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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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wirklich eine Pause brauchte, und dann ein Schläfchen zu machen.
    Nach einer Viertelstunde auf der E 16 kam sie an Fredrikstad vorbei. Sie fuhr weiter, überquerte kurz vor halb elf die Svinesundbrücke und fuhr nach Schweden hinein.
    Eine halbe Stunde später fielen ihr fast die Augen zu. Sie steuerte einen dunklen Rastplatz an. Der Regen trommelte aufs Autodach. Sie verschloss die Türen, legte den Sitz nach hinten um und machte die Augen zu.
    72
    Der Bote kam kurz vor Mitternacht. Wisting hörte den großen Lieferwagen vor dem Haus anhalten und öffnete die Tür, noch bevor der Fahrer die Klingel betätigen konnte. Der Regen durchschnitt den Lichtkegel der Autoscheinwerfer, während der Wagen mit brummendem Motor im Hintergrund wartete.
    Der Bote reichte Wisting einen großen weißen Umschlag, der innen offenbar mit Noppenfolie ausgekleidet war, und Wisting quittierte den Empfang auf einem kleinen Bildschirm. Er ging zurück in die Küche, legte den dicken Brief auf den Tisch und nahm ein scharfes Messer aus der Schublade. Dann setzte er sich und schlitzte den Umschlag auf.
    Er enthielt einen weiteren, etwas kleineren Umschlag, der bereits geöffnet war. Wisting leerte den großen Briefumschlag und nahm die Verpackung von Beweisgegenstand A-3 in Augenschein.
    Er erkannte Habers Signatur sowie seine eckig wirkende Schrift in den Rubrikfeldern für Fallnummer, Beweisnummer, Ort und Datum. Der kleine Umschlag war etwas völlig anderes als die Asservatenbeutel, die heutzutage benutzt wurden, schien aber in keiner Weise dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen zu sein. Siebzehn Jahre hatte er fast unberührt dagelegen, was Wisting hinsichtlich der Untersuchung auf Fingerabdrücke optimistisch stimmte.
    Vorsichtig schob er alles zurück in den großen Umschlag, legte ihn in eine Dokumentenmappe und ging hinaus zu seinem Wagen.
    Am alten Lotsenhaus von Finn Haber herrschte ungemütliches Wetter. Der Wind heulte in Masten und Rahen. Kräftige Wellen schlugen gegen den Bootssteg, schäumten hoch auf und fielen wieder zurück. Aus den Fenstern ergoss sich warmes Licht in die Dunkelheit. Wisting krümmte die Schultern und lief hinunter zum Windfang. Salziges Meerwasser klebte auf seinem Gesicht.
    Der alte Kriminaltechniker ließ ihn herein und führte ihn in die Küche. Irgendwo in den Hauswänden knackte es und der Wind ließ den Dachfirst geräuschvoll erzittern.
    Haber hatte den Küchentisch mit Packpapier bedeckt und die erforderliche Ausrüstung vorbereitet. Wisting hatte Fingerabdruckpulver und Pinsel erwartet, entdeckte aber eine durchsichtige Plastikdose mit Verschluss, eine Lupe, einen Fotoapparat und eine braune Glasflasche mit Korken.
    Wisting zog den gepolsterten Umschlag aus der Dokumentenmappe und legte ihn auf den Tisch.
    »Wie willst du es machen?«, fragte er.
    »Mit Jodkristallen«, erwiderte Haber. Er nahm die braune Glasflasche und schüttelte sie leicht. »Die älteste und beste Methode. Wenn man die Kristalle erwärmt, werden sie sogleich zu Dampf, ohne erst flüssig zu werden. Und der Dampf verbindet sich mit den Aminosäuren aus den Fettspuren der Fingerabdrücke.«
    »Werden die Abdrücke oder das Papier dadurch zerstört?«
    »Nein. Jod ruft keine permanente Abbildung hervor. Nach ein paar Stunden sind die Abdrücke nicht mehr erkennbar, aber sie sind noch vorhanden. Anders als Silbernitrat wäscht Jod die fetten Öle und Proteine nicht von der Oberfläche ab. Wenn es mit Jod nicht klappt, können wir es noch mit anderen Methoden versuchen.«
    Wisting nickte. Er verstand nicht viel von Habers Ausführungen, aber der ehemalige Kollege sprach mit so viel Überzeugung, dass sich Wisting sicher fühlte, ihm den Beweisgegenstand überlassen zu können.
    Finn Haber zog Gummihandschuhe an, nahm die siebzehn Jahre alte Verpackung der Zigarettenkippe aus dem dicken Umschlag und legte sie auf das graue Packpapier.
    »Da ist ja mein Umschlag«, sagte er und lächelte angesichts des Wiedersehens.
    Haber zückte den Fotoapparat und machte ein Bild von dem Umschlag, bevor er die Glasflasche in die Hand nahm und den Korken entfernte. Ein an Chlor erinnernder Geruch breitete sich in der Küche aus. Haber ließ drei oder vier kleine braune Klumpen in die Plastikdose rieseln und stellte die Flasche beiseite. Dann legte er den mit A-3 beschrifteten Umschlag in die Dose und verschloss sie mit dem Deckel. Schließlich trat er an die Arbeitsplatte, stopfte den Stöpsel in den Abguss und füllte die Spüle mit heißem

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