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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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DNA-Profil.«
    Wisting hob das Weinglas an, starrte auf den Inhalt und erinnerte sich, wie erleichtert alle gewesen waren, als der Anruf kam. Der Druck auf die Ermittler war massiv gewesen. Jeden Tag hatten die Medien neue Spuren, einen Fortschritt in den Ermittlungen oder den großen Durchbruch gefordert, und mit jedem Tag, an dem zufriedenstellende Antworten ausblieben, waren die Vorwürfe der Ineffektivität, Schlamperei und Untauglichkeit größer geworden. Die Beschuldigungen waren nicht nur von der Presse gekommen, auch einige Politiker hatten zu diesem Mediensturm beigetragen, indem sie sich negativ über die polizeilichen Ermittlungen äußerten. Es war ein befreiender Augenblick gewesen, als der positive Bescheid hinsichtlich des DNA-Vergleichs vom Rechtsmedizinischen Institut hereinkam. Das hatte nicht nur bewiesen, dass Rudolf Haglund der richtige Mann war, sondern auch, dass die Polizei die richtige Taktik gewählt hatte.
    Doch nun behauptete also Haglunds Anwalt, dass er Beweise für gefälschte DNA-Proben hätte.
    Die Zeiger der Uhr über dem Tresen hatten Mitternacht passiert. In wenigen Stunden musste er sich den Anschuldigungen öffentlich stellen.
    12
    Line versuchte, das Gespräch zu beenden. Sie hatte alles erzählt, was passiert war, aber der Mann in der Polizeieinsatzzentrale stellte immer weitere Fragen. Er wiederholte, was sie gesagt hatte, und fragte nach Einzelheiten, auf die sie bereits eingegangen war. Es schien, als wolle er das Gespräch so lange fortsetzen, bis die erste Polizeistreife vor Ort eintraf.
    »Ich habe ein anderes Gespräch in der Leitung«, entschuldigte sich Line schließlich und beförderte den Polizisten in den Wartemodus. Dann wählte sie die Nummer des Fotografen.
    »Du musst herkommen«, sagte sie. »W.   Blakstads gate 78. Der Mörder ist gerade hier gewesen.«
    »Aber …«
    »Komm her«, wiederholte sie. »Er hat mich überfallen. Ich brauche Fotos.«
    »Bist du okay?«
    »Komm her«, sagte sie zum dritten Mal, konnte allerdings hören, dass Erik Fjeld den Wagen bereits in Bewegung gesetzt hatte.
    Gerade als sie auflegte, tauchte der erste Streifenwagen auf. Aus dem Wageninnern hörte sie Gebell und das Klappern eines Hundekäfigs.
    Line drückte auf die Kurzwahltaste, die sie mit dem Nachrichtenchef verband.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte er beim Abnehmen.
    »Allerdings. Ich hab was«, erwiderte sie und wischte sich noch etwas Blut aus dem Gesicht. »Der Mörder hat mich niedergeschlagen. Er hat mich mit einem Eisenrechen überfallen.«
    Line konnte durchs Telefon hören, wie er abrupt aufstand, sodass sein Stuhl über den Boden schabte.
    »Was sagst du da?«, fragte er.
    Line erläuterte, wie sie die Adresse des Mordopfers herausgefunden hatte. Gleichzeitig sah sie den Leiter der Hundestaffel hinter den Streifenwagen treten und die Heckklappe öffnen. Ein schwarzer schattengleicher Schäferhund sprang heraus.
    »Bist du verletzt?«, wollte der Nachrichtenchef wissen.
    »Etwas Nasenbluten und ein paar Schürfwunden«, bagatellisierte Line, während ein weiterer Einsatzwagen vor dem Haus anhielt.
    Der Fahrer kam sofort eilig auf sie zu. »Line Wisting?«, fragte er.
    »Gib mir fünfzehn Minuten, dann bekommst du es schriftlich«, sagte Line ins Telefon. »Erik Fjeld kommt mit einer Kamera hierher. Die Bilder kriegst du schon etwas früher.«
    »Du kannst so eine Reportage doch nicht einfach alleine schreiben«, protestierte der Nachrichtenchef.
    »Ich schreibe auf, was passiert ist. Das kannst du dann als Grundstoff für einen eigenen Artikel nutzen und schreiben, worüber ich hier berichte.«
    Der Polizeihund bellte zwei Mal scharf, blieb aber sitzen, als der Hundeführer ebenfalls zu Line trat.
    »Haben Sie angerufen?«, fragte der erste Polizist.
    »Ich melde mich wieder, wenn ich was Schriftliches habe«, sagte Line und beendete das Telefonat. »Zehn Minuten.«
    »In welche Richtung ist er verschwunden?«, fragte der Hundeführer.
    Line zeigte in Richtung des unbefestigten Platzes, wo ihr Wagen stand.
    »Er lief auf die Festung zu«, ergänzte sie.
    »Richtung Kongsten Fort«, gab der Polizist über Funk durch.
    Der Hundeführer dirigierte den Schäferhund in die Richtung, in die Line gezeigt hatte. Die Hundeschnauze reckte sich in die Luft, bevor der große Hund aufgeregt umherschnüffelte. Der Polizist gab einen Befehl und der Schäferhund begann, an der Leine zu zerren. Zwei Polizisten mit Maschinenpistolen folgten als Sicherungsmannschaft, während der

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