Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

betrat.
    Grace, Luther und Laurel beugten sich gerade über die hungrigen Saurierbabys, die in einem solchen Tempo faustgroße rohe Fleischbrocken verschlangen, dass Luther und Laurel mit dem Füttern kaum hinterherkamen.
    Bertha hielt sich in einem XXL-Kittel und mit einer Kaliber-12-Flinte in der Hand wachsam im Hintergrund. An ihrem Gürtel klemmte ein Armee-Funkgerät, das gleiche Modell, das auch Alf und seine Männer benutzten. Um ihren Hals hing ein Kehlkopfmikrofon und in ihrem Ohr steckte ein Ohrhörer. Marty fragte sich, wie sie wohl das Funkgerät und die Waffe desinfiziert hatte.
    Im Labor hing ein äußerst strenger Geruch.
    »Puh, wonach stinkt das hier?«, fragte Marty, bemüht nicht in seine Mundschutzmaske zu würgen.
    »Nach Saurierkacke.« Luther hielt einen dicken Fleischklumpen in der Hand. »Aber keine Sorge, du wirst dich nicht an den Geruch gewöhnen. Na, jedenfalls dürfte jetzt klar sein, warum die Dinosaurier ausgestorben sind: Die haben sich mit ihren Abgasen gegenseitig ausgeknockt, sind sozusagen erstunken.« Luther hielt Eins den Klumpen vor die Nase. »Und den Treibhauseffekt haben sie damit garantiert auch in Gang gesetzt.«
    Mit einem Schnapplaut verschwand das Stück Fleisch und wanderte kurz darauf den langen Saurierhals hinunter.
    »Hui, das war knapp«, rief Luther und zählte blitzschnell seine Finger.
    »Alles in Ordnung mit dir, Marty?« Grace ignorierte Luthers Bemerkung. Ihre Stimme klang besorgt. Sie hielt ein Klemmbrett in der Hand und versuchte den Überblick zu behalten über die Masse an Fleischbrocken, die in den Saurierschlünden verschwanden. »Wolfe hat mir erzählt, was dir oben an Deck passiert ist.«
    »Das Deck war nicht das Problem«, meinte Marty. »Über die Reling gestoßen zu werden war das Problem.«
    Luther holte sich einen neuen Fleischvorrat. »Ich hab gehört, dass unser alter Freund Butch McCall dahintersteckt. Das wird ’ne hübsche Bildserie für unseren nächsten Comic abgeben!«
    »Falsche Erdhalbkugel«, sagte Marty. »Falsche Story. Butch ist nicht hier.«
    »Aber sicher. Er ist derjenige, der dich geschubst hat«, erwiderte Bertha.
    »Wie bitte?? Butch ist an Bord der ›Coelacanth‹?«
    Schnapp!
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Luther. »Bertha hat gerade erfahren, dass er und ein anderer Typ das Schiff mit einem eleganten Kopfsprung verlassen haben und zu Opas Jacht rübergeschwommen sind.«
    »Na, wir vermuten , dass es zwei Männer waren«, korrigierte Bertha. »Und wir vermuten , dass einer von ihnen Butch war. Aber es ist genauso gut möglich, dass er noch an Bord ist. Deswegen steht Roy vor der Tür und deswegen trage ich das Gewehr mit mir herum.« In fünf knappen Sätzen, die so messerscharf formuliert waren, wie nur eine Ex-Generalin es vermochte, gab sie eine Zusammenfassung dessen, was sich in den vergangenen Stunden ereignet hatte.
    Schnapp!
    Schnapp!
    »Wo zum Teufel warst du denn die ganze Zeit?«, fragte Luther Marty.
    »Ich saß auf dem Beifahrersitz eines U-Bootes«, antwortete Marty.
    »Ja, klar.«
    Schnapp!
    Seit Marty zum Küchendienst abkommandiert worden war, hatte er die Saurierjungen nicht mehr gesehen. Inzwischen waren sie aus dem Brutkasten herausgewachsen und hockten in einem behelfsmäßigen Gehege auf dem Laborboden. Marty kamen sie fast doppelt so groß vor wie nach dem Schlüpfen.
    Schnapp!
    Schnapp!
    »So, ich glaube, jetzt sind sie satt.« Luther wischte die blutigen Handschuhe an seinem Kittel ab. »Mach dich bereit!«
    »Bereit wofür?«
    Alle Anwesenden außer Marty waren ein paar Schritte vom Gehege zurückgetreten und hielten sich die Hände vor die Mundschutzmasken. Selbst Bertha hatte ihre Waffe abgelegt und kniff sich die Nase zu.
    »Oh, puh …« Marty taumelte rückwärts.
    »Das Essen flutscht genauso schnell durch sie hindurch, wie es in sie hineingeht.«
    »Wahnsinn, da braucht man ja ’ne Gasmaske«, keuchte Marty. »Dieser Wegwerf-Mundschutz ist ja ’n absoluter Witz.«
    Nachdem die Saurierbabys ihr Geschäft erledigt hatten, was eine Ewigkeit dauerte, kippten sie um und schliefen auf der Stelle ein.
    Laurel stellte den Abluftventilator auf die höchste Stufe – ohne nennenswerten Effekt.
    Um mich auf die Probe zu stellen, hätte Ted mich besser in die Saurierkinderstube abkommandieren sollen, dachte Marty.
    »Ich frage mich, wie wir diese Duftnote in unserem Comic rüberbringen sollen«, grübelte Luther.
    »Wir könnten eine Art Rubbel-Duftkarte einbauen«, schlug Marty vor.
    »Ja, aber womit