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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Polizeiblatts.«
    »Großartig.«
    »Was soll ich jetzt damit machen?«
    Wisting schaute auf die Uhr. Bjørg Karins Arbeitstag neigte sich dem Ende zu. Er konnte sie jetzt nicht bitten, die Protokolle durchzusehen. Doch andererseits hatte er auch keine Lust, die Aufgabe jemand anderem zu überlassen.
    »Ich bin jetzt in Oslo, fahre aber heute Abend wieder zurück«, sagte er. »Haben Sie vielleicht die Möglichkeit, die Unterlagen mit nach Hause zu nehmen?«
    Bjørg Karin zögerte.
    Wisting war klar, dass er sie um eine große Gefälligkeit bat. Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und war ihm bereits mehr als nötig entgegengekommen.
    »Es ist wirklich sehr wichtig für mich«, fügte er hinzu.
    »Also, wenn ich Ihnen dabei helfen kann, dann …«
    »Ist es in Ordnung, wenn ich heute Abend zu Ihnen komme und mir die Unterlagen ansehe?«
    »Ich denke schon. Ich habe sowieso keine anderen Pläne. Wann würden Sie dann ungefähr kommen?«
    »Nach sieben Uhr irgendwann.«
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Wisting überlegte. Er musste ein paar lose Enden zusammenfügen, was er normalerweise vor dem Computer in wenigen Minuten geschafft hätte. Doch jetzt hatte er weder ein Büro noch einen Computer zur Verfügung.
    »Sitzen Sie vor dem PC?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Könnten Sie etwas für mich beim Einwohnermeldeamt heraussuchen?«
    »Einen Augenblick.«
    Er wartete, bis sie sich eingeloggt hatte.
    »Worum geht es?«
    »Ein Name. Danny Flom. Er soll einen Sohn haben, der nächste Woche sechzehn wird«, sagte Wisting und erläuterte, was Line bei Facebook herausgefunden hatte. »Können Sie das bestätigen?«
    Er hörte sie den Namen über die Tastatur eingeben.
    »Ja«, sagte sie. »Victor Hansen.«
    »Er heißt also nicht Flom?«
    »Den benutzt er als Mittelnamen. Victor Flom Hansen.« Bjørg Karins Finger flogen wieder über die Tastatur. »Warten Sie, ich schau mir mal die Bilder an.«
    Wisting wartete. Der Ermittler von der Spezialeinheit war in den Flur getreten und hatte sich eine Karaffe mit Wasser geholt.
    »Es sieht so aus, als wäre er nicht der biologische Vater«, fuhr Bjørg Karin fort. »Er ist der Sohn seiner Frau. Er steht hier als Adoptivvater mit vollem Sorgerecht verzeichnet.«
    Wisting nickte. Eine Sache weniger, dachte er. Gut, dass die öffentlichen Register zuverlässiger waren als das Internet.
    »Dann sehe ich Sie also heute Abend?«, sagte Bjørg Karin.
    »Ja. Und danke für die Hilfe.« Wisting steckte das Handy in die Tasche und ging zurück in den Vernehmungsraum.
    »Ist es Ihnen jetzt recht fortzufahren?«, fragte Terje Nordbo verärgert und füllte Wasser in die Gläser.
    Wisting setzte sich hin. Er wusste ganz und gar nicht, ob es ihm recht war. Die Fragestellungen des Ermittlers hatten verdeutlicht, dass nicht der Fall, sondern er als Person im Mittelpunkt der Befragung stand. Die Spezialeinheit hatte sich ihre Meinung bereits gebildet. Jetzt ging es nur noch darum, sie auch bestätigt zu bekommen.
    »Sie waren als Fahndungsleiter tätig«, fuhr Terje Nordbo fort. »Wo wären Sie heute mit Ihrer Karriere, wenn Rudolf Haglund nicht verurteilt worden wäre? Was glauben Sie?«
    Wisting blickte sein Gegenüber forschend an. Große Karriere zu machen, war nie sein Ziel gewesen. Er bearbeitete einen Fall nach dem anderen und war einzig daran interessiert, jeden einzelnen zu lösen. Die Frage war hypothetisch und hatte in einer objektiven Ermittlung nichts zu suchen. Die Antwort war schlichtweg unwichtig.
    Wisting erhob sich. Es war vergeudete Zeit, diese Vernehmung weiter fortzusetzen. Die Spezialeinheit würde den Fall mit ihren Fragen sicher nicht lösen können. Das musste er ganz allein machen.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte der Mann hinter dem Schreibtisch. »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Ich bin fertig«, sagte Wisting und ging.
    64
    Ein rostiger Schlagbaum lag am Wegesrand. An einem Mast hing ein altes Schild, das vor Waldbrandgefahr warnte, und ein weiteres, das über den Erwerb von Angelkarten informierte.
    Die Dämmerung war hereingebrochen. Line hatte die Scheinwerfer eingeschaltet, deren Licht den strömenden Regen durchschnitt. Der Niederschlag hatte den Weg aufgeweicht, Haglunds Reifenspuren waren leicht erkennbar.
    Line zitterte am ganzen Körper und schaltete die Heizung ein. Die ins Wageninnere geblasene Luft stank nach Abgasen.
    Der Weg stieg an. Er führte nach rechts, an einem Geröllhaufen vorbei, und bog dann scharf nach links ab, mit einer Felswand auf der

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