Jagdhaus in Der Eifel
und ein Protokoll gefertigt werden.
»Frau Nattinger«, sagte er, »Sie werden mit dem Problem fertigwerden müssen und hoffentlich Richter finden, die den Unfall mit anderen Augen sehen als mein Kollege.«
»Was soll jetzt geschehen?«
»Für morgen, vierzehn Uhr, lade ich Sie hiermit formell zu einem Ortstermin an der Unfallstelle. Auch Frau Bessener und Herr Semper kann ich diesen Termin nicht ersparen. Wir werden das Erforderliche veranlassen. Ihr Gatte ist noch in Paris. Zur Zeit sehe ich noch keine Notwendigkeit, auf seiner Anwesenheit hier zu bestehen. Bitte versäumen Sie nicht, einen Anwalt zu informieren. Der Fall liegt ernst genug.«
Die beiden Kriminalisten erhoben sich. Ein Händedruck unterblieb. Die Verabschiedung erfolgte durch die Andeutung eines Kopfnickens.
»Danke, wir finden allein hinaus.«
Als sich die schwere Holztür hinter ihnen geschlossen hatte, sagte Lupus: »Ich trete in die Friedensbewegung ein oder werde Terrorist.«
»Was ist denn jetzt mit dir los?«
»Ich könnte diesen ganzen Laden hier in die Luft sprengen! Nicht einmal die Decke hat sie über die tote Geliebte ihres Mannes gelegt. Was ist das für eine Frau!«
»Sie wird milde Richter finden, vermute ich. Sie muß die Rolle nur weiter spielen, die sie uns vorgemacht hat. Und was hat die Mordkommission bisher geleistet?«
»Einen Verkehrsunfall aufgeklärt«, antwortete Lupus ohne jede Begeisterung. »Das finde ich echt stark!«
Kapitel 22
Das Hochkreuz ist nicht nur eine Haltestelle für die U-Strab, sondern auch eine Straßenkreuzung, an der es öfter mal kracht. Auf halbem Wege zwischen Bonn und dem zugeschalteten Ortsteil Bad Godesberg kann man hier kräftig auf das Gaspedal treten, weil die Straße parallel zum Rhein so schön geradeaus läuft. Die Nachbildung einer gotischen Säule aus dem 14. Jahrhundert bemühte sich wie ein kleiner Kirchturm auszusehen und wirkte etwas wundersam inmitten des brodelnden Verkehrs.
An diesem Hochkreuz hatte sich Kommissar Freiberg absetzen lassen. Lupus hatte seiner Frau versprochen, endlich einmal seinen Abonnementplatz an ihrer Seite im »Kleinen Theater« in Bad Godesberg einzunehmen und war dankbar, nach links abbiegen zu können.
Vom Hochkreuz ließ sich die Innenstadt mit der U-Strab erreichen. Diese »Unterpflasterstraßenbahn« hielt bei ihrer Fahrt in Richtung Bahnhof an den ministeriellen Kreuzbauten, auch in unmittelbarer Nähe des Präsidiums und schließlich bei nahezu allen Bauten und Dienststellen, die sich bundestreu in der Nähe der Nord-Süd-Achse angesiedelt hatten.
Bezeichnenderweise war die Haltestelle bei der Villa Hammerschmidt, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, nach dem Zoologischen Museum Alexander König benannt worden. Durchaus folgerichtig, denn schließlich hatte sich hier der Parlamentarische Rat versammelt und zwischen ausgestopften Giraffen so wie anderem Getier das Grundgesetz formuliert und Bonn zum vorläufigen Sitz der Bundesorgane erklärt.
Kommissar Freiberg ließ den Gedanken fallen, die U-Strab zu nehmen. Für einen historisch Interessierten drängten sich auf der Strecke zu viele Parallelen auf. Hatte nicht eine Kaisertochter im Palais Schaumburg, der Residenz vieler Bundeskanzler, mit einem Hochstapler dem süßen Leben gefrönt bis sie pleite war? Auch die 200-Goldmark-Millionäre in ihren benachbarten Villen dürften schon gewußt haben, wo das Rheinland schön und interessant ist.
Der Fußmarsch zum Präsidium brachte Freiberg auf andere Gedanken. Die Bürostunden waren längst zu Ende und die Hektik des Tages hatte sich gelegt. Der Pförtner kannte inzwischen den Leiter der Mordkommission und grüßte freundlich herüber. Um sein Dienstzimmer zu erreichen, mußte Freiberg an der Tür von Kriminalmeister Ahrens vorbei. Dort hörte er Geräusche und schaute vorsichtig hinein.
»Nanu, Chef! Noch immer oder schon wieder?« tönte es ihm entgegen.
»Auch den Wohltäter zieht es an den Ort der Tat zurück. Wir sind bedient – Lupus und ich. Nase pläng bis obenhin.«
»Hat es Ärger gegeben? Ist was passiert?«
»Es ist passiert! – Packen Sie den Fournier-Asservatenklüngel zusammen. Der Fall ist geklärt.«
»Im Ernst?«
»So ist’s. Frau Nattinger hat – wie soll ich sagen – gestanden, daß sich die Fournier den Schädel zerschmettern durfte, als sie unangeschnallt mit unserer Waidmännin vor einen Baum geknallt ist. Ein paar hundert Meter vor der Hütte.«
»Wie kann das sein? Der Fundort…«
»Die
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