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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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Bildschirm geparkt. Entsprechend routiniert und rasant ließ er die Libelle jetzt in der engen Kabine kreisen. Er blickte nicht mal auf die Steuerelemente, fast so, als wären in seine Daumenkuppen kleine Gehirne eingebaut.
    Im Zeichnen war Marty eindeutig besser als Luther, vom Kochen ganz zu schweigen. Aber Luther war unbestritten der gewieftere Videospieler. Er war so geschickt an den Joysticks, dass Ted, hätte er von dieser Begabung gewusst, Luther in den Wasseranzug gesteckt hätte und Marty stattdessen in die stinkende Saurierkrippe, das wurde Marty in diesem Moment klar.
    »Keine Ahnung, wie es möglich sein soll, dieses Teil zu schrotten«, bemerkte Luther. »Das liegt doch tausendmal besser in der Luft als all die ferngesteuerten Hubschrauber, die ich im Internat hatte und die du ständig gecrasht hast.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, widersprach Marty. »Und natürlich muss die Libelle einfach zu bedienen sein, schließlich kostet sie ja auch ungefähr so viel wie ein Geschäftsflugzeug.«
    Marty bemerkte, dass Grace nicht mehr auf dem Stuhl saß, auf dem sie gerade noch gesessen hatte, und streckte seinen Kopf in ihre Kabine. Dort lag Grace neben dem Frankenstein-Affen in ihrer Koje.
    »Ah, du hast ja deinen Affen wiedergefunden«, bemerkte Marty.
    »Bei dir brauch ich mich ja wohl nicht dafür zu bedanken.«
    »Ich hätte dir fast verraten, wo er ist.«
    »Es war absolut mies von dir, ihn ausgerechnet dort zu verstecken, wo ich als Allerletztes nachschauen würde.«
    »Na ja, im Grunde wollte ich dir damit nur ’ne Art Ei-oder-Huhn-Frage stellen. Du weißt schon: Das Entscheidende ist, während des Suchens und nach dem Finden die richtigen Fragen zu stellen.«
    »Wie bitte? Als du meinen Affen in die Truhe gelegt hast, kanntest du die Ei-oder-Huhn-Frage doch noch gar nicht. Das war doch lange vor deinem Gespräch mit Ted.«
    »Na, wahrscheinlich hatte ich die Gedanken intuitiv auch vorher schon im Kopf. Sonst hätte ich Ted doch wohl für total übergeschnappt gehalten mit seinem Hennen-und-Eier-Gerede. Was hast du denn sonst noch in der Truhe gefunden?«
    »Ein ziemlich großes Durcheinander.« Grace stand auf und öffnete den Truhendeckel.
    »Wahnsinn!«, rief Marty. »Als ich den Affen reingelegt habe, sah das da drin noch anders aus. Wahrscheinlich ist bei dem mordsmäßigen Seegang alles durcheinandergeflogen. Na ja, du kriegst das schon entwirrt. Bist ja gut im Entwirren von Sachen.«
    »Wenn ich Zeit habe, ja.« Grace ließ die Truhe wieder zuklappen. »Aber seit die Saurier geschlüpft sind, komme ich kaum noch in meine Kabine. Ich hab mir lediglich ein paar Fotos angeschaut.«
    »Die sind doch irre, oder? Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich, es wären Aufnahmen von dir, als du klein warst.«
    »Ich weiß«, sagte Grace. »Aber noch verrückter finde ich die Fotos von Noah Blackwood als Vater. Man kann sich absolut nicht vorstellen, finde ich, dass der nette Mann auf den Fotos derselbe Kerl ist, von dem Wolfe all diese Horrorgeschichten erzählt. Hast du eigentlich eine Aufnahme von meiner Großmutter gefunden?«
    Marty musste einen Augenblick darüber nachdenken. Zwar hatte er tatsächlich ein fotografisches Gedächtnis, vor allem in Bezug auf Gesichter, aber als er damals im Kongo den Truheninhalt durchgesehen hatte, war er so in Sorge um Grace gewesen, dass seine mentale Kamera offenbar nicht richtig fokussiert hatte.
    »Nein, ich glaube, von ihr waren keine Fotos dabei«, sagte er schließlich. »Das wäre mir aufgefallen.«
    »Aber es war dir auch nicht aufgefallen, dass Fotos von ihr fehlen, oder?«, bohrte Grace nach.
    Marty schüttelte den Kopf. »Nein, du hast Recht. Ich habe mich nur auf das konzentriert, was da war. Nicht auf das, was fehlte. Wer weiß, vielleicht hat das auch wieder was mit Hühnern und Eiern zu tun. Ganz unten in der Truhe liegen übrigens noch viel mehr Fotos – und auch USB-Sticks mit Digitalaufnahmen und vielleicht sogar Videos. Und dann sind da natürlich noch die Tagebücher. Ich wette, da steht auch jede Menge Zeug über Wolfe drin.«
    »Viel mehr als Wolfe würde mich interessieren, wer meine Großmutter war – oder ist«, beharrte Grace. »Über Wolfe wissen wir doch alles. Über meine Großmutter weiß ich nichts, dabei lebt sie vielleicht noch.«
    Wieder schüttelte Marty den Kopf. »Ich glaube, wir wissen über Wolfe nur das, was er uns wissen lässt. Was wir nicht wissen, ist zum Beispiel, wie er und Ted zu ihrer Privatinsel gekommen sind,

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