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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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was passiert ist. Wenn ich weiß, ob er Sie auf den Kopf oder in den Bauch geschlagen hat, dann weiß ich auch, wo ich nach Faserspuren von seinen Handschuhen suchen muss.«
    Line seufzte und loggte sich in das Datensystem der Redaktion ein. »Er hat mich auf den Rücken geschlagen, während ich ihn am Bein festhielt«, erklärte sie und beugte sich über den Schirm. »Danach hat er mich mit einem Eisenrechen geschlagen. Der liegt immer noch vor dem Haus.«
    »Und wo kommt das Blut in Ihrem Gesicht her?«
    »Nasenbluten. Die Tür hat mich direkt ins Gesicht getroffen, als er rausgerannt ist.«
    »Sind Sie mit William Wisting verwandt?«, fragte der Fahrer. Er war älter als der andere. Dick und bärtig.
    »Das ist mein Vater.«
    »Ja, das hatte ich gehört«, sagte er. »Dass seine Tochter bei VG arbeitet. Ich bin mit ihm zusammen auf die Polizeischule gegangen.«
    »Mhm.«
    »Richten Sie ihm doch bitte einen Gruß aus, von Jan Berger.«
    »Werde ich machen«, versicherte Line, ohne seinem Namen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hatte ein leeres Dokument geöffnet und suchte nach den ersten Worten. Noch vor wenigen Minuten hatte sie genau gewusst, wie sie sich ausdrücken müsste. Jetzt herrschte nur noch Chaos in ihrem Kopf.
    Anstatt mit der Reportage zu beginnen, rief sie den Fotografen an.
    »Du siehst auf den Bildern echt furchtbar aus«, sagte er.
    »Na, besten Dank.«
    »Du solltest unbedingt einen Arzt aufsuchen.«
    »Später. Du musst die Fotos an die Redaktion schicken. Das von mir und das mit dem Hund. Sag denen, dass der Text in zehn Minuten nachkommt.«
    Sie legte auf, ohne seine Bestätigung abzuwarten, schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Nach zwei Sekunden begannen ihre Finger, über die Tastatur zu fliegen. Als Erstes kehrte sie den dramatischen Aspekt hervor und schrieb, wie der mutmaßliche Mörder sie überfallen hatte. Danach konnte sie zurückgehen und die Vorgeschichte erzählen.
    Sie verteilte die wichtigsten Informationen auf drei Sätze, blickte dann auf und versuchte angestrengt, den Funkverkehr mitzuverfolgen.
    »Wir haben die Spur beim Hauptlager von Europris verloren«, wurde durchgegeben. »Er hatte möglicherweise hier einen Wagen stehen.«
    »Fox drei-zwei bezieht Position an Landstraße 111 an der Abbiegung nach Torsnes.«
    Lines Handy klingelte. Sie nahm das Gespräch an und klemmte das Telefon zwischen Kinn und Schulter ein, während sie weiterschrieb.
    »Hallo, hier ist Nina.«
    Line bereute unmittelbar, dass sie abgenommen hatte. »Wer?«, fragte sie.
    »Nina Haugen, von Statoil Ostseite. Sie hatten mich etwas früher schon mal angerufen.«
    Line erinnerte sich an das Mädchen, das mit einem Kaugummi im Mund gesprochen hatte.
    »Ja, jetzt weiß ich«, sagte sie und versuchte, sich den Stress nicht anmerken zu lassen.
    »Ich weiß jetzt, wer der Mann mit dem Hund ist«, sagte das Mädchen. »Er kommt hier immer mit ihm vorbei, um seinen Tabak zu kaufen.«
    »Das habe ich auch schon rausgefunden.«
    »Es ist ein Schapendoes.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Sie haben doch von einem Tusseladd gesprochen, aber es ist ein Schapendoes.«
    Line konzentrierte sich auf ihren Text. Strich zwei Sätze und fügte einen neuen hinzu.
    »Die Hunderasse«, fuhr das Mädchen von der Tankstelle fort. »Das ist so ein Hund wie der von Drillo.«
    »Ja, ich weiß. Ich hab ihn gesehen.«
    »Fredrik hat es rausgefunden. Er hat Bilder von der Überwachungskamera gespeichert, wenn das für Sie interessant ist.«
    Line führte das Handy ans andere Ohr. Bilder waren immer interessant. Die konnten zwar jetzt nicht gedruckt werden, aber vielleicht später, wenn die Identität des Toten veröffentlicht wurde, oder im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren.
    »Könnten Sie mir die zusenden?«
    »Fredrik kann das machen.«
    »Wunderbar«, erwiderte Line und gab ihre E-Mail-Adresse durch.
    »Wie viel zahlen Sie denn?«
    »Das kann ich nicht bestimmen. Aber fügen Sie Ihren Namen, Ihre Steuernummer und Ihre Kontodaten hinzu, dann leite ich das an die zuständige Person weiter.«
    Lines PC gab ein Signal von sich und gleichzeitig erschien ein Fenster auf dem Bildschirm, das sie über den niedrigen Batteriestatus informierte.
    »Er heißt übrigens Tiedemann.«
    Line klickte die Warnung weg. »Wer?«, fragte sie und speicherte, was sie eben geschrieben hatte.
    »Der Hund. Ich hab gehört, dass er ihn Tiedemann gerufen hat. Hat ihn bestimmt nach dieser Tabaksorte genannt. Er kauft immer

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