Jagdhunde (German Edition)
mit erfahrenen Kollegen in der Kneipe am Tisch gesessen und sich mit ihnen über alte Fälle unterhalten hatte.
Cecilia Linde hatte auf ihrer Joggingtour einen Walkman dabeigehabt. Sie hatte eine Beschreibung des Täters auf die Kassette gesprochen und erläutert, wie es dort aussah, wo sie gefangen gehalten wurde.
Line scrollte noch einmal zurück und las die Stellungnahme ihres Vaters, in der er einen Wettlauf gegen die Zeit abstritt, und verstand plötzlich, wieso er sich so wortkarg ausgedrückt hatte. Er wollte schlichtweg nicht, dass die Informationen über den Walkman an die Öffentlichkeit gerieten. Denn das wäre dasselbe gewesen, wie dem Kidnapper zu erzählen, dass sie wussten, wo er sein Opfer versteckt hielt. Sollten diese Informationen gedruckt werden, bestand die Gefahr, dass er Cecilia woanders hinbrachte oder sich ihrer entledigte. Aber schließlich hatten es die Zeitungen doch herausbekommen.
Line scrollte in der chronologischen Übersicht wieder nach vorn. Zwei Tage später war Cecilia Linde tot aufgefunden worden.
Das Lesen der alten Artikel hatte die Zeit gefressen. Line sah auf die Uhr und begriff, dass sie vor der Pressekonferenz weder das Hotelfrühstück einnehmen noch eine Sonnenbrille würde besorgen können.
Sie klappte das Laptop zu. Die Informationen im Textarchiv waren siebzehn Jahre alt. Den Rest des Tages musste sie damit verbringen, die Details der Geschehnisse am Abend zuvor herauszufinden.
20
Wisting konzentrierte sich auf die Dokumente, die über die gefundenen Zigarettenreste an der Wegkreuzung zum Gumserød-Hof angelegt worden waren, und studierte die durchgeführten Analysen des Rechtsmedizinischen Instituts, das nunmehr den Namen Institut für Volksgesundheit, Abteilung Rechtsmedizin trug.
Kommissar Finn Haber hatte die Untersuchungen am Fundort geleitet. Wisting hatte bei einigen großen Fällen mit ihm zusammengearbeitet, bevor er vor acht Jahren in den Ruhestand getreten war. Die Tätigkeit eines leitenden Kriminaltechnikers, der für den Tatort verantwortlich zeichnete, war eine wichtige Aufgabe, die erforderte, dass man die Übersicht über das eingesammelte Material und die folgenden technischen Untersuchungen behielt. Dazu war ein Mensch mit Sinn für Ordnung und Struktur nötig, eben ein Mensch wie Finn Haber. Die Untersuchungsberichte waren genau so, wie Wisting Habers Arbeit in Erinnerung hatte: gründlich und exakt. Die Zigarettenfunde waren mit einem Übersichtsfoto der Wegkreuzung und Nahaufnahmen der drei Kippen dokumentiert. Selbst gedrehte Zigaretten ohne Filter. Eine davon war in den Boden getreten worden, während die beiden anderen anscheinend mit den Fingern ausgedrückt worden waren. Alle hatten eine eigene Nummer erhalten, A-1, A-2 und A-3. Vorn in der Mappe mit den Berichten befand sich außerdem eine Skizze, worin jeder einzelne Fund eingezeichnet war. Die Zigarettenkippen lagen in einem Radius von zwei Metern. In einem separaten Dokument fand sich das Foto einer Tatortrekonstruktion, bei der ein eigens dafür gemieteter Opel Rekord nach Anweisung des Zeugen auf dem Traktor an der Wegkreuzung platziert worden war. Frank Robbek agierte auf dem Bild als Stellvertreter des Mannes mit der Zigarette im Mundwinkel. Die Kippen waren direkt zu seinen Füßen gefunden worden, so als hätte der Täter dort gestanden und auf jemanden gewartet.
Die Aufbewahrung der Zigarettenkippen war mit dem Vermerk ESEK: Krim.Lab . registriert worden. Vierzehn Tage später hatte man sie mit einem weiteren Vermerk an das Rechtsmedizinische Institut weitergeleitet.
Die Bitte um Analyse war mittels eines Standardformulars erfolgt. Die Untersuchung sollte im Hinblick auf Epithelzellen durchgeführt werden, welche sich gegebenenfalls in Speichelresten finden würden. Nach drei Wochen war das Ergebnis gekommen. In den mit A-1 und A-2 bezeichneten Proben waren keine menschlichen DNA-Spuren vorhanden. Die Probe mit der Bezeichnung A-3 hingegen hatte ein DNA-Profil gezeigt, dessen spezifische Merkmale auf einen männlichen Ursprung verwiesen.
Das nächste Dokument war ein Bericht, in dem festgestellt wurde, dass die mit A-3 bezeichnete Fundprobe mit einer Vergleichsprobe des Verdächtigen Rudolf Haglund übereinstimmte. Der Bericht war von einem Gutachten im Hinblick auf die Verifizierung ergänzt und vom Abteilungsleiter unterschrieben worden.
Alles war gemäß der üblichen Vorgehensweise erfolgt. Wenn überhaupt irgendein Einwand berechtigt war, dann nur der, dass die
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