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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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und allen nachfolgenden Generationen weitervermittelt; Rogers, der zeitlos Geliebte: Rogers, der mit der Sackleinwand Bekleidete, der metaphorische Aufschrei; seine Augen, seine gesegneten Augen senkten sich, und er begann zu weinen; er weinte tausend Jahre lang, und während die Sonne unter ihm aufging und die sich in ewiger Bewegung befindenden Sterne in ihrer Weisheit auf andere, fruchtbringendere Beschäftigungen zustrebten, vollbrachte er unseren Ruhm.

 
Neun
     
    DRAUSSEN:
    Sie operierten am nächsten Morgen. Drei der ansässigen Chirurgen drohten aus Protest die Arbeit niederzulegen, falls man fortfahren würde, aber Perkins focht es trotzdem durch. Irgendwie – niemals erzählte er jemandem, nicht einmal Della, was er getan hatte – brachte er es fertig, und sie gingen hinein, Perkins, der Arzt und zwei Internisten, die ohnehin schon Schwierigkeiten mit der Krankenhausverwaltung hatten. Und eine ganze Herde von Krankenschwestern, die einer anderen Gewerkschaft angehörten und im Notfall sagen konnten, daß sie nur Befehle ausgeführt hatten, ansonsten aber keine Ahnung von dem gehabt hätten, was in Wirklichkeit vor sich gegangen war.
    Sie hatten den größten Operationssaal im Gebäude zur Verfügung; sie hatten Lampen jeder Art und Grö ße. Die Klimaanlage arbeitete auf vollen Touren, und es standen sogar zwei Krankenpfleger mit Eimern herum, falls etwas Heilloses geschehen sollte. Wahrend Della an ihrem gewohnten Platz in der Rezeption wartete – das Mädchen dort versuchte ihr ein Gespräch aufzuzwingen, woran sie jedoch nicht interessiert war – arbeiteten sie achtzehn Stunden an Archer. Dann schlossen sie seinen Schädel wieder und rollten den Kranken hinaus, der bis an die Nase mit Florgaze umhüllt war. Sein Kopf wies viele Schnittwunden auf und obskure Schläuche, die ab und zu sanft über Teile seines Gesichts streiften, mündeten in seinen Körper und führten aus ihm heraus.
    Zu dieser Zeit war das Krankenhaus so gebaut, daß die einzelnen Krankenfälle, durch einen Gang, der am Empfangsraum vorbeifühlte, zu den Operationstischen hin-, und von ihnen weggerollt wurden.
    So bekam Della die Gelegenheit zu einem raschen Blick. Obwohl gleichermaßen von Schläuchen und Personal umgeben, gab es doch keinen Zweifel daran, daß die Gestalt auf dem Tisch dort ihr Mann war. Und es schien, als atme er. Als sie das sah, setzte sie sich in einem Schwächeanfall auf eine der glatten Couches und versuchte das Gleichgewicht zu bewahren, während sie einer Reihe von Seufzern nachgab, die scharfe, verzweifelte Schreie hätten sein können, aber nicht eindeutig als solche zu erkennen waren. Der Arzt selbst kam nach kurzer Zeit zurück, wobei er sich abwesend die Hände rieb und den Kopf schüttelte. Er sah nicht erschöpft aus, aber er wirkte beschäftigt.
    »Ich weiß nicht«, sagte er, bevor sie überhaupt etwas gefragt hatte. »Es war sehr interessant. In einigen Beziehungen hat es geklappt; in anderen lief es so, wie wir angenommen hatten; im ganzen überhaupt nicht so sehr gut. Das Problem war das Fehlen einer echten Zusammenarbeit. Ich hatte keine geschickten Hilfen zur Hand, nur Tölpel. In erster Linie stand Perkins allen Tölpeln voran. Ein schwerfälliger, spannungsgeladener, gefährlicher Mann, dessen Zuneigung zu Ihnen seinem Charakter nur unerfreuliche Komplexe aufgeladen hat, mit denen er nicht fertig wird.«
    »Wird er aufwachen? Werde ich mit meinem Mann reden können? Ist er dort?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Wird er leben?« fragte sie weiter.
    Der Arzt überlegte einen Augenblick und machte die schon charakteristische Geste nach dem Ohr, das nicht vorhanden war.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Er wird leben. Ich kann das einigermaßen garantieren. Er wird atmen, Nahrung zu sich nehmen, ausscheiden, und sein Zustand wird sich verbessern. Wenigstens was den physiologischen Standpunkt anbelangt. Ansonsten kann ich nichts sagen. Es gibt da eine Art Determinismus, auf den ich nicht einwirken kann. Wir haben bereits darüber gesprochen, bevor ich diese närrische und zum Scheitern verurteilte Sache versucht habe.«
    Es ist möglich, daß Della von dem, was er sagte, nichts verstand.
    »Werden Sie einige Zeit an seiner Seite bleiben?«
    »Nein. Im Gegensatz zu Ihrem hochgeschätzten Perkins werde ich nicht einmal freiwillig bei Ihnen bleiben. Ich werde nicht einmal zum Schlafen kommen, da ich noch heute nacht heimreisen werde. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Es kommt nicht

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