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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Festnahme, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen«, drohte Kommissar Freiberg eiskalt. »Wir müssen dann ein Verbrechen vermuten.«
    Sie sackte zusammen. »Mein Gott, es war doch ein Unfall! Ein Unfall war es. So glauben Sie mir doch, Herr Kommissar.«
    »Was genau ist passiert?«
    »Sie war nicht angeschnallt und sofort tot. Kein Blut, aber sofort tot. Ein schreckliches Bild. Nie werde ich das vergessen.«
    »Und der Hüttenkreis hat geholfen, die Tote wegzuschaffen?«
    »Nein, niemand. Niemand hat geholfen. Herr Semper nicht, Frau Bessener nicht und auch nicht mein Mann.«
    Lupus funkte dazwischen: »Sollen wir ihn aus Paris abholen?«
    »Sie müssen mir glauben – ich schwöre es. Ich allein habe Brigitte Fournier aus dem Wagen gezogen und einige Meter weiter im Unterholz versteckt.«
    »Und?«
    »Dort hat sie gelegen bis Freitagnacht. Ich war vollkommen verzweifelt. Wenn ihr Tod bekannt geworden wäre zu jener Zeit – das hätte alles zerstört.«
    »Sie meinen die Karriere, die Beförderung Ihres Mannes? Allerdings, das hätte einen bösen Eindruck gemacht im Ministerium.«
    »Alles, alles wäre zerstört gewesen, unser ganzes Leben. Sie war doch tot! Und sie war nicht angeschnallt. So ist es auch ihre Schuld und nicht meine allein. Keinem hätte es geholfen, wenn das bekannt geworden wäre.«
    »Jetzt sieht die Sache noch schlimmer aus.«
    »Jetzt ja, aber ich muß an dem Abend den Kopf verloren haben. Das war einfach zuviel.«
    Kommissar Freiberg blieb hart.
    »Ich kann Sie nicht schonen. Sie haben zu lange geschwiegen und andere Menschen ins Unglück gestürzt. Ministerialdirektor Aston hatte einen Unfall. Wir hatten ihn sogar in Verdacht, mit dem Verschwinden seiner Sekretärin etwas zu tun gehabt zu haben. Also! Wie haben Sie die Leiche fortgeschafft?«
    »Ich bin in der nächsten Nacht mit dem Mercedes rausgefahren. Mein Mann hatte einen Vortrag zu halten. Er war mit dem Flugzeug in München und wollte am Sonnabend zurück sein.«
    »Waren Sie wirklich allein?«
    »Ja. Ich kenne das Revier – und doch hatte ich Angst. Erst habe ich Brigitte… die Leiche… die Tote« – es wollte ihr nicht über die Lippen gehen. »Ich habe sie in eine Decke eingewickelt und dann in den Kofferraum gelegt. So schwach bin ich nicht. Wissen Sie, die Jagd, da muß man oft mit toten…« Wieder brachte sie den Satz nicht zu Ende.
    »Vor Blutspuren im Wagen hatten Sie keine Angst?«
    »Nein. Den ganzen Kofferraum füllt eine eingepaßte Wildwanne aus Plastik. Die läßt sich leicht reinigen.«
    Lupus schüttelte sich. »Sie haben Nerven. Erst packen Sie da tote Rehe hinein, dann eine tote Frau.«
    »Es gab ja keine andere Möglichkeit. Auch die Fahrt war schrecklich – allein mit ihr durch die nächtliche Eifel.«
    »Welche Strecke sind Sie gefahren?«
    »Von Blankenheim-Dorf bis Dahlem, dann zur Grenze. Die Hochspannungsleitungen summten in der Nacht unheimlich laut. Man konnte es im Auto hören.«
    »Das ist Zollgrenzgebiet. Hatten Sie keine Angst vor Kontrollen?«
    »Doch, aber was sollte ich anderes tun? Hinter Udenbreth ist mir ein Dienstwagen begegnet. Die Beamten fuhren in Richtung Losheimer Graben. Daraufhin bin ich nach Hollerath abgebogen und habe gehalten, sobald es ging.«
    »Wir kennen den Fundort. Dort wollen Sie die Tote ganz allein in das Gebüsch geschafft haben?«
    »Vielleicht gab mir die Verzweiflung Kraft dazu. Weit habe ich es nicht geschafft. Ich hatte immer Angst, daß man sie schnell finden würde.«
    »Ein Hund war es denn auch, ein Zollhund, der sie fand. So, wie Ihre Jagdhunde das Wild tot verbellen. Ebenso wurde Brigitte Fournier gefunden.« Lupus hätte sie schlagen können. So fauchte er sie an: »Ein Mensch, gefunden wie ein verludertes Stück Wild.«
    Kommissar Freiberg merkte, was in seinem Kollegen vorging und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Die Decke? Was ist damit geworden?«
    »Die habe ich mitgenommen, zusammengerollt und hinter Hollerath weggeworfen.«
    Lupus biß auf seine Unterlippe. Dann konnte er nicht mehr schweigen. »Nicht einmal zugedeckt haben Sie die Tote. Sie hätten es verdient, als Mörderin angeklagt zu werden.«
    Kommissar Freiberg reagierte zornig. »Das geht zu weit! Bitte, Frau Nattinger, entschuldigen Sie, mein Kollege ist bei Leichensachen sehr schnell empört.«
    »Schon gut, ich habe keinen Grund, empfindlich zu sein.«
    Kommissar Freiberg wollte das Gespräch ganz schnell beenden. In dieser Sache mußte alsbald eine gründliche Vernehmung erfolgen

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