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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Fournier war gleich tot und wurde erst im Laub versteckt. In der nächsten Nacht dann ab mit ihr, damit keiner etwas merkt.«
    »Haben die anderen geholfen? Diese Hüttenmenschen?«
    »Nein, sie will es allein getan haben. Das dürfte auch stimmen. Rein mit der Leiche in die Wildwanne im Kofferraum des Mercedes und ab durch die Finsternis wie Erlkönigs Braut.«
    »Und was sagt unser Lupus mit seiner empfindlichen Seele dazu?«
    »Der wollte der Dame am liebsten einen Mord anhängen, weil sie der Toten nicht einmal die Decke gelassen hat, in die sie eingewickelt war. Das war also nur die Transportverpackung.«
    »Das wird sie teuer zu stehen kommen, Chef.«
    »Glauben Sie? Die richtige Tour gespielt, ein guter Anwalt und die Gnade kommt vor dem Recht. Körperverletzung mit Todesfolge. Wir vom ersten K werden im Präsidium den Ruf einer guten Verkehrspolizei zu verteidigen haben.«
    »Auch dicke Hunde haben manchmal einen dünnen Schwanz.« Ahrens bekundete, wie sehr Lupus ihm schon den Sinn für das Wesentliche geschärft hatte.
    Kommissar Freiberg hatte sich auf die Schreibtischkante gesetzt. »Halt, was kramen Sie da weg, lassen Sie mal sehen.«
    Ahrens schob ihm einen Karton zu. »Spiegelreflexkamera, Tagebücher, Schreibkram – geht alles zurück ins Ministerium.«
    »Und das?« Kommissar Freiberg deutete mit dem Finger auf eine Plastik-Kassette.
    »Einmalband für elektrische Schreibmaschinen. Die hat unsere Kuhnert jetzt auch – keine schmutzigen Finger mehr.«
    »Und der Inhalt – was ist damit?«
    »Farbband doch wohl. Korrekturband ist nicht dabei. So genau kenne ich mich damit nicht aus. Hier Chef, das zweite Exemplar hat der eifrige Sicherheitsreferent noch nachgeliefert. Dem Sachbearbeiter ist der Klebestreifen mit dem Namen Fournier aufgefallen.«
    »Dann hat unser neunzehntes K noch keine Überprüfung vornehmen können. Kommen Sie, nehmen Sie das Ding mal mit. Wir schauen nach, wie so etwas bei der Kuhnert funktioniert. – Habt ihr beiden schon genug geübt?«
    »Etwas schon.«
    »Wußt ich’s doch! Wann trefft ihr euch heute?«
    »Zur Spätvorstellung. James Bond, ›Octopussy‹. Aber woher wissen Sie…?«
    »Lassen Sie gut sein. Mit der Frage immer etwas mehr behaupten, als man weiß. Alter Vernehmungstrick. Nur nicht zu oft anwenden. Die Nattinger ist auch darauf angesprungen. – Aber ich will’s nicht wieder tun bei einem glücklich liebend Paar.«
    Fräulein Kuhnert hatte sich alle Mühe gegeben, das Protokoll der Zeugenvernehmung des Kraftfahrers Simrock durch Kriminalmeister Ahrens auf der neuen Maschine besonders sauber zu tippen. Ein Schriftbild wie gedruckt. Nur bei ganz genauem Hinsehen ließ sich erkennen, daß auch die Korrekturtaste einige Male benutzt worden war.
    Freiberg überflog den Text. Das war ein wichtiges Dokument.
    »Besten Dank, Ahrens«, sagte er noch einmal, »ohne diese Aussage sähe es für Henrik Aston immer noch böse aus.«
    »Wollen Sie ihm den Stand der Ermittlungen mitteilen?«
    »Doch, ja, nachher. Ich bin es ihm schuldig. Erinnern Sie mich bitte daran, daß wir noch einmal raus in die Eifel müssen. Für morgen vierzehn Uhr habe ich einen Termin einberaumt. Dieser Unfall der Frau Nattinger muß rekonstruiert werden. Wir fahren in der alten Besetzung. Veranlassen Sie bitte auch die Ladung von Frau Bessener und Herrn Semper – die will ich dabei haben.«
    Ahrens nickte. »Geht klar, Chef!«
    Kommissar Freiberg hatte wieder zur Farbband-Kassette gegriffen. »Ist die mal gründlich untersucht worden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wäre doch ganz interessant zu wissen, was die Sekretärin zuletzt geschrieben hat. Ihren letzten Willen sozusagen.«
    »Ich glaube nicht. Wozu auch? Jetzt, wo alles gelaufen ist. Was soll so ein benutztes Farbband noch hergeben? Das kann doch kein Mensch mehr lesen.«
    Freiberg entzifferte einige Aufschriften: »High Yield. Correctable. Film Ribbon, Gr. 140 c. Sieht nicht so aus, als wenn das die Originalkassette ist. Sicher ein Einkauf der Beschaffungsstelle zu etwas günstigeren Bedingungen – wie beim Video-Markt.«
    Das Band ließ sich auf den Spulen leicht hin und her bewegen. Die hauchdünne schwarze Schicht lag wie feinstes Pulver auf dem Gewebe und ließ sich durch den leichtesten Druck fortwischen. Dort, wo das Band in der Kassette frei lief, damit der Kugelkopf aufschlagen konnte, waren einige Buchstaben zu erkennen.
    Freiberg drehte das Band ein paar Zentimeter vor und zurück… n-t-g-n-h-… Drei Zeilen liefen parallel

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