der Liste derjenigen, die Zutritt zu Labor Nr. 9 haben.«
»Na, was für ein Glück«, murmelte Marty. Dann betrat er den Schleusenraum, duschte und schlüpfte in die Einwegkleidung, bevor er das sterile Labor
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