Jagdfieber
möchte ich gerne mit dir zusammen tun.“
Paige brach das Herz, denn sie hatte ihn trotz allem sehr gern. Jason war extrem besitzergreifend, kompliziert und anstrengend, aber ebenso jemand, der Fairness und Ehrlichkeit mit beinahe exzessiver Leidenschaft zelebrierte. Im Nachhinein wunderte es sie nicht, dass er Emily die Affäre so schnell gestanden hatte. Er war noch nie jemand gewesen, der den Weg des geringsten Widerstandes ging, was aber gleichzeitig nicht bedeutete, dass er unverwundbar war.
„Nach vorn schauen möchte ich auch“, begann sie behutsam.
„Aber?“
„Aber nicht mit dir“, erwiderte sie fest.
Es wurde mucksmäuschenstill. Ihr eigener Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, während er sichtlich um Fassung rang. Für einen Mann wie ihn musste ihre Abfuhr unglaublich demütigend sein, nachdem er ihr quasi sein Herz zu Füßen gelegt hatte. Endlich fing er sich ein wenig und hob gewohnt selbstbewusst den Kopf.
„Ich glaube dir nicht. Du denkst immer noch, ich würde wieder zu ihr zurückkehren, wenn du dich zurückziehst, aber ich versichere dir, dass ich …“
„Ich habe mich verliebt“, unterbrach sie ihn, bevor er sich wieder in irgendwelche Ausreden hineinsteigern konnte. Zwar hätte sie es gerne vermieden, ihm von Victor zu erzählen, doch sein unerschütterlicher Glaube daran, sie wolle lediglich Emily vor weiterem Kummer bewahren, ließ ihr keine andere Wahl. Unbeirrt setzte sie ihren Weg fort und fühlte sich mit jedem Wort sicherer.
„Sein Name ist Victor, und ich habe ihn hier in London kennengelernt. Du musst mir glauben, dass ich das alles so nicht gewollt habe. Wäre ich nicht gewesen, wärst du noch mit Emily zusammen, und ich müsste auch nicht hier stehen und dir wehtun. Aber ich kann auch nicht so tun, als hätte ich diese Gefühle nicht. Victor ist der Mann, den ich will und mit dem ich zusammen sein möchte. Ich weiß, es war gemein, dass ich dir durch mein Schweigen Hoffnungen gemacht habe, aber ich will dich wenigstens jetzt nicht weiter im Unklaren lassen. Es ist so, wie es ist. Bitte sag mir, dass du es verstehst.“
Seine Miene wirkte verschlossen, er sah zur Seite. „Ich bin ein Idiot“, murmelte er leise. „Ich hätte mir denken können, was los ist, nachdem du dich nicht einmal gemeldet hast, aber ich war so verblendet, dass ich die Zeichen nicht sehen wollte.“
Ihre Zerknirschung kannte keine Grenzen. Das war jetzt nach Emily das zweite Mal, dass sie mit den Folgen ihrer Leichtfertigkeit konfrontiert wurde, und sie schwor sich, nie wieder einen Menschen bewusst so zu verletzen.
„Willst du nicht doch um Emily kämpfen“, warf sie ein und hoffte, dass er endlich aus seinem Rausch erwacht war. Sie war überzeugt davon, dass er noch tiefe Gefühle für seine Frau hegte. Diese waren nur durch wachsende Entfremdung verlorengegangen, verschüttet im Einerlei des Alltags, aber sicher nicht verschwunden. Paige hörte ihn schwer seufzen.
„Ich und Em …“, er machte eine resignierte Handbewegung, „… das ist nicht mehr das, was es mal war.“
„Sie liebt dich noch immer“, brachte sie überzeugt an.
Er lächelte traurig. „Das mag sein. Sie wird auch für mich immer etwas Besonderes bleiben. Immerhin waren wir viele Jahre zusammen. Aber manchmal reicht Liebe nicht aus, wenn man so unterschiedlich ist. Wir haben verschiedene Wege eingeschlagen und wollen nicht dasselbe vom Leben. Aber du und ich … wir hätten perfekt zusammengepasst.“
Paige hatte das Bedürfnis ihn zu trösten, denn sie hörte seiner Stimme an, dass er selbst nicht mehr daran glaubte, dass sie nochmal zusammenkommen würden. Mit wenigen Schritten, ihre Füße fühlten sich an wie mit Blei beschwert, überbrückte sie die wenigen Meter zu ihm und legte ihm die Hand an die Wange.
„Du bist ein toller Mann, Jason. Und wäre Victor nicht, dann hätte ich es vielleicht sogar mit dir versucht, aber …“
„Aber du willst den Kerl nicht mehr loslassen“, beendete er den Satz für sie, als ihr die Worte im Hals stecken blieben.
Paige nickte unter Tränen, weil diese Feststellung in nüchternem Ton fiel, ohne Groll oder Hass. Er sah sie lange Zeit nur an, wortlos und sehnsüchtig, was seine nächsten Worte umso überraschender machte.
„Dann kann ich dir nur alles Gute wünschen, Paige. Ich hoffe, der Bursche weiß, was für ein riesiges Glück er hat.“
Er verstand es. Beinahe wäre sie vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen, stattdessen schnippte sie eine kleine Perle
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