Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Moonpool streng reglementiert«, bemerkte Noah.
»Das stimmt«, bestätigte Mitch. »Ich selbst war nur einmal unten, als ich geholfen habe die Delfine in den Pool zu bringen. Man muss einen Zugangscode in eine Tastatur an der Tür eingeben, um reinzukommen. Und dieser Code, so habe ich gehört, wird regelmäßig geändert.«
»Und warum hält sich deiner Meinung nach ein Typ wie Theo Sonborn in diesem Moment dort unten auf?«, fragte Noah.
Mitch zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Er scheint überall Zutritt zu haben. Er taucht immer irgendwo auf, aber ich habe noch nie gesehen, dass er mal einen Handschlag getan hat. Der ist ein absoluter Loser. Wie ich schon sagte: Wolfe ist bescheuert immer noch an ihm festzuhalten.«
Noah griff nach Butchs Notizen und suchte nach Theo Sonborns Namen, doch der tauchte dort nicht auf. Warum sollte Travis Wolfe einem Versager Zutritt zu einem Raum gewähren, den nur wenige Befugte betreten durften?
In diesem Moment blinkte der Gizmo auf und das müde Gesicht von Travis Wolfe erschien auf dem kleinen Bildschirm.
»Hallo, Noah.«
»Travis! Was für eine schöne Überraschung, dich zu sehen!«
»Sparen Sie sich die Mühe, Noah! Ich muss mit Butch sprechen.«
»Was redest du da, Travis? Du wirst doch wissen, dass sich Butch in Seattle von einem Malariaschub erholt und überhaupt nicht reisefähig ist.«
Noah war sich sicher, dass Wolfe sein Gerät auf Videokonferenz geschaltet hatte, und er wollte auf keinen Fall irgendetwas von sich geben, das später öffentlich gegen ihn verwandt werden konnte.
»Und bitte danke Ted noch einmal in meinem Namen dafür, dass er mir diesen großartigen Gizmo gegeben hat«, fuhr Noah fort.
»Ted hat Ihnen den Gizmo nicht gegeben«, knurrte Wolfe.
»Entschuldige«, sagte Noah leutselig, »ich muss mich präziser ausdrücken: Er hat ihn mir geliehen . Aber wie dem auch sei – es ist eine fantastische Erfindung! Hoffentlich hast du damit auch unser Telefonat neulich aufgezeichnet – damit eure Expedition von A bis Z für die Nachwelt dokumentiert ist.«
»Was treiben Sie hier, Noah?«
Noah lachte. »Na, wie wir vereinbart haben, spiele ich hier eine völlig untergeordnete, rein unterstützende Rolle. Ich helfe, wenn ich gebraucht werde – was bei eurer großartig qualifizierten Crew wahrscheinlich gar nicht nötig sein wird.«
»Wir haben keine Vereinbarung getroffen«, sagte Wolfe. »Nicht jetzt und auch nicht früher.«
»Natürlich nicht schriftlich, Travis, das meine ich nicht. Aber der Telefonanruf, in dem du mich um Hilfe batest, hat gereicht, damit ich mich gleich in Bewegung setze. Wie gesagt: Langjährige Kollegen, wie wir es sind, müssen sich doch nicht an irgendwelche Verträge und Paragrafen klammern. Wir geben uns unser Wort – und das reicht. Deshalb noch einmal: Ich bin hier, weil du mich darum gebeten hast.«
»Was für eine infame Lüge!«, ereiferte sich Wolfe. »Wir haben weder miteinander telefoniert noch haben wir Sie gebeten hier aufzukreuzen.«
Noah senkte die Stimme und klang jetzt auf einmal sehr viel ernster. »Travis, du hast doch nicht wieder angefangen zu trinken, oder? Ich habe dich und Ted doch schon vor Jahren gewarnt. Das wird noch euer Untergang sein, habe ich gesagt. Und ich habe euch inständig gedrängt sofort damit aufzuhören. Erinnerst du dich an letztes Mal?«
»Es gab kein letztes Mal!«
»Ach ja, klar, du kannst dich ja gar nicht daran erinnern. Du und Ted, ihr lagt ja halb bewusstlos in euren Kojen, als ich diesen Prachtkerl von einem Weißen Hai aus dem Meer gezogen habe. Ich nehme es dir und Ted im Übrigen nicht übel, dass ihr den Fang damals für euch beansprucht habt, aber nach all euren Erfolgen der letzten Jahre hätte ich zumindest gedacht, dass ihr euch vom Alkohol verabschiedet hättet.«
Noah begann die Sache langsam Spaß zu machen. Er selbst hatte sich die Aufzeichnung der Pressekonferenz auch noch einmal angeschaut und ihm war sehr wohl bewusst, dass er, was den Weißen Hai betraf, vor laufender Kamera gelogen hatte. Er blickte auf den Bildschirm des Gizmos, um sich zu vergewissern, dass das Gespräch gerade aufgezeichnet wurde. Sobald die Unterhaltung beendet war, würde er das Gerät seinen Technikern übergeben, damit diese das Gespräch überarbeiteten und Wolfe wie einen Idioten aussehen ließen.
An Bord der »Coelacanth« suchte Travis Wolfe derweil frustriert Alf Ikes Blick, der jedoch nur den Kopf schüttelte. Wolfe sah wieder auf den Gizmo und auf Noah
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