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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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bei einer Routineuntersuchung entdeckt hatte, war es bereits zu spät für eine Behandlung gewesen. Der Krebs hatte schon längst gestreut und sich weiträumig ausgebreitet. Innerhalb weniger Wochen wurde aus einer schönen Frau ein Schatten ihrer selbst, und sie starb, wie sie gelebt hatte. Mit verkniffenem Mund, sich selbst bemitleidend und voller Groll gegen ihr Schicksal, das ihr so übel mitgespielt hatte. Paige hatte ihrem Vater nie erzählt, dass Moira ihr von klein auf das Gefühl vermittelt hatte, unerwünscht zu sein. Ein Unfall, der nie hätte passieren dürfen, und der Grund dafür, dass sie ihre Tochter verloren hatte. Natürlich hatte sie dieses Verhalten nie in Ross’ Gegenwart an den Tag gelegt. Sobald ihr Vater zugegen war, hatte Moria sie stets mit übertriebener Fürsorge überschüttet und so getan, als wäre Paige ihr Ein und Alles. Sie konnte sich bis heute nicht erklären, warum ihr normalerweise so aufmerksamer Vater diese Scharade nicht durchschaut hatte. Vielleicht hatte er die Wahrheit auch nicht sehen wollen.
    Ross’ Stimme forderte wieder ihre Aufmerksamkeit. „Stellst du dir nicht manchmal vor, wie es wäre, wenn sie zurückkäme?“
    „Meinst du Großmutter?“, fragte sie irritiert.
    „Nein, deine Mom.“
    „Sie ist tot, oder ist dir das entfallen“, meinte sie härter als beabsichtigt.
    Ross zuckte leicht zusammen, und sie wurde misstrauisch. Wieso verhielt er sich so komisch, stellte Fragen, die überhaupt keinen Sinn ergaben?
    „Wieso beschäftigt dich der Gedanke an sie so sehr? Du hast sie in den letzten Jahren kaum noch erwähnt. Ich dachte eigentlich, mit diesem Thema wären wir durch.“
    Ross strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und erweckte den Eindruck, als fühle er sich äußerst unbehaglich. Erneut erschien dieser undefinierbare Ausdruck in seinen Augen, der ihr in letzter Zeit öfter aufgefallen war. Als würde er händeringend nach einer Lösung für ein Problem suchen und keine finden. Doch er ließ Paige keine Zeit, sich länger mit ihren Beobachtungen auseinanderzusetzen.
    „Ach, es gibt keinen besonderen Anlass. Es war nur so eine fixe Idee, die gerade durch meinen Kopf gegeistert ist.“ Er räusperte sich vernehmlich. „Also, dann hast du wirklich nichts auf dem Herzen, worüber du mit mir reden willst?“
    Energisch schüttelte sie den Kopf.
    „Nicht, dass ich wüsste“, versicherte sie eilig und fügte mit ernster Stimme hinzu: „Weißt du, ich mache mir eigentlich mehr Sorgen um dich. Seit du aus Italien zurück bist, verhältst du dich total merkwürdig, rennst nachts durch das Gebäude, isst unregelmäßig. Bist du vielleicht in irgendwelchen Schwierigkeiten?“
    Wie damals bei ihrem Telefongespräch druckste er herum, schien zuerst gewillt, sich ihr anzuvertrauen, und blockte dann ab.
    „Ich stecke in keinen Schwierigkeiten, aber ich habe ein kleines Problem. Ich will heute Abend unbedingt auf die Wohltätigkeitsveranstaltung von Madeline Livingston und habe keine Einladung.“
    Paige lachte ungläubig. „Seit wann lässt du dich von einer fehlenden Einladung davon abhalten, irgendwo hinzugehen?“
    „Seit ich in London bin und die ziemlich starren Höflichkeitsprinzipien hier genießen darf“, erklärte er mit unverhohlenem Sarkasmus.
    Paige wusste, was er meinte. Als sogenannter Neureicher brauchte man hier eine Art Mentor. Jemanden, der dazugehörte und die entsprechenden Kontakte knüpfen konnte. Die englische Oberschicht blieb gerne unter sich und konnte es gar nicht ab, wenn sich jemand Fremdes in ihre Reihen drängte. Paige wunderte sich über seinen Wunsch, sich neuerdings unter diese Hyänen mischen zu wollen, was natürlich umso mehr ihre Neugier weckte.
    „Warum ist dir diese Party so wichtig?“
    Er wich ihrem durchdringenden Blick aus.
    „Das hat geschäftliche Gründe“, erklärte er vage und fuhr energischer fort: „Ich möchte, dass du zu Victor gehst und ihn darum bittest, uns zu begleiten. Er kennt hier wirklich jeden, der irgendwie wichtig ist. Mit ihm im Schlepptau wird es kein Problem sein, sich unter die Gäste zu mischen.“
    „Wieso bittest du ihn nicht selbst? Du weißt doch, dass ich nicht so gut mit ihm auskomme“, meinte sie scheinheilig, obwohl sie sich insgeheim diebisch darüber freute, dass sie nun einen ganz offiziellen Grund serviert bekam, um Victor aufzusuchen.
    Ross verzog bedauernd den Mund.„Ich muss noch dringend in die Stadt, bin aber bis zum Abend wieder da.“ Er machte

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