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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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ganzen Geschichte rüberschicken.«
    »Nicht nötig«, sagte Line.
    Eine plötzliche Wut machte sich in ihr breit. Offenbar reagierte sie jetzt darauf, dass alles um sie herum zusammenbrach. Dennoch schaffte sie es, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Gibt es etwas, was wir für dich tun können?«, fragte der Nachrichtenchef. »Möchtest du vielleicht mit jemandem vom Gesundheitsdienst bei uns im Betrieb reden, nach allem was dir passiert ist?«
    »Nein, es geht mir gut.«
    »Dann fahr doch ins Hotel und versuch, dich ein bisschen zu entspannen«, schlug er vor. »Das Bild von dem Hund ist übrigens scheißgut, sagte ich das schon? Wir haben es unten auch noch mal auf die Titelseite gequetscht.«
    »Tiedemann«, sagte Line.
    »Wie?«
    »Tiedemann. Der Hund heißt Tiedemann, genau wie die Tabaksorte.«
    16
    Die Kaffeemaschine war ein Weihnachtsgeschenk von Line. Ein Stück Hochtechnologie, aber einfach zu bedienen. Wisting musste lediglich dafür sorgen, dass der Wasserbehälter gefüllt war, und eine Kapsel einlegen, und schon füllte sich die Kaffeetasse auf Knopfdruck. Sogar der Duft war besser als bei der alten Filtermaschine, wie ihm schien.
    Normalerweise trank er jeden Morgen um sieben Uhr eine Tasse am Frühstückstisch, mit der Lokalzeitung vor sich und den laufenden Nachrichten im Fernsehen. Diesmal war es bereits zehn nach sieben, bevor der Kaffee durch die Maschine gelaufen war.
    Suzanne lag oben und schlief. Draußen herrschte noch immer Dunkelheit. Es war windig und kleine Regentropfen benetzten die Fensterscheibe.
    Wisting setzte sich an den Tisch und blickte zu dem schwarzen TV-Bildschirm an der Wand. Er zögerte, nahm aber schließlich die Fernbedienung und schaltete TV2 ein.
    Die beiden Moderatoren von God Morgen Norge standen am Ende eines Tisches, auf dem ein Stapel mit aktuellen Tageszeitungen lag. Wisting umfasste seine Kaffeetasse, ließ sie jedoch auf dem Frühstückstisch stehen.
    »Dagbladet schreibt über den Mord in Fredrikstad und den Überfall auf eine VG- Reporterin. Davon haben wir in den Nachrichten ja bereits gehört«, sagte die Moderatorin und hielt die Titelseite in die Kamera. » VG selbst hingegen kommt mit einem anderen Aufmacher.«
    »Ja, der beschäftigt sich zwar auch mit einem Mordfall«, erklärte ihr Kollege, »aber jener liegt schon siebzehn Jahre zurück.«
    »Der Cecilia-Fall«, warf die Moderatorin ein.
    »Richtig. Daran erinnern wir uns alle noch. Vor siebzehn Jahren wurde ein dreißig Jahre alter Mann wegen der Entführung und Ermordung von Cecilia Linde verurteilt. Jetzt ist der Fall vor die Wiederaufnahmekommission gebracht worden. Der Polizei wird unter anderem vorgeworfen, wichtige DNA-Spuren manipuliert zu haben.«
    Der Moderator hielt die Titelseite hoch. Fälschte die entscheidenden Beweise, stand mit großen Buchstaben über Wistings Bild geschrieben.
    Die Kamera zoomte näher.
    Er hatte das Bild immer gemocht und fand, dass er darauf gut zur Geltung kam. Es war im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung entstanden. Dabei hatte er sich überreden lassen, über seine Arbeit als Ermittler sowie einen Fall zu sprechen, bei dem der Moderator der Sendung zu den Verdächtigen gehört hatte.
    »Eine ziemlich ernste Sache«, schloss die Moderatorin auf dem Bildschirm ab und ging zu den Wirtschaftszeitungen über.
    Wisting führte die Kaffeetasse zum Mund und fuhr erschrocken zusammen, als Suzanne ihn ansprach.
    »Was passiert jetzt?«, wollte sie wissen.
    Er drehte sich zu ihr um. Sie lehnte in ihrem Morgenmantel am Türrahmen.
    »Ich trinke jetzt meinen Kaffee aus«, erwiderte er. »Und dann fahre ich zur Arbeit.«
    »Mit dieser Sache, meinte ich«, gab sie zurück und deutete mit dem Kopf auf den Bildschirm.
    Wisting hatte durchaus begriffen, was sie gemeint hatte, wusste aber keine Antwort. Er verstand nicht, wie jemand nach so langer Zeit ernsthaft behaupten konnte, dass die Zigarettenkippe als Beweisstück gefälscht war. Er verstand nicht einmal, wie so etwas überhaupt möglich sein könnte. Die Kriminaltechniker, die die Straßenkreuzung bei Gumserød fein säuberlich abgesucht hatten, waren mit einem Karton voller Asservatenbeutel zurückgekommen. Darin lagen leere Flaschen, Schokoladenpapier, Plastikbecher, abgenagte Äpfel und alles, was man sonst am Straßenrand finden kann, darunter auch drei Zigarettenkippen. Bis zur Verhaftung Rudolf Haglunds war alles im kriminaltechnischen Labor aufbewahrt und danach zusammen mit einer Vergleichsprobe des Verdächtigen

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