Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
zueinander. Worte ergaben die erkennbaren Buchstaben noch nicht.
    »Das muß doch herauszubekommen sein. Ahrens, schreiben Sie mal auf! Jeden Buchstaben einzeln und mit viel Abstand. Die Großbuchstaben besonders deutlich.
    Ich sage an: n-t-g-n-h-i-o-e-D. Die nächste Zeile bitte: i-r-t-e-s-p-u-i- und wir machen weiter so: o-a-e-I-c-ä-r-e – Das reicht.«
    »Fertig, Chef.«
    »Im Prinzip ist das Band also lesbar. Muß doch auch sein bei einem Einmalband. Jetzt wollen wir versuchen, einen Sinn hineinzubekommen. Lesen Sie vor.«
    »N-t-g-e-n-h… Was für ein Quatsch! Sollen wir das nicht lieber unseren Technikern überlassen?«
    »Soviel Zeit bleibt uns nicht, der Ortstermin ist morgen. Wir müssen es rückwärts angehen, das Band ist ja durchgelaufen. Wie in der Schule. Am leichtesten war O-t-t-o von hinten nach vorn zu lesen. Stunden haben wir damit verbracht Worte zu finden, die von rückwärts gelesen noch einen Sinn ergaben. Also, erste Zeile rückwärts bitte!«
    »D-e-o… Daß ich nicht lache, ein Intimspray oder Ähnliches.«
    »Und weiter?«
    »… i-h-n-g-t-n… wieder Salat!«
    »Nächste Zeile!«
    »… i-u-p-s-e-t-r-i… klingt auch ziemlich blöd.«
    Freiberg lachte. »Vielleicht hört sich so echtes EWG-Chinesisch an, über das die Presse immer lästert.«
    »Wenn das die neue Sprache ist«, meinte Ahrens, »bin ich auch dafür, daß wir aus dem Verein austreten.«
    Der Kommissar sah seinem Mitarbeiter über die Schulter. »Jetzt von oben nach unten. – Nein, hinten anfangen!«
    Ahrens buchstabierte: »D-i-e… hurra! Menschliche Laute!«
    »Und nun das ganze langsam im Klartext – von oben nach unten und von rechts nach links.«
    »D-i-e e-u-r-o-p-ä-i-s-c-h-e I-n-t-e-g-r-a-t-i-o-n… Land in Sicht, Chef. Jetzt sind wir fit im Dechiffrieren. Auf, knacken wir den Kreml-Code!«
    »Ja, dann wollen wir mal dem Octopussy zu Leibe rücken. Sie gehen zu James Bond, und ich spiele den 006 oder 7!«
    »Soll ich nicht bleiben? Das wird sicher eine lange Nacht.«
    »Wie lang die Nacht für Sie wird, dürfte von der Dame abhängen, die auf Sie wartet. Wie lang die Nacht für mich wird, hängt davon ab, was dieses Farbband zu erzählen hat.«
    »Sie wollten noch die Unfallstation anrufen.«
    »Ja, danke. Jetzt gleich – oder besser noch – gehen Sie doch bitte vorbei – bis zur Spätvorstellung ist ja noch Zeit – und übermitteln Sie der diensthabenden Schwester unsere besten Grüße. Vor allem versuchen Sie, trotz der späten Stunde, Sir Henrik zu sprechen. Sagen Sie ihm, seine vollkommene Unschuld sei bewiesen. Wenn er es hören will, erzählen Sie ruhig von dem Unfall in der Eifel. Aber diskret bitte, er ist selbst nur knapp einem ähnlichen Schicksal entgangen. Wenn Sie die Schwester nicht becircen können, versuchen Sie mit dem Stationsarzt zu sprechen. Nun hauen Sie ab!«
    »Danke, Chef – und gute Nacht!«
    »Die wird’s werden.«
    Als der Kriminalhauptmeister Müller, Fräulein Kuhnert und Kriminalmeister Ahrens – jeder auf seine Weise etwas unausgeschlafen – am nächsten Morgen zum Dienst erschienen, fanden sie einen handgeschriebenen Zettel am Papierhalter der neuen Schreibmaschine festgeklemmt.
    »Bitte holt mich um 10 Uhr 30 von meiner Bude ab. Wir wollen etwas früher in der Eifel sein. Ich habe die Kassette mitgenommen. – Lupus! Depannage Morisse anrufen! Meine Nacht war nicht zum Schlafen da. oo-Sex. W. F.«

 
    Kapitel 23
     
     
     
    Gegen die Aufforderung, an dem Ortstermin um vierzehn Uhr teilzunehmen, hatte Ministerialdirigent Semper nichts einzuwenden. Er würde rechtzeitig dort sein. Hedwig Bessener machte Schwierigkeiten, weil sie um diese Zeit Besucher für den Minister erwartete. Ihnen sollte sie mit Geschick und Charme das Gefühl vermitteln, daß bei ihr alles in den besten Händen liege, auch wenn der Herr Minister zu seinem größten Bedauern einen unaufschiebbaren Termin außer Haus wahrzunehmen habe.
    Als Fräulein Kuhnert mit der Einladung keinen Erfolg hatte, übernahm Lupus den Telefonhörer. Er machte gar nicht erst den Versuch, verbindlich erscheinen zu wollen. »Frau Bessener, wenn Sie selbst nicht in der Lage sind, so umzudisponieren, daß wir mit Ihrer Anwesenheit beim Ortstermin rechnen können, werden wir uns mit Ihrem Minister in Verbindung setzen und ihn unter Darlegung der Gründe um Ihre Freistellung bitten.«
    Sie versuchte noch einmal die Dringlichkeit ihrer Anwesenheit im Ministerium darzulegen. Lupus wischte die Argumente nicht sehr rücksichtsvoll

Weitere Kostenlose Bücher