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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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geschmälert werden«, sagte Freiberg, stieg bei ihm ein und legte den Gurt an.
    Um diese Tageszeit mußte man mit fünfzehn Minuten Fahrt rechnen. Kennedy-Allee, Gotenstraße, Simrockallee, dann noch einen Privatweg.
    Geborgen hinter einer mit wildem Wein bewachsenen Mauer lag das »Haus am Rhein«.
    Nachdem eine Stimme die Besucher über die Sprechanlage nach ihren Wünschen befragt hatte, öffnete sich das auf Rollen laufende, kunstvoll geschmiedete Tor und gab den Weg zur Auffahrt frei. Als Nattingers große Beförderungsparty stattgefunden hatte, wirkte der Besitz viel offener und zugänglicher, erinnerte sich Freiberg.
    Lupus nahm Witterung auf. »Wie diskret ist doch diese Vermählung zwischen Natur und Geld.«
    Dann meldeten sich die Jagdhunde. Man sah sie lebhaft im Zwinger herumspringen. Frau Nattinger hatte sie vorsichtshalber eingesperrt, denn mancher Besucher hatte Angst, wenn die Weimaraner über den englisch kurzgeschnittenen Rasen gefegt kamen. Doch die Tiere waren vorzüglich abgerichtet und hätten nur auf Befehl zugepackt, dann aber energisch. Nur in der Dunkelheit galten andere Gesetze. Niemand hätte es wagen dürfen, das Haus unangemeldet zu betreten.
    Lupus stellte fest: »Hier möchte ich Hund sein.« Damit parkte er seinen Wagen auf einem der durch Buschwerk gedeckten Abstellplätze unweit des Eingangs.
    Auch die Haustür vermittelte Sicherheit und den Eindruck von solidem Wert. Edles dunkelbraunes Holz mit Butzenscheiben im oberen Rund. Durch das blinkende Metall des Griffes und des in eine Rosette eingelassenen Klingelknopfes – ohne Namensschild – wurde noch unterstrichen, daß der wahre Reichtum auf äußere Attribute verzichten kann.
    Der wohltönende Gong, den man draußen noch leise hören konnte, rief die Hausgehilfin. Ein ungeübtes Auge hätte sie für die Dame des Hauses halten können.
    »Bitte treten Sie ein, Frau Nattinger erwartet Sie!«
    In der Halle hingen Stahlstiche von Jagdszenen und seltene Trophäen. Doch der Hinweis auf das Waidwerk störte nicht die Wirkung des Raumes. Mit ausgesuchten dunklen Grandeln waren die Kerzenhalter und eine unter dem Spiegel stehende Kristallschale gefaßt.
    Frau Nattinger stand im Eingang zum Wohnraum, dem sich das Eßzimmer anschloß. Dahinter lag der Salon. Alle Räume ließen sich durch das Öffnen der Türen zu einer Zimmerflucht verbinden, die jedem Anspruch für einen Empfang gerecht werden konnte.
    Mit einer Handbewegung bat sie einzutreten. »Bitte, meine Herren!«
    Obwohl Freiberg während der Party mit Kriminalrat Sörensen schon hier gewesen war, machte er sich noch einmal bekannt und stellte Kriminalhauptmeister Müller als seinen Mitarbeiter vor.
    »Wir haben uns schon unter recht schwierigen Umständen kennengelernt«, sagte Frau Nattinger. »Ich hoffe, daß wir heute ein angenehmeres Gespräch führen können. Darf es etwas zu trinken sein?«
    »Nein, danke«, antwortete Freiberg. Lupus hätte sicherlich vorgezogen ein »ja, aber gern« zu hören.
    Die Sitzgruppe war so eingerichtet, daß sie den Gästen den Blick in das Rheintal eröffnete. Das leise Tuckern von Schiffsmotoren war kaum wahrzunehmen und schien Teil einer Geräuschkulisse zu sein, die aus der Atmosphäre von Haus und Garten erwuchs.
    Büroräume, auch Jagdhütten und Telefone machten es leicht, harte Fragen zu stellen. Dieses Haus jedoch verlangte nach Contenance; es war eher ein Schachbrett als ein Duell-Platz. Frau Nattinger wirkte konzentriert, vielleicht sogar gespannt. Der herbe Zug ihrer Persönlichkeit trat stärker hervor. Sie wartete auf das erste Wort.
    »Wir waren draußen bei Herrn Semper und in Ihrem Revier«, eröffnete Kommissar Freiberg das Gespräch.
    »Ja, das ist mir bekannt. Herr Semper hat gestern abend noch angerufen und von Ihrem Besuch erzählt. Sie haben sich wohl ganz nett unterhalten. Es ist ja auch zu schön da draußen.«
    »Haben Sie heute auch schon mit Herrn Semper oder Frau Bessener gesprochen?«
    »Nein, ich bin erst vor kurzem aus der Stadt zurückgekommen. Mein Mann ist dienstlich in Paris. So konnte ich ein paar Banksachen erledigen und in Ruhe einkaufen.«
    Damit war den beiden Besuchern klar, daß Frau Nattinger noch keine Informationen über die letzten Entwicklungen hatte.
    Kommissar Freiberg sagte leichthin: »Herr Semper war so entgegenkommend, uns auch zum Futterplatz zu führen.«
    »O ja, die Hege – die gehört nun einmal zur Jagd. Wir haben zusätzlich fünf Futterstellen zu versorgen.«
    »Mit dem Wagen, der

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