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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Trinkgeld.
    Sie aßen auf dem Bett und unterhielten sich. Tommy ließ sie berichten, was sie erlebt hatte und was sie über die Anschuldigungen gegen ihren Vater dachte.
    »Ich fahre morgen nach Hause«, sagte sie.
    »Ist es okay, wenn ich so lange bei dir bleibe?«, fragte er.
    Sie setzte zu einer Antwort an, als es erneut an der Tür klopfte.
    »Ich erwarte noch Besuch«, sagte sie und sprang vom Bett herunter.
    Tommy sah sie verwundert an, während sie das Modellauto aufhob und zur Tür ging.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme«, sagte der Polizeibeamte draußen auf dem Gang.
    »Schon in Ordnung«, gab Line zurück. Sie reichte ihm das Auto und warf einen Blick hinter sich ins Zimmer. »Ich wollte sowieso noch nicht schlafen gehen.«

34
    Langsam glitt William Wisting vom Schlaf in den Wachzustand. Er streckte einen Arm über den Kopf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sein erster zusammenhängender Gedanke galt Linnea Kaupang. Er hätte gern gewusst, ob es im Laufe der Nacht Neuigkeiten über das Mädchen mit der gelben Schleife im Haar gegeben hatte. Wisting konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass er vielleicht zu irgendetwas beitragen könnte, wenn er sich im Dienst befunden hätte. Zwar betrachtete er sich selbst nicht als unersetzbar und wusste, dass der Fall in den besten Händen war, doch zu seiner eigenen Beruhigung wäre er gerne dabei gewesen.
    Neben sich hörte er den sanften und rhythmischen Atem Suzannes. Er drehte sich zu ihr, betrachtete ihr Gesicht und fragte sich, ob sie ihn wohl gut genug kannte, um zu wissen, dass er nicht getan hatte, was ihm vorgeworfen wurde. Vor drei Jahren war sie in sein Leben getreten und hatte einen großen Platz darin eingenommen. Ständig lernte er neue Seiten an ihr kennen und noch immer wusste er nicht genau, wie sie in bestimmten Situationen auftreten oder reagieren würde, so wie er es von Ingrid immer gewusst hatte. Ingrid und er hatten sich seit der Schulzeit gekannt und fast vierzig Jahre miteinander verbracht. Gute Jahre. Er wusste genau, dass sie ihm in dieser Geschichte beigestanden hätte, und hoffte, dass auch Suzanne für ihn da sein würde.
    Der Fußboden war kalt, als er sich aufsetzte. Vorsichtig schob er die Bettdecke zurück und schlich sich aus dem Schlafzimmer.
    Danach tat er das, was er jeden Morgen machte. Er duschte, zog sich an, holte die Zeitung herein und setzte sich mit einer Tasse Kaffee an den Küchentisch. Den Fernseher allerdings ignorierte er an diesem Morgen.
    Die Lokalzeitung berichtete auf der ersten Seite über die Suspendierung. Er las den ganzen Artikel. Die Fakten waren korrekt wiedergegeben, einschließlich der Tatsache, dass William Wisting für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung stehe.
    Auch über das verschwundene Mädchen brachte die Zeitung einen Artikel. Er war mit einem Foto Linnea Kaupangs versehen und berichtete von einer Suchaktion, die mit Freiwilligen in einem Waldgebiet in der Nähe ihres Wohnorts durchgeführt worden war. Einige Schulfreundinnen hatten sich ebenfalls an der Suche beteiligt. Sie hatten sogar gelbe Schleifen angefertigt und sich an die Jacken geheftet.
    Wisting faltete die Zeitung zusammen, blieb aber sitzen und überlegte, was da draußen gerade vor sich ging. Wieder einmal erschütterte eine Vermisstensache die ganze örtliche Bevölkerung. Ellen Robbek, Cecilia Linde und jetzt Linnea Kaupang. Damals, vor siebzehn, achtzehn Jahren hatten sie fast rund um die Uhr nach Ellen Robbek und Cecilia Linde gesucht.
    Er spürte, wie es ihm zusetzte, dass er dieses Mal nicht dabei war.
    Er machte sich zum Aufbruch bereit und überlegte kurz, ob er hinaufgehen und Suzanne Bescheid geben sollte. Ingrid hätte genauso unruhig geschlafen wie er und wäre heruntergekommen.
    Wisting entschied sich, sie schlafen zu lassen und ihr stattdessen auf einen Zettel zu schreiben, dass er in die Hütte gefahren sei.
    Es war ein gutes Gefühl, mit dem Wagen aus der Einfahrt herauszufahren. Das Haus zu verlassen war eine Art Einhaltung der Routine, auch wenn es etwas anderes war, auf die Küste zuzusteuern als in Richtung Innenstadt zu fahren.
    Wisting überlegte, was er im Cecilia-Fall hätte anders machen können. Doch ihm fiel lediglich ein, dass er sich viel stärker auf die zentralen Ermittlungsaufgaben hätte konzentrieren müssen. Allerdings hatte er seinen Mitarbeitern vertraut und die Erfahrung gemacht, dass die besten Ergebnisse meist ohne Einmischung in Detailfragen erfolgten.
    Die Landschaft

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