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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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entlockt. Dabei war der eine Nachmittag in der Hotellobby eine Ausnahme gewesen, weil der Schnitt des Kleides einen BH nicht zugelassen hatte. Sie hätte gewirkt wie ein kleines Mädchen, das mit den Kleidern ihrer Mutter große Dame spielte. Bei diesem Gedankensprung fühlte sie einen feinen Stich in der Herzgegend, wie immer, wenn sie an ihre Mutter dachte. Sie hatte sie nie kennengelernt. Nicht mal ein Foto gab es von ihr, als hätten sich ihre Großmutter und Ross gemeinsam verschworen, jegliche Erinnerung an sie für immer auszulöschen. Sie hatte auch früh gelernt, nicht nach ihr zu fragen, weil sie den Schmerz auf Ross’ Gesicht nicht ertragen konnte, sobald die Sprache auf sie kam. Es spielte ohnehin keine Rolle. Ihre Mutter war tot, es brachte keinen weiter, in der Vergangenheit herumzustochern und sich mit Sehnsüchten zu quälen, die für immer unerfüllt bleiben mussten.
    Paige merkte, dass sie sich wieder in düsteren Gedanken verstrickte, und blendete die Vergangenheit wieder aus. Sofort fühlte sie sich besser, die Schatten verkrochen sich, und ein dünner Gute-Laune-Strahl zwängte sich zurück an die Oberfläche. Sorgfältig strich sie das Kleid an den Seiten glatt, bevor sie sich einen farblich passenden Slip schnappte und ihn überstreifte. Kaum fiel der Saum des Kleidchens wieder über ihre Oberschenkel, klopfte es an der Tür. Sie drehte den Kopf in die entsprechende Richtung.
    „Herein.“
    Die Tür schwang auf, und ihr Vater steckte den Kopf durch den Spalt. „Kann ich reinkommen?“
    Sie lächelte und nickte erfreut. „Klar doch.“
    Ross trat ein und sah sich neugierig um. Er war noch nicht oft in ihrem Zimmer gewesen, und sein prüfender Blick glitt milde über das organisierte Chaos, wie sie ihre ständige Unordnung liebevoll zu bezeichnen pflegte.
    „Du solltest mal wieder aufräumen“, schalt er, doch das Zucken um seine Mundwinkel verriet, dass es ihm im Grunde egal war, ob sie bis zu den Knöcheln im Müll versank.
    „Und du solltest mal wieder Urlaub machen“, konterte sie und spielte damit auf den erschöpften Zug um seinen Mund an. Ross wurde doch nicht etwa krank?
    „Du willst mich wieder in den Urlaub schicken, obwohl ich doch erst in Italien gewesen bin? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass du mich loswerden willst.“ Ross schnalzte gespielt beleidigt mit der Zunge und schüttelte tadelnd den Kopf. „Womit hat dein alter Vater das verdient?“
    Er trat nun ganz in den Raum und schloss sorgfältig die Tür hinter sich, bevor er sich umdrehte und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen auf sie zukam. Paige ließ sich von seiner saloppen Antwort nicht täuschen und musterte ihn besorgt. Ross sah wirklich unendlich müde aus, sein normalerweise stark gebräuntes Gesicht wirkte fahl und eingefallen. Vermutlich aß er auch nicht regelmäßig, was immer dann geschah, wenn er sich sehr intensiv mit einer Sache beschäftigte. Was war es diesmal? Plante er geschäftlich einen neuen Coup, oder hatte sein abgezehrtes Aussehen andere Gründe?
    Auf jeden Fall machte ihm etwas zu schaffen. Ross geisterte oft bis in die frühen Morgenstunden umher. Sie konnte ihn trotz der dicken Wände hören, und einmal hätte sie ihn, vor lauter Angst, er könnte ein Einbrecher sein, fast mit einer keulenförmigen Porzellanvase mit Tulpendekor erschlagen. Glücklicherweise hatte sie ihn noch rechtzeitig erkannt, bevor das Ding mit seinem Schädel kollidierte und in tausend Teile zersprang. Auf ihre Frage hin, warum er sich zu nachtschlafender Zeit – immerhin war es fast drei Uhr in der Früh–in voller Bekleidung im gemeinsamen Wohnzimmer herumtrieb, hatte er nur mit einem lapidaren bin eben nicht müde geantwortet. Seitdem achtete sie besonders auf Schritte und Geräusche, und sie fand heraus, dass er fast jede Nacht rastlos durch die Räume mit den hohen Decken tigerte, die jeden Laut wie ein Echo zurückwarfen. Heute schien zumindest seine Laune bedeutend besser, wie sie erfreut feststellte. Er musterte sie mit leichter Belustigung, liebevoller Spott brachte seine dunkelgrünen Augen wieder zum Strahlen.
    Schelmisch grinste sie ihn an. „Darf ich dich umarmen, um meine freche Klappe wiedergutzumachen?“
    Ross lächelte und breitete die Arme aus. „Ich bitte darum.“
    Paige schloss den Abstand zwischen ihnen und legte ihm die Wange an die Brust.
    Sie kuschelte sich näher an ihn und seufzte selig. Seine Nähe tat ihr gut. Paige brauchte das ab und an, da ihr sonst

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