Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst

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schon erlebt. Wir waren erfahrene Ermittler und wussten, dass es Zeit in Anspruch nehmen würde, um den Fall zu lösen.«
    »Was ist mit den Medien?«
    »Was soll mit denen sein?«
    »Wurden sie nicht ungeduldig?«
    »Sie forderten selbstverständlich einen Durchbruch in den Ermittlungen und hinterfragten unsere Arbeit.«
    »Wie haben Sie das erlebt?«
    »Es war zwiespältig«, sagte Wisting. »Einerseits war es hinderlich für die Ermittlungen, dass wir ständig Fragen beantworten mussten, aber andererseits war die Aufmerksamkeit der Medien auch ganz nützlich, weil wir Informationen und Hinweise aus der Öffentlichkeit bekommen konnten.«
    »War das belastend?«
    »Alles an so einem Fall ist belastend. Der Umgang mit den Medien ist allerdings ein Teil der Arbeit.«
    »Aber man sollte doch glauben, dass der öffentliche Druck hinsichtlich greifbarer Ergebnisse ziemlich massiv wurde.«
    »War das eine Frage?«
    »Lassen Sie es mich anders ausdrücken«, lenkte Nordbo ein. »Wie wurde die Ermittlung davon geprägt, dass Sie der Presse nichts Neues mitteilen konnten?«
    Wisting dachte nach. Das war eine gute Frage.
    »Meine Hauptverantwortung lag darin, die taktische Ermittlung zu leiten«, erläuterte er. »Darauf habe ich mich konzentriert. Um die Presse hat sich der jetzt amtierende Polizeidirektor Audun Vetti gekümmert.«
    »Aber Sie haben an den Pressekonferenzen teilgenommen?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie es erlebt, jeden Tag bei einer Pressekonferenz anwesend sein zu müssen und nichts Neues berichten zu können?«
    »So war es nicht«, erwiderte Wisting. »Der Fall hat sich ja weiterentwickelt. Jeden Tag gab es neue Informationen, auch wenn es sich dabei nicht um den großen Durchbruch handelte.«
    Hauptkommissar Nordbo blätterte in seinen Papieren, so als sei er auf der Suche nach seiner ursprünglichen Frage.
    Wisting betrachtete ihn.
    Nordbo schien einen Punkt anzupeilen, der nicht nur eine zentrale Bedeutung in dem Fall einnahm, sondern katastrophale Folgen gehabt hatte. Noch während sie damals nach Cecilia Linde gesucht hatten, war herausgekommen, dass die Polizei eine Kassette besaß, auf der Cecilia den Ort beschrieb, an dem sie gefangen gehalten wurde. Am selben Tag, an dem Audun Vetti die Informationen gegenüber der Presse bestätigt hatte, war Cecilias Leiche in einen Straßengraben geworfen worden.
    Das war das Einzige, das man Wisting vorwerfen konnte. Dass er es nicht vermocht hatte, die Informationen über die Kassette und die darauffolgende Suchaktion zurückzuhalten. Das hatte zu Cecilias Tod geführt. Der Täter hatte keine andere Wahl gehabt, als sich ihrer zu entledigen, nachdem die Informationen ans Licht gekommen waren.
    Wisting schluckte, sagte aber nichts.
    »Wie hat sich der ausbleibende Durchbruch auf Sie als Person ausgewirkt?«, wollte Nordbo wissen.
    »Ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll. Das war nichts, worüber ich mir Gedanken gemacht habe.«
    »Hat es Sie bedrückt?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Wie ist Ihre Familie mit Ihrem Fall klargekommen?«
    »Ich habe sie zu jener Zeit nicht oft gesehen«, entgegnete Wisting.
    Terje Nordbo blätterte in seinen Unterlagen. »Sie haben Zwillinge?«, wollte er bestätigt wissen. »Line und Thomas. Wie alt waren sie damals?«
    »Sie waren gerade zwölf geworden.«
    »Haben sie begriffen, was damals passierte?«
    Wisting nickte. »Ingrid, meine Frau, hat mit ihnen darüber gesprochen. Ich war nur selten zu Hause, bevor sie schon schliefen.«
    Wisting blickte zu Boden. Er dachte daran, wie er sich damals an den Abenden Ingrid anvertrauen und anschließend mit einem klaren Kopf schlafen gehen konnte. Etwas, das er in seiner Beziehung zu Suzanne vermisste.
    »War es ein Verlust für Sie?«
    »Was?«
    »Die Zeit, die Sie nicht mit Ihrer Familie verbringen konnten. War das ein Verlust?«
    »Natürlich.«
    »Wie war Ihre Ehe?«
    Wisting starrte aus dem Fenster. Der Regen rann am Fenster herab und formte verzerrte Bilder der Welt da draußen. Er verstand, worauf Nordbo hinauswollte. Er wollte ein Motiv konstruieren. Er versuchte, Wistings Verantwortung als eine schwere Last und die öffentlichen Forderungen nach einer Aufklärung des Falls als einen geradezu unmenschlichen Druck darzustellen. Damit untermauerte er die Theorie der Spezialeinheit, dass Wisting den entscheidenden DNA-Beweis eingeschmuggelt hatte, um der Belastung zu entkommen. Um einen Weg aus dem Fall herauszufinden, den er mithilfe der traditionellen