Jagdhunde (German Edition)
erfuhren.«
»Wieso?«
»Er hatte den Diebstahl bei der Polizei in Telemark gemeldet. Er gab an, dass sein Wagen in Bjørkedalen gestanden habe, gleich auf der anderen Seite des Verwaltungsbezirks. Das fanden wir aber erst heraus, nachdem wir den Hinweis auf Haglund bekommen und Untersuchungen in die Wege geleitet hatten.«
»Habt ihr den Wagen gefunden?«
»Nein. Es war ein alter weißer Opel Rekord. Der gleiche Wagen, der am Gumserød-Hof beobachtet wurde. Solche Autos sind zwar leicht zu knacken, aber trotzdem hätte es irgendwann gefunden werden müssen. Solange es nicht um teure Fahrzeuge geht, die außer Landes geschmuggelt werden, tauchen gestohlene Autos in der Regel recht schnell wieder auf.«
»Ihr glaubt, er hat den Wagen verschwinden lassen, um eventuelle Spuren zu verwischen.«
Wisting nickte. »Der Punkt ist, dass er am 19. Juli zur Polizei ging und den Diebstahl meldete. Er erklärte, er habe den Wagen am Freitagnachmittag, dem 14. Juli, neben einem alten Holzstapel abgestellt und sei mit Rucksack, Zelt und Angelausrüstung in den Wald gelaufen. Als er am Sonntag zurückkam, sei der Wagen verschwunden gewesen.«
Suzanne stellte die gleichen Fragen, die auch damals schon die Fahnder beschäftigt hatten. »Warum hat er sich nicht sofort gemeldet?«
»Er erklärte, dass er erst nach Hause kommen musste und gelaufen sei.«
»Gelaufen?«
»Er wohnte in Dolven, das sind nicht mehr als zwanzig Kilometer, und wenn man durch den Wald geht, sogar noch weniger. Als er nach Hause kam, habe er die Meldungen über den Vermisstenfall gehört und die Polizei nicht belästigen wollen. Nach zwei Tagen sei er dann mit dem Zug nach Porsgrunn gefahren und habe den Diebstahl der dortigen Polizei gemeldet. Ohnehin sei der Wagen ja in diesem Polizeidistrikt gestohlen worden.«
»Ihr glaubt, dass er gelogen hat?«
»Nicht ein Einziger der zehn Geschworenen schenkte ihm Glauben.«
»Aber welche Beweise hattet ihr denn?«
»Die Grundlage für die Verhaftung war ziemlich dünn«, räumte Wisting ein. »Wir konnten aber einen alten Mann ausfindig machen, der am Bahnübergang in Bjørkedalen wohnte und häufig mit seinem Hund da spazieren ging, wo Haglund angeblich seinen Wagen geparkt hatte. Er konnte sich nicht erinnern, dort irgendein weißes Auto gesehen zu haben. Das gab uns dann die Möglichkeit, Haglund wegen einer Falschanzeige zu verfolgen. Der einzige Grund, den er für eine falsche Diebstahlsanzeige gehabt haben konnte, war der, dass sein Auto in Verbindung mit der Entführung von Cecilia benutzt worden war. Als der Mann auf dem Traktor ihn dann noch auf einem Foto wiedererkannte, reichte es für Untersuchungshaft.«
»Und ihr wart sicher, dass er es war?«
Wisting lehnte sich zurück. Die totale Überzeugung hatte im Laufe der Jahre nachgelassen, aber damals war er sicher gewesen. Ganz sicher, und das schon, bevor der DNA-Vergleichstest an den Zigarettenkippen positiv ausgefallen war. Gleich vom ersten Augenblick, als er Rudolf Haglund von Angesicht zu Angesicht gegenübergesessen hatte und ihn vernehmen sollte. Irgendwie hatte es an seinen kleinen schwarzen abgründigen Augen gelegen, die vor Bosheit leuchteten. Außerdem hatte er gerochen, genauso wie Cecilia es auf dem Tonband beschrieb. Unangenehm, nach Rauch und irgendetwas anderem.
»Es gab auch einige Aspekte, die gegen Haglund als Täter sprachen«, sagte Wisting und richtete sich auf. »Cecilia sagte auf dem Tonband, dass sie eine Stunde hinten im Wagen gelegen habe, bevor er anhielt. Die Fahrtzeit vom Tatort zu Haglunds Haus beträgt fünfzehn bis zwanzig Minuten, wobei er er ja nicht unmittelbar mit ihr nach Hause gefahren sein musste. Vielleicht hatte sich Cecilia mit der Zeitdauer auch vertan. Der wichtigste Einwand allerdings war, dass er keinen Keller hatte. Cecilia sagte, sie sei in einem Keller mit weißen Wänden, hellem Licht und einem Guckloch in der Wand gefangen gewesen. Aber bei Haglund gab es nichts dergleichen. Alles in allem hatten wir aber Anhaltspunkte, die uns glauben ließen, dass er sie vielleicht zu einem anderen Ort gebracht hatte, zu einem Haus oder Gebäude, das er verwaltete oder zu dem er Zugang hatte.«
»Habt ihr so einen Ort gefunden?«
»Nein. Das war ein Manko in den Ermittlungen, hatte aber keine Bedeutung mehr, als uns die Ergebnisse der DNA-Analyse vorlagen. Im Speichel einer der Zigarettenkippen, die der Täter weggeworfen hatte, als er an der Gumserød-Kreuzung wartete, fanden wir Rudolf Haglunds
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