Jagdhunde (German Edition)
mit schweren, schleppenden Schritten zu seinem Haus zurück. Er zog sich die Gummistiefel aus und stellte sie auf die Kellerluke neben der Treppe, bevor er hineinging. Wisting wollte seinem Beispiel folgen, wurde aber davon abgehalten.
»Lass sie ruhig an«, insistierte Haber und hängte seine Schirmmütze auf einen Haken im Windfang.
Finn Haber wohnte allein, doch sein Haus strahlte die gleiche Ordnung aus, die auch seine Arbeit gekennzeichnet hatte.
Sie betraten die Küche, die mit Linoleumboden, Respatexverkleidung und Kiefernschränken ausgestattet war. Auf der Arbeitsplatte stand ein kleines Fernsehgerät. Es war eingeschaltet und zeigte die Bilder des Nachrichtenkanals, der Ton allerdings war abgedreht. Das Gesicht von Linnea Kaupang füllte den Bildschirm, dann wurde berichtet, dass die Menschen in der Nachbarschaft zum Zeichen ihrer Anteilnahme gelbe Schleifen angefertigt und sie vor die Häuser gehängt hätten. Im Anschluss wurden Bilder von der Suchaktion gezeigt, bevor das Programm schließlich zu den Sportnachrichten überging.
»Daran kann man sich nie gewöhnen«, sagte Haber und schaltete den Apparat aus.
»Was meinst du?«
»Dass man nicht mehr ein Teil davon ist«, erwiderte der alte Kriminaltechniker und griff nach dem Wasserkessel. »Ich bin jetzt seit acht Jahren pensioniert, aber jedes Mal, wenn ich Bilder von einem Tatort sehe, denke ich, dass ich gern dabei wäre. Nur um sicher zu sein, dass sie da nichts übersehen.«
Er füllte den Kessel mit Wasser. Wisting setzte sich vor dem Fenster an den Tisch gegenüber von Habers Platz, an dem eine Kaffeetasse, die Tageszeitung und ein leerer Aschenbecher standen.
»Wir haben den richtigen Mann gefasst«, sagte Haber und setzte den Kessel auf den Herd. »Rudolf Haglund ermordete Cecilia Linde.«
Wisting wünschte, er wäre sich genauso sicher gewesen. »Das glaube ich auch«, erwiderte er. »Aber ich wünschte, wir könnten es beweisen. Über jeden Zweifel erhaben.«
Er berichtete Haber von den neuen Analysen der drei Zigarettenkippen, die von der Wegkreuzung am Gumserød-Hof stammten.
Der alte Kriminaltechniker hörte schweigend zu. Als Wisting fertig war, kochte das Wasser im Kessel. Haber nahm ihn von der Platte, gab fünf Messlöffel Kaffee aus einer Dose hinzu und suchte Wisting eine Tasse heraus, während der Kaffee zog.
Er blieb mit dem Rücken zur Arbeitsplatte gewandt stehen. »Die dritte Kippe ist also mit den Resten einer Zigarette aus den Vernehmungen vertauscht worden?«, fasste er zusammen.
»Petterøes Blau Nr. 3.«
»Hast du eine Liste angefertigt?«
»Wovon redest du?«
»Du weißt, was ich meine.« Haber schien fast gereizt. »Eine Liste aller, die an dem Fall gearbeitet haben.«
»Ich habe eine Liste«, räumte Wisting ein.
»Aufgeteilt in Raucher und Nichtraucher?«
»Ich weiß nicht mehr, wer damals geraucht hat und wer nicht«, erwiderte Wisting. »Und schon gar nicht, wer Petterøes rauchte. Außerdem muss das gar nichts mit der Sache zu tun haben. Es kann irgendwer gewesen sein, der eine seiner Kippen aus dem Aschenbecher aufgelesen hat.«
Haber brachte den Kessel zum Tisch. »Irgendwo musst du ja anfangen«, sagte er und füllte die Tassen. »Hast du sie mitgebracht?«
»Ich habe die Namen im Kopf.«
Haber stellte den Kessel wieder auf den Herd und setzte sich. »Du kannst mit mir anfangen«, sagte Haber, zog den Vorhang etwas beiseite und griff nach dem Tabakpaket auf der Fensterbank. Petterøes Blau Nr. 3.
»Ich glaube, Kai Skodda rauchte dieselbe Sorte und Magne Berger. Thore Akre und Ola Kiste ebenfalls. Er hat ab und an mal eine von mir geschnorrt. Håkon Mørk rauchte Pfeife und Eivind Larsen hatte seine Zigarillos. Vidar Bronebakk rauchte Eventyr- Mischung, Svein Teigen hatte immer fertige Zigaretten mit Filter und Frank Robbek hatte Tiedemanns Gold. Rauchte Tiedemanns Gold und kaute Fisherman’s friend.«
Finn Haber öffnete das Tabakpaket und verteilte etwas Tabak auf das dünne Blättchen. »Gute Leute, alle zusammen«, fuhr er fort und drehte die Zigarette zusammen.
»Wie wurden die Zigarettenkippen aufbewahrt?«, fragte Wisting.
Haber feuchtete das Papier an. »Im Kühlschrank«, erwiderte er und kniff die Tabakreste ab, die aus den Enden der fertig gedrehten Zigarette herausragten.
»Waren die Umschläge nicht versiegelt?«
Der alte Kriminaltechniker legte die Zigarette beiseite und hob die Kaffeetasse an. Er schien zu überlegen.
»Nicht solange sie bei uns lagen«, sagte er
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