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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Zellenaufseher war offensichtlich erstaunt darüber, dass sich noch ein anderer Beamter im Keller befand, und durch die Luke konnte ich hören, dass er ihn fragte, ob er sich nicht eintragen wolle.«
    Wisting beugte sich über den Tisch. Jetzt wurde die Geschichte interessant. Es war nämlich ganz selbstverständlich, dass sich jemand, der einem Häftling eine Zigarette gab, auch auf dem Formular eintrug.
    »Und? Tat er es?«, fragte er.
    Haglund nickte. »Gibt es diese Protokolle heute noch?«, wollte er wissen.
    Wisting antwortete nicht. Wenn jemand entlassen oder ins Gefängnis überführt worden war, hatte man die Formulare in Ordnern abgeheftet. Und diese Ordner wurden verwahrt. Schon einige Male hatten sie erlebt, dass Beschwerden über die Behandlung in der Untersuchungshaft eingereicht wurden, wenn der Fall schon einige Jahre zurücklag und das Urteil gesprochen war.
    Es gab sie bestimmt, dachte er. Irgendwo da unten im Kellerarchiv des Präsidiums gab es Dokumente, die ihn von jedem Verdacht reinwaschen konnten.
    56
    Die SMS von Lines Vater kam um Viertel vor eins. Kurzes, dunkles Haar. Blass. Blaues Hemd mit grauem V-Pullover. Dunkelblaue Jeans. Braune Stiefel. Jacke unbekannt.
    Eine halbe Minute später kam Wisting aus der Tür. Er wusste, dass sich die anderen irgendwo befanden, und erkannte gleich Lines Wagen, der ein Stückchen weiter die Straße hinauf an der Bordsteinkante stand. Er schlug seinen Jackenkragen hoch, stopfte die Hände in die Taschen und lief mit gesenktem Kopf in die andere Richtung.
    Line schickte die SMS weiter an Tommy und die beiden Kollegen von der Zeitung. Dann aktivierte sie die Konferenzschaltung des Telefons und hörte, wie sich die anderen nacheinander einloggten. Eine effektive Methode, um in Kontakt zu bleiben, sodass alle wussten, was Rudolf Haglund gerade trieb.
    Line rief einen Namen nach dem anderen auf. Alle meldeten sich und gaben ihre Position durch. Sie hatte als Einzige freien Ausblick auf die Eingangstür der Anwaltskanzlei. Morten P glaubte, es gebe eine Hintertür, und hielt diese im Auge. Tommy und Harald von der Zeitung standen in den angrenzenden Querstraßen bereit.
    Lines Vater hatte die Anschlussnummer für die Konferenzschaltung sowie den Zugangscode bekommen. Line hatte ihn instruiert, wie das System funktionierte, sodass er sich direkt dazuschalten konnte, wenn er es für nötig hielt.
    Line benutzte ein Diensthandy von VG für die Telefonkonferenz und überlegte, ob sie ihn von ihrem eigenen Handy anrufen sollte, um zu erfahren, wie das Treffen verlaufen war, beschloss aber, sich stattdessen lieber auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Schon öfter war sie an solchen Beschattungsaktionen beteiligt gewesen und wusste daher, wie wichtig es war, sich nicht ablenken zu lassen.
    Zehn Minuten später tauchte Rudolf Haglund in der Türöffnung auf. Er war so gekleidet, wie ihr Vater es angegeben hatte, und trug zudem eine schwarze Lederjacke.
    »Er kommt«, gab Line an die anderen durch und berichtete von der Jacke.
    »Okay«, gab Morten P zurück.
    Haglund zog ein Zigarettenpäckchen aus der Innentasche seiner Jacke und öffnete es langsam, während er links und rechts die Straße entlangblickte. Dann nahm er eine Zigarette heraus und ließ sie zwischen den Fingern hin- und hergleiten, bevor er sie zwei Mal gegen das Päckchen klopfte und sich dann zwischen die Lippen steckte. Daraufhin zog er ein Feuerzeug aus der Hosentasche, zündete sich die Zigarette an und blies eine lange Rauchschwade aus. Schließlich sah er auf die Uhr und setzte sich in Bewegung.
    »Richtung Møllergata«, sagte Line. »Ich gehe ihm zu Fuß nach.«
    Sie verband das Handy mit einem Paar Kopfhörer und stieg aus dem Wagen. Die Luft war feucht und sie konnte sich eine Kapuze über den Kopf ziehen, ohne dass es merkwürdig wirkte.
    Zehn Meter vor ihr überquerte Rudolf Haglund die Straße, drehte sich aber nicht um.
    »Er geht Richtung Karl Johan«, sagte Line leise.
    »Ich bin auch zu Fuß«, hörte sie Harald durchgeben. »Laufe parallel über die Torggata.«
    In Lines Tasche klingelte das andere Telefon. Sie fischte es heraus und sah, dass es eine Nummer von VG war, drückte jedoch das Gespräch weg und ließ das Telefon zurück in die Tasche gleiten.
    Rudolf Haglund lief weiter über den Bürgersteig, vorbei an Stortorvets Gjestgiveri, überquerte Grensen und bewegte sich in östliche Richtung. Line gab kurze Positionsangaben durch, damit sich die anderen orientieren konnten. Als

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