Jagdfieber
Kopf zurechtfantasiert hatte. Anstatt seine Wunden zu lecken und reumütig zu Emily zurückzukehren, hatte sie durch die Trennung seine Sehnsucht nur noch geschürt. So ein Mist! Er war nach wie vor überzeugt davon, dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten, und entschlossen, dieses Ziel durchzusetzen. Obwohl es ihr schwerfiel, ihm seine Illusionen zu nehmen, wurde es endlich Zeit, ihm reinen Wein einzuschenken und ihm ein für alle Mal klarzumachen, dass er nicht der Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Sie wappnete sich innerlich gegen die Enttäuschung, die sich gleich auf seinem Gesicht ausbreiten würde.
„Um ehrlich zu sein, bin ich in erster Linie hier, um mich zu entschuldigen“, fing sie an.
Jason interpretierte das sofort falsch. „Wenn du dich entschuldigen willst, dann wüsste ich schon, auf welche Weise“, antwortete er mit belegter Stimme. Seine Augen blieben an ihren Lippen hängen, seine teilten sich unwillkürlich. Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie wich erneut vor ihm zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Sobald ihm klar wurde, dass sie vor einer Berührung zurückschreckte, legten sich tiefe Schatten über sein Gesicht. Jason wirkte noch düsterer als sonst, sein legendärer Charme zog sich zurück wie das Meer kurz vor einer Tsunamiwelle. Verbitterung begann sich in seine Züge zu graben, weil er wohl ahnte, worauf das alles hinauslaufen würde. Trotzdem schien er nicht gewillt, das drohende Ende kampflos hinzunehmen, seine Miene wurde beschwörend.
„Paige … um Gottes Willen. Was ist denn nur los? Ich habe akzeptiert, dass du Zeit gebraucht hast, um die neue Situation anzunehmen, und glaub mir, ich habe Emily auch nicht gerne wehgetan, aber wir können doch nicht aufeinander verzichten nur wegen einer Ehe, die nur noch auf dem Papier besteht. Ich liebe Emily nicht mehr!“
„Und ich liebe dich nicht. Ich habe es nie getan und werde es auch nie tun“, platzte sie heraus und war froh, als es endlich ausgesprochen war.
Alles Blut wich aus seinem Gesicht, selbst die Bräune konnte die einsetzende Blässe nicht kaschieren, und sie erlebte ihn das erste Mal sprachlos. Normalerweise war er nie um eine Antwort verlegen. Als gewiefter Staatsanwalt gehörte es zu seinem täglich Brot, mit Worten zu jonglieren, um seine Ziele oder vielmehr die Geschworenen zu erreichen. Nicht nur seine scharfzüngige Rhetorik war bei seinen Widersachern gefürchtet, auch der beißende Spott, der einen Großteil seines Wesens ausmachte. Er schaffte es eigentlich immer, dass man sich ihm hoffnungslos unterlegen fühlte. Paige hatte sich genau davon sehr angezogen gefühlt. Sie hatte es genossen, sich ganz und gar in seine Hände zu begeben, um seine Dominanz und sein Selbstbewusstsein zu spüren, doch genau diese Eigenheiten schienen ihm nun komplett abhandengekommen zu sein. Bevor er sich wieder besinnen konnte, wollte sie diese Pause nutzen, um sich zu erklären.
„Jason, bitte hör mir zu.“
Er antwortete nicht, sondern starrte sie nur brütend an. Paige sprach umgehend weiter, bevor ihm wieder einfiel, wie er seine spitze Zunge einsetzen konnte, um sie wie einen Angeklagten vor Gericht zu zerlegen, ihr die Worte im Mund umzudrehen, bis sie selber an sie glaubte.
„Hör mal, ich weiß, es war feige von mir, Dallas zu verlassen, ohne mit dir Klartext zu reden. Ich dachte, du würdest auch so verstehen, dass es zwischen uns nichts mehr werden kann. Das mit uns beiden …“, sie sah ihn um Verzeihung heischend an, „… hätte nie passieren dürfen. Ich habe Sex mit Liebe verwechselt und Emily dadurch schrecklich wehgetan.“
„Wir haben ihr beide wehgetan“, warf er ein und starrte an ihr vorbei aus dem Fenster. „Ich habe sie genauso betrogen wie du, aber der Schaden ist bereits angerichtet. Emily wird es nicht besser gehen, nur weil du auf mich verzichtest“, fuhr er stur fort.
Paige verzweifelte fast, weil er einfach ignorierte, was sie ihm vorhin mitgeteilt hatte. Unterdessen ließ er seine Augen beschwörend über sie hinweggleiten. „Paige, versteh doch endlich. Ich bin frei. Die Scheidung ist eingereicht, und es wird nicht mehr lange dauern, bis meine Ehe der Vergangenheit angehört.“
„Du machst einen riesigen Fehler und wirst es sicher noch bereuen, dass du Emily so schnell aufgibst“, wandte sie überzeugt ein.
Er schüttelte abwehrend den Kopf.„Nein. Emily und ich … das ist Vergangenheit. Ich will nach vorn schauen, und das
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