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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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zur Analyse geschickt worden.
    Weder beim Sammeln der Beweise noch bei der Handhabung derselben war irgendetwas Beunruhigendes geschehen. Wisting war für die Ermittlungen verantwortlich gewesen und hatte die Zigarettenkippen selbst sogar nur auf Fotos gesehen.
    »Ich vertraue darauf, dass die Kommission die Sachlage klärt«, sagte er, fühlte sich aber keineswegs sicher. »Sie werden eine Abschrift des Antrags an uns schicken und um eine Stellungnahme bitten. Dann werden wir ja sehen, worum es hier eigentlich geht.«
    Suzanne wandte sich der Kaffeemaschine zu. Wisting drehte die Lautstärke des Fernsehers herunter.
    Er hatte seine Arbeit bei der Polizei immer als schwierig und aufwendig betrachtet, mochte und schätzte jedoch die damit verbundenen Herausforderungen. Es hatte Stunden gegeben, in denen er glaubte, keine Kontrolle oder Übersicht zu haben, und er hatte oft Zweifel und Unsicherheit in Verbindung mit gefassten Beschlüssen oder getroffenen Entscheidungen verspürt. Allerdings hatte er immer aus der Überzeugung gehandelt, das Richtige zu tun, und im Nachhinein immer für seine Handlungen einstehen können. Jetzt konnte er schlichtweg nicht nachvollziehen, was er im Cecilia-Fall hätte anders machen sollen.
    »Im Fernsehen wurde eben von einer VG- Journalistin gesprochen, die in Verbindung mit einem Mord in Fredrikstad verletzt worden ist«, sagte er, als Suzanne sich hinsetzte.
    »Was ist denn genau passiert?«
    »Ich hab’s leider nicht richtig mitbekommen.« Er nahm wieder die Fernbedienung zur Hand und schaltete auf Videotext um.
    Vorwurf der Beweisfälschung lautete der Hauptaufmacher. In der Zeile darunter: Mord in Fredrikstad. Wisting gab die Seitennummer ein und wartete, während sich der Videotext aufbaute.
    Gestern Abend gegen einundzwanzig Uhr wurde in Fredrikstad im Stadtteil Kongsten ein siebenundvierzigjähriger Mann ermordet aufgefunden. Eine Journalistin von VG wurde von dem mutmaßlichen Mörder überfallen, als sie den Wohnort des Opfers aufsuchte. Staatsanwalt Eskild Hals bestätigte, dass der Unbefugte in das Haus des Verstorbenen eingebrochen sei, doch von der Journalistin entdeckt wurde, die noch vor der Polizei am Tatort eintraf. Die Journalistin soll nur leichte Verletzungen davongetragen haben.
    »Klingt so, als könnte es Line gewesen sein«, bemerkte Suzanne.
    Wisting leerte die Kaffeetasse. Ihm war derselbe Gedanke gekommen. Line hatte genau die Neugier und den Eifer, die erforderlich waren, um den Wohnort eines unidentifizierten Mordopfers aufzuspüren, noch bevor die Polizei dazu kam.
    »Sie hat frei«, gab er zurück, hatte aber schon das Telefon in die Hand genommen. Er ließ es lange klingeln, ohne dass Line antwortete.
    17
    Line ließ das heiße Wasser über den Körper laufen. Immerhin brachte das etwas Entspannung. Die verkrampften Muskeln lockerten sich und die Schultern wurden wieder beweglich. Lange hielt sie das Gesicht unter den Duschstrahl, bevor sie sich einseifte und den Schaum dann abspülte.
    Sie hatte nur vier Stunden geschlafen. Das Handtuch war feucht und kalt von der kurzen Dusche, die sie vor dem Hinlegen genommen hatte. Sie trocknete sich die Haare damit ab und blieb nackt vor dem Spiegel stehen. Legte den Kopf schief und betrachtete sich aus verschiedenen Blickwinkeln. Ließ die Hände über den Körper gleiten, während sie sich selbst in Augenschein nahm. Alles sah glatt und fest aus und fühlte sich auch so an – Arme und Beine, Brüste und Bauch, Hüfte und Schenkel.
    Ganz oben auf der rechten Hüfte hatte sich ein großer blauer Fleck gebildet. Sie drehte sich erst nach links, dann nach rechts, und entdeckte mehr von den Spuren, die der Eisenrechen hinterlassen hatte, sah aber nicht alles. Ihr kam eine Idee: Sie holte ihr Handy vom Nachttisch und stellte sich wieder vor den Spiegel.
    Das Display zeigte einen Anruf von ihrem Vater. Er musste versucht haben, sie anzurufen, während sie unter der Dusche stand.
    Sie stellte die Kamerafunktion ein, hielt das Handy hinter sich in die Höhe und machte eine Aufnahme. Erst jetzt bekam sie einen richtigen Überblick. Zwei der Rechenzacken hatten die Haut durchdrungen und nun waren kleine Wunden entstanden. Abgesehen davon war sie mit zehn blau-gelben Flecken davongekommen, die in einer Reihe hintereinandersaßen.
    Sie legte das Telefon beiseite, beugte sich zum Spiegel vor und betrachtete ihr Gesicht. Das linke Auge war blau und geschwollen, aber die Nase schien völlig in Ordnung zu sein.
    Die Polizei

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