Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
Vom Netzwerk:
hatte für zehn Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Sie musste sich eine Sonnenbrille besorgen und ein paar saubere Sachen anziehen.
    Line wickelte sich in das Handtuch ein und setzte sich auf die Fensterbank. Ihr Zimmer lag höher als die umstehenden Gebäude. Sie blickte über ein paar Hausdächer und hinunter auf einen Fluss, der für die Glomma zu klein wirkte. Das Wetter war unverändert. Wind und Regen peitschten gegen die Scheibe.
    Lines Vater ging sofort ans Telefon. An den Hintergrundgeräuschen erkannte sie, dass er im Auto saß und auf dem Weg ins Büro war.
    »Geht’s dir gut?«, fragte sie.
    »Ich werd’s schon überstehen«, gab er zurück. »Ich denke gerade eigentlich eher an euch. An Thomas, Suzanne, Opa und dich.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Nein?«
    Line zog die Beine an und erwiderte nichts.
    »Du bist nicht zufällig in Fredrikstad?«, fragte er.
    »Doch, allerdings«, entgegnete sie und gab ein entwaffnendes Lachen von sich.
    Die Hintergrundgeräusche verschwanden und Line vermutete, dass ihr Vater an den Straßenrand gefahren war und das Handy jetzt ans Ohr hielt.
    »Was ist denn passiert?«, fragte er mit ernster Stimme.
    Sie erzählte ihm alles auf einmal, beginnend von dem Augenblick an, als sie von der Redaktion in der Akersgata losgefahren war, bis zu dem Moment, als sie den Ermittlern im Polizeipräsidium eine schriftliche Aussage gegeben hatte.
    »Und was machst du jetzt?«, fragte ihr Vater.
    »Um zehn Uhr ist eine Pressekonferenz.«
    »Bleibst du weiter an dem Fall dran?«
    »Zumindest ist es jetzt mein Fall«, erwiderte sie. »Ich werde so lange dranbleiben, bis die Polizei ihn gefasst hat, falls ich ihn mir vorher nicht selbst schnappe.«
    »Line!«, stöhnte ihr Vater.
    »Jaja, schon gut.« Sie schaute auf die Uhr unter dem Fernsehbildschirm und begriff, dass ihr Vater die Morgenbesprechung im Präsidium leiten musste, die um acht Uhr begann. Bis dahin waren es nur noch sieben Minuten. »Du, ich muss jetzt los«, entschuldigte sie sich, damit ihr Vater nicht gezwungen wäre, das Gespräch zu beenden. »Ich ruf dich später wieder an.«
    »In Ordnung, aber sag mal …«
    »Ja?«
    »Auf dem Bild sehe ich doch ziemlich gut aus, findest du nicht auch?«
    Line kannte ihren Vater und wusste, dass er unter den Schlagzeilen litt, doch es gefiel ihr, dass er so scherzhaft damit umgehen konnte. Dennoch wusste sie, dass er es nur tat, damit sie sich keine Sorgen um ihn machte.
    »Sehr gut«, erwiderte sie lachend.
    »Irgendetwas stimmt da nicht«, sagte er. »Aber das werde ich schon herausfinden. Ich muss bloß wissen, was der Hintergrund für diese Behauptungen ist.«
    »Du wirst das bestimmt herausfinden«, versicherte sie und beendete das Gespräch.
    Line ging zurück ins Bad, ließ das Handtuch fallen und kämmte sich das Haar mit den Fingern. Es war hellblond und leicht zu pflegen. In der Reisetasche, die sie immer im Wagen mitnahm, lagen ein Kosmetikbeutel und frische Kleidung. Sie holte eine Jeans heraus und zog sie an.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein.
    Sie nahm die Hose, die sie am Abend zuvor getragen hatte, steckte die Hand in die Tasche und zog das kleine Modellauto heraus, das vor dem Haus von Jonas Ravneberg gelegen hatte. Es war ein amerikanisches Auto mit originalgetreuen Details. Eigentlich hätte sie es der Polizei geben sollen, fiel ihr ein, aber nachdem es in ihrer Tasche gelandet war, hatte sie schlichtweg nicht mehr daran gedacht. Möglicherweise hatte der Täter es verloren, wenngleich das ziemlich unwahrscheinlich war. Line klappte den winzigen Kofferraumdeckel auf und zu und stellte das Auto auf den Schreibtisch. Später könnte sie es sicher noch gut gebrauchen und als Vorwand nutzen, um mit den Ermittlern direkt in Kontakt zu kommen.
    Sie schlüpfte in ihren BH und zog sich einen Rollkragenpullover über den Kopf. Dann legte sie sich aufs Bett und klappte ihr Laptop auf. Alle Onlinezeitungen berichteten über ihre Begegnung mit dem Mörder, ohne sie jedoch beim Namen zu nennen. Ihr Name stand in der Verfasserzeile der VG- Reportage, wodurch es nicht allzu schwierig war, eins und eins zusammenzuzählen und zu verstehen, dass sie die erwähnte Journalistin war.
    Auf der Fensterbank leuchtete Lines Handy auf. Sie holte es und entdeckte eine SMS von Morten P, einem der ältesten Kollegen aus der Kriminalredaktion.
    Scheißzeitung, für die wir arbeiten. Hoffe alles okay mit dir und Wisting sen. Ruf mich an, wenn du reden willst.
    Line grinste. Sie hatte oft

Weitere Kostenlose Bücher