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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Tiedemanns Gold Mix Nr.   3 und Papier.«
    Line blickte hinaus. Der Streifenwagen hielt am Straßenrand vor einem gelbbraunen Backsteingebäude mit großen Glasfassaden. Polizeipräsidium Fredrikstad.
    »Okay. Dann vielen Dank«, sagte sie.
    »Wissen Sie, was mit ihm passiert?«
    00:25   Uhr.
    »Nein.«
    »Ich dachte nur, da doch der Besitzer ermordet wurde.«
    »Ich weiß nicht, Nina. Ich muss jetzt auch auflegen.«
    »Okay. Tschüss, dann.«
    Line legte auf. »Bekomme ich eine Viertelstunde?«, fragte sie und sah dabei den Fahrer an, der ihren Vater kannte.
    »Wir müssen wieder umkehren«, sagte er. »Es werden jetzt Straßensperren errichtet.«
    »Im Untersuchungsraum wartet ein Kriminaltechniker auf Sie«, sagte der andere. »Sobald er fertig ist, muss er auch an den Tatort.«
    Line klappte den Deckel des Laptops zu.
    00:26   Uhr.
    15
    Der Untersuchungsraum im Präsidium war kalt, mit nackten Wänden und einer Leuchtstoffröhre an der Decke.
    Der wartende Techniker hatte einen Fotoapparat in den Händen. Der Mann war alt und grauhaarig, seine Augenlider wirkten schwer. Er erläuterte, dass er Lines Verletzungen zunächst fotografisch dokumentieren wolle, und bat sie, sich vor eine Wand zu stellen. Er hielt sich die Kamera vors Gesicht und machte mehrere Aufnahmen. Nach jedem Bild überprüfte er das Ergebnis auf dem kleinen Bildschirm, um sich zu vergewissern, dass es gut genug war. Dann erfolgten die Aufnahmen im Profil, von beiden Seiten.
    »Wo hat er Sie mit dem Rechen erwischt?«, fragte er.
    »Hier«, sagte Line, streckte die Hüfte vor und zeigte auf den rechten Oberschenkel und ihren Hintern.
    Der Kriminaltechniker betrachtete die Risse in ihrer Hose, dort wo die Zacken des Rechens eingedrungen waren, trat dann vor eine Schublade und zog ein Fotolineal heraus. »Können Sie das bitte mal festhalten?«, fragte er.
    Line hielt das Lineal senkrecht an ihren Schenkel, während der Mann in die Hocke ging und die Kamera im rechten Winkel zu den Verletzungen platzierte. Er machte eine Aufnahme und überprüfte sie, dann ging er etwas näher heran und machte ein weiteres Bild. Danach erhob er sich.
    »Ich überlege gerade, ob wir auch ein Bild ohne Hose machen sollten«, sagte er.
    Line legte das Lineal weg und blickte den Mann an. Wenn die Zeit erst mal gekommen war, würden diese Bilder von Ermittlern, Verteidigern, Richtern und Geschworenen betrachtet werden. Sie hatte durchaus nichts dagegen, dass die Leute sie auch in Unterwäsche zu Gesicht bekämen, aber mittlerweile dauerte die ganze Prozedur viel länger, als sie vorausberechnet hatte. Ihr wurde klar, dass sie es nicht schaffen würde, den Artikel vor Ablauf der Deadline zu Papier zu bringen, obwohl das meiste in ihrem Kopf bereits formuliert war.
    »Ich muss jetzt erst mal telefonieren«, sagte sie und ignorierte die Einwände des Kriminaltechnikers.
    Die Digitaluhr im Telefondisplay zeigte 00:44. Die Zeitangabe verschwand, als Line auf die Kurzwahltaste drückte, die sie mit dem Nachrichtenchef verband.
    »Hast du die Bilder von Erik bekommen?«, fragte sie.
    »Ja. Das mit dem Hund ist absolut preisverdächtig.«
    »Schaffen wir es noch rechtzeitig?«
    »Es kommt nicht auf die Titelseite, Line.«
    »Wie bitte? Es ist doch noch eine halbe Stunde Zeit.«
    »Frosten hat entschieden. Die Titelseite bleibt, wie sie ist. Wir bringen den Mord auf Seite zehn und elf. Wir haben das hier alles schon vorbereitet. Das Bild von dem Hund und seinem toten Besitzer steht im Mittelpunkt. Den Überfall auf dich setzen wir in die Onlineausgabe, sobald die Konkurrenz in Druck gegangen ist.«
    »Aber …«
    »Tut mir leid, Line. Aber Frosten hat entschieden. Die Front ist formiert.«
    Line verstummte. Schluckte. Es war ein Gefühl, als würde irgendetwas wegschmelzen. Als würde der Boden unter ihr einfach verschwinden. Nicht so, wie wenn man auf einem Teppich stand und der dann wegggezogen wurde. Dabei landete man auf dem Fußboden. Es war eher so, als wäre der Teppich das ganze Fundament und sie würde viel tiefer fallen.
    Sie fasste sich an die Stirn und versuchte, sich zu sammeln. Gestand sich ein, dass sie wohl eigentlich nichts anderes erwartet hatte. Sie hatte zwar gehofft und gekämpft, doch im Innersten auch gewusst, dass ihr Versuch ein Selbstbetrug war.
    »Und wie sieht es aus?«
    »Um ehrlich zu sein: schrecklich.«
    »Und die Schlagzeile?«
    »Ein Zitat von Rechtsanwalt Rudolf Haglund. Fälschte die entscheidenden Beweise. Ich kann dir ein PDF von der

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