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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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mit ihm zusammengearbeitet und viel von ihm gelernt. Er hatte ein angeborenes Engagement für seine Mitmenschen, was sich sowohl in seinen Artikeln als auch in seinem Verhalten gegenüber den Kollegen niederschlug.
    Sie schickte eine Antwort, in der sie ihn zu einer Tasse Kaffee einlud und eine tolle Geschichte über ihr Hinterteil versprach, wenn sie irgendwann wieder darauf sitzen könnte.
    Ihre eigene Zeitung brachte im Internet als einzige keinen Artikel über die angebliche Beweisfälschung in der Cecilia-Sache, wohingegen alle anderen Onlinezeitungen aus der VG- Papierausgabe zitierten. Sie überflog die kurze Stellungnahme ihres Vaters, worin er sein Vertrauen in die Wiederaufnahmekommission zum Ausdruck brachte. Ansonsten entdeckte sie nichts, was sie nicht am Abend zuvor bereits gelesen hatte.
    Laut Zeitungsartikel gab es zwei Hauptpunkte in dem Antrag von Rechtsanwalt Henden. Neue Analysen könnten beweisen, dass die Zigarettenkippe mit Rudolf Haglunds DNA-Profil gezielt unter das Beweismaterial geschmuggelt worden sei. Darüber hinaus sei ein Entlastungszeuge aufgetaucht, der Haglund ein Alibi geben könne.
    In dem Artikel wurde nicht erwähnt, welche Analysen durchgeführt worden waren, und Line verstand nicht, inwiefern es überhaupt möglich war, solch eine Schlussfolgerung zu ziehen. Ebenso wenig wurde darauf eingegangen, wer dieser neue Zeuge war und welches Alibi er Rudolf Haglund geben konnte.
    Line biss sich auf die Unterlippe und dachte das Gleiche wie ihr Vater. Irgendetwas konnte ganz einfach nicht stimmen.
    18
    Die Dienstbesprechung begann um acht Uhr. Die Wachmannschaft und alle Ermittler, die jetzt ihren Dienst antraten, würden über die Geschehnisse des Vortags informiert werden und Anweisungen für die folgende Arbeitsschicht entgegennehmen.
    Wisting betrat als Letzter den Raum. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich ans Ende des Konferenztisches. Nur wenige der Anwesenden erwiderten seinen Blick. Von denjenigen, die am Tisch saßen, war es nur Nils Hammer, der bereits während des Cecilia-Falls in der Abteilung gearbeitet hatte.
    »Bevor wir anfangen«, begann Wisting. »Ich gehe davon aus, dass ihr alle von den Neuigkeiten im Cecilia-Fall gehört habt. Ich weiß nicht mehr über den Hintergrund des Wiederaufnahmeantrags als das, was in den Nachrichten erwähnt wurde. Rechtsanwalt Sigurd Hensen hat sich vor zwei Monaten mit der Bitte um Einsicht in Falldokumente und Fahndungsmaterial an uns gewandt. Die Unterlagen wurden noch in derselben Woche ausgehändigt. Jetzt können wir nur die Arbeit der Wiederaufnahmekommission abwarten. Diese wird entscheiden, ob der Fall erneut vor Gericht verhandelt wird.«
    Einer der jüngeren Beamten wollte wissen, womit ein neuer Prozess begründet werden musste.
    »Es müssen neue Beweise vorgelegt oder Informationen eingebracht werden, die einen möglichen Freispruch rechtfertigen«, erwiderte Wisting knapp. »Ansonsten muss einer der Ermittler, die an dem Fall gearbeitet haben, etwas Strafbares getan haben.«
    Erst als Wisting die offiziellen Regeln erläutert hatte, wurde ihm klar, dass der Verteidiger den Wiederaufnahmeantrag in zweifacher Hinsicht begründen würde und dass die gegen ihn gerichteten Anschuldigungen nicht nur in der Presse kursierten, sondern auch zu einer internen Untersuchung führen würden. Eines zog das andere nach sich.
    Er räusperte sich, um anzudeuten, dass das Thema beendet war.
    Dann begann er mit der chronologischen Durchsicht des Dienstprotokolls für den vergangenen Tag. Es waren routinemäßige Vorfälle. Versuchter Einbruch, Autodiebstahl, streunende Hunde und Drogenmissbrauch.
    Nachdem die Besprechung beendet war, lief Wisting die Treppe in den Keller hinunter und folgte dem langen Flur bis zur Tür, die mit Archiv gekennzeichnet war. Er war nicht oft hier unten, und wenn er doch einmal einen alten Fall einsehen wollte, dann halfen ihm für gewöhnlich die Kolleginnen vom Strafregisterbüro.
    Die Leuchtstoffröhre an der Decke summte, wurde flackernd hell und tauchte den Raum in ein grelles Licht, das von den matten Wänden reflektiert wurde.
    Die alten Akten wurden in einem großen Rollarchiv aufbewahrt. Für einige der Fälle waren die standardisierten Archivboxen aus Pappe zu klein geraten, sodass die Unterlagen in Umzugskartons auf grauen Regalen an der Wand gelagert wurden. In einem davon klaffte eine Lücke. Daneben stand ein Karton mit der Aufschrift 2735/95 – Cecilia Linde. Kopien,

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