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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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verschwunden.
    Aksel Presthus hatte den Cecilia-Fall in der Presse verfolgt, und als er gelesen hatte, auf welches Alibi sich Rudolf Haglund berief, war er zu der Überzeugung gekommen, mit der Polizei sprechen zu müssen. Er hatte die Telefonzentrale angerufen und nach dem Verantwortlichen in der Cecilia-Sache gefragt. Dann war er verbunden worden und hatte seine Beobachtungen zu Protokoll gegeben. Der Fahndungsleiter hatte ihm gedankt und versprochen, sich wieder zu melden, falls seine Beobachtungen für den Fall von Interesse wären. Doch er hatte nie wieder etwas von der Polizei gehört.
    Haglunds Verteidiger erläuterte, wie er das vorhandene Fahndungsmaterial durchgesehen habe, ohne auf den Namen Aksel Presthus gestoßen zu sein. Die Polizei habe völlig selektiv ausgewählt, welche Informationen in dem Fall von Bedeutung seien, und auf überaus zweifelhafte Weise eine Verurteilung Rudolf Haglunds wegen Mordes herbeigeführt.
    Hauptkommissar William Wisting habe für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung gestanden. Der stellvertretende Polizeichef Audun Vetti verwies darauf, dass der Fall der polizeiinternen Spezialeinheit übergeben und der verantworliche Fahndungsleiter suspendiert worden sei.
    Line legte die Zeitung weg.
    »Was für Pläne hast du jetzt?«, fragte Tommy.
    »Ich werde ein paar Informationen in der Mordsache überprüfen«, erwiderte sie.
    »Welche Informationen?«
    »Über Jonas Ravneberg. Er wohnte in Larvik, bevor er hierher nach Fredrikstad zog.«
    Tommy spießte die letzte Scheibe Bacon mit der Gabel auf. »Du fährst nach Hause?«
    Line starrte auf das Zeitungsfoto ihres Vaters. »Ja, ich fahre nach Hause«, sagte sie und nickte.
    37
    Wisting und Haber schwiegen während der Fahrt. Als sie von der Hauptstraße abbogen, zog Haber sein Tabakpäckchen hervor und begann, sich eine Zigarette zu drehen.
    Irgendein größeres und schwereres Fahrzeug hatte tiefe Reifenspuren auf dem matschigen Weg hinterlassen, der als Zufahrt zu den fünfzehn Hütten diente, die hier verstreut lagen. In einiger Entfernung teilte sich der Weg, doch die Spuren führten nach rechts, in die Richtung, in der sich Wistings Hütte befand.
    Der Wagen wurde hin- und hergeschüttelt und kam nur schlingernd weiter. Die Reifen mühten sich über den letzten Hügel, bevor der Weg zum Parkplatz hin abfiel. Ein fremder Wagen stand dort. Journalisten, dachte Wisting, verwarf den Gedanken aber wieder, als er näher kam. Es war ein hochpreisiger Mercedes GL mit Schlammspritzern an den Seiten. Der Fahrer stand auf der Terrasse vor der Hütte.
    »Noch mehr Gäste?«, wunderte sich Haber.
    »Ungebetene«, gab Wisting zurück und parkte den Wagen.
    Der Mann vor der Hütte wandte ihnen das Gesicht zu. Er trug einen langen Mantel und hielt eine Dokumentenmappe in der Hand. Die Entfernung war zu groß, um ihn erkennen zu können.
    Haber schob sich die selbst gedrehte Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. »Ich komme gleich nach«, sagte er und sog den Rauch ein.
    Wisting folgte dem Weg und erkannte plötzlich den wartenden Mann.
    Rechtsanwalt Sigurd Henden.
    Rudolf Haglunds neuer Verteidiger nickte ihm zu, reichte ihm aber nicht die Hand.
    Wisting erwiderte den Gruß. »Wir sollten eigentlich wohl nicht miteinander sprechen«, meinte er.
    »Eigentlich nicht«, entgegnete Henden.
    Der feine Sprühregen hatte einen dünnen Schleier auf Hendens dunkelgrauem Haar hinterlassen.
    »Tut mir leid, wozu das jetzt alles für Sie geführt hat«, sagte er.
    Wisting gab keine Antwort, drehte sich aber um und stellte sich neben den Anwalt, der sich dem Meer zugewandt hatte.
    Ein Transportschiff war auf dem Weg nach Westen.
    »Wie haben Sie hierher gefunden?«, fragte er und warf einen Blick auf den Fußabdruck, der noch immer von der Plastikschüssel beschützt wurde.
    »Ihre Freundin hat es mir verraten.«
    Wisting sah ihn erstaunt an. »Suzanne?«
    »Tut mir leid. Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber als Sie nicht ans Telefon gegangen sind, habe ich es über Umwege probiert. Sie sagte, dass Sie hier seien.«
    »Wann haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Gestern Abend. Ich hätte sie nicht angerufen, wenn es nicht so wichtig wäre.«
    Eine Windböe ließ die Bäume in der Nähe erzittern. Von den Ästen tropfte es herunter. Braunes Laub wirbelte über den Platz vor der Hütte.
    Suzanne hatte es nicht erwähnt. Ingrid hätte diese Information niemals herausgegeben. Es war zwar nicht schlimm, aber auch nicht notwendig. Sigurd Henden war

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