Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
Vom Netzwerk:
es ans Ohr führen, da die Freisprechanlage mit der Konferenzschaltung belegt war.
    Erik Fjeld war am Apparat. »Es hat etwas länger gedauert«, entschuldigte er sich. »Aber jetzt habe ich jedenfalls ein Foto von deiner Telefonzelle.«
    »Schon in Ordnung«, erwiderte Line. Sie hatte die Geschwindigkeit gedrosselt, als sie ans Telefon gegangen war, und konnte im Rückspiegel sehen, dass Haglund zum Überholen ansetzte. »Warte mal ’ne Sekunde!«
    Sie bat die anderen, die Vorhut zu übernehmen. Der graue Passat zog an ihr vorbei. Gleich danach kam Tommy. Line ließ sich ganz ans Ende zurückfallen und stellte die Freisprechanlage so ein, dass die anderen sie nicht hören konnten. Die Scheibenwischer mühten sich mit dem strömenden Regen ab. Haglunds Wagen verschwand aus Lines Blickfeld.
    »Wie sieht’s denn da mit Videoüberwachung aus?«, fragte sie und führte das Handy ans andere Ohr.
    »Im Bahnhofsbereich gab’s jede Menge mutwillige Zerstörungen, deshalb haben die jetzt seit letztem Sommer eine Überwachungsanlage.«
    »Und? Gibt es die Aufnahmen noch?«, fragte Line voller Hoffnung.
    »Deshalb hat’s ja etwas länger gedauert«, fuhr Erik Fjeld fort, ohne ihre Frage zu beantworten. »Die Polizei war gestern da und hat sich die Aufnahmen geben lassen.«
    Line fluchte, fand es andererseits aber auch beruhigend, dass die Polizei von Fredrikstad dieses Mal vor ihr zum Zug gekommen war.
    »Es sind Digitalaufnahmen«, erklärte Fjeld. »Sie haben nur eine Kopie bekommen. Die Aufnahme selbst ist hier am Bahnhof noch gespeichert.«
    Ein heftiger Windstoß rüttelte Lines Wagen durch. Mit beiden Händen fasste sie nach dem Lenkrad. Der Regen wurde quer über die Fahrbahn gepeitscht.
    »Kannst du uns eine Kopie beschaffen?«, fragte Line, nachdem sie das Handy wieder an ihr Ohr geführt hatte.
    »Die Angestellten hier wollen damit nicht rausrücken, weil die Polizei eingeschaltet ist. Aber ich durfte mir die Aufzeichnung ansehen.«
    »Und?«
    »Ich hab hier ein paar Minuten allein gesessen und konnte einige Fotos vom Bildschirm machen. Ich kann sie dir schicken, aber das ist bestimmt keine große Hilfe. Die Telefonzelle steht ganz am Rand des Bildausschnitts. Man kann nur einen schwarz gekleideten Mann sehen, der mit dem Rücken zur Kamera steht.«
    »Kann man ihn irgendwie weiterverfolgen? Taucht er in anderen Aufzeichnungen auf?«
    »Nein, er ist nur auf der einen Aufnahme erkennbar.«
    »Kann man sehen, ob er mit einem Wagen gekommen ist?«
    »Nein, man sieht nur einen dunklen Schatten. Weiter nichts.«
    »In Odnung. Trotzdem ein guter Job. Schick mir die Bilder rüber, die du hast. Ich werde mal die Polizei anrufen und fragen, was sie rausbekommen haben.«
    Die Mautstation bei Sande kam in Sichtweite. Harald gab durch, dass sich Haglund auf einer der Spuren für Barzahler eingeordnet hatte.
    Line drosselte die Geschwindigkeit, um nicht plötzlich vor Haglund zu landen, wenn sie die Absperrung für Abonnenten passiert haben würde.
    Line wartete, bis alle die Mautstation durchfahren hatten, und wählte dann die Nummer der Polizei in Fredrikstad. Sie überlegte kurz, erst den Nachrichtenchef von der Zeitung anzurufen, um sich zu vergewissern, dass niemand anderes an der Geschichte arbeitete, ließ es aber bleiben.
    Die Mordsache stand nicht mehr im Zentrum des öffentlichen Interesses und würde es erst wieder tun, wenn eine Verhaftung oder ein ähnlich markantes Geschehnis erfolgt wäre.
    Line wurde mit dem Polizeijuristen verbunden, der an der Pressekonferenz im Präsidium in Fredrikstad teilgenommen hatte.
    »Sie haben da eine Videoaufnahme vom Bahnhof mitgenommen«, setzte sie vorsichtig an, um nicht zu verraten, wie viele Informationen sie eigentlich besaß.
    »Reine Routine«, gab der Polizeijurist kurz angebunden zurück. Offenbar war er es leid, ständig die Fragen der Presse zu beantworten.
    Line wechselte die Taktik und wurde offensiver. »Konnten Sie den Mann identifizieren, der Jonas Ravneberg aus der Telefonzelle anrief?«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still.
    »Wir können natürlich auch versuchen, ihn mithilfe eines Artikels in der Zeitung zu suchen«, schlug Line vor und versuchte auf diese Weise, ihm die Information über die Identität des Anrufers zu entlocken.
    »Ich kann derzeit nichts dazu sagen«, erwiderte der Polizeijurist zögernd. »Darüber müssten wir später noch einmal reden.«
    »Heißt das, Sie wissen, wer anrief?«
    »Ich kann das momentan nicht kommentieren.«
    Line

Weitere Kostenlose Bücher