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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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östlichen Querseite des Hauses lag Cecilias Zimmer. Noch immer waren die Einbruchspuren am Fensterrahmen erkennbar. Eigentlich war es seltsam, dass der Besitz in all den Jahren von weiteren Einbrüchen verschont geblieben war, dachte Wisting.
    Auch hier gab es einen Spalt zwischen den Vorhängen. Am Fußende des breiten Bettes lag eine rosafarbene Decke. Auf einer Kommode thronte ein großer Kassettenrekorder. In den Regalen darüber standen Cecilias Musikkassetten zusammen mit Dekorationsgegenständen wie kleinen Teddybären und anderen Dingen, die sie gesammelt hatte.
    Wisting ging hinüber zu der nach Süden gerichteten Terrasse, die Ausblick auf das Meer bot. Lange stand er da und starrte aufs Wasser, während er das schwere Dröhnen der Wellen hörte, die in der Bucht unter ihm ans Ufer krachten.
    Am Strand kam ein Mann mit einem schwarzen Labrador angelaufen. Der Hund trabte frei neben ihm her. Als der Mann Wisting oben auf der Terrasse entdeckte, rief er den Hund zu sich, nahm ihn an die Leine und lief auf die Treppe zu, die hinauf zu dem Landsitz führte.
    Irgendetwas an dem Mann kam Wisting bekannt vor. Er war die Treppe halb heraufgekommen, als Wisting sah, wer er war. Danny Flom. Der Fotograf, der Cecilia Lindes Freund gewesen war. Noch immer schien er einen bohemeartigen Lebensstil zu pflegen, trug eine löchrige Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine verblichene Windjacke. Seine braunen klaren Augen blickten unter dem Rand seiner altmodischen Schiebermütze hervor.
    »Das ist ja lange her, dass ich hier mal Leute gesehen habe«, sagte er und reichte Wisting die Hand.
    »Es ist auch lange her, dass ich zuletzt hier gewesen bin«, erwiderte Wisting und begrüßte ihn. »Siebzehn Jahre, um genau zu sein.«
    »Kennen Sie mich noch?«, fragte der Mann und nannte seinen Namen. »Damals hatte ich meist mit einem anderen Ermittler zu tun. Hammer. Ist der noch bei Ihnen?«
    Wisting bestätigte, dass er sich an Cecilias Freund erinnerte und dass Nils Hammer nach wie vor im Präsidium tätig war.
    Der schwarze Hund schnüffelte an Wistings Knöcheln. Wisting beugte sich hinunter und kraulte den Hund hinter den Ohren.
    »Ich bin oft hier«, sagte Danny Flom. »Nicht gerade hier auf Lindes Grundstück, aber ich habe jetzt eine Hütte auf der anderen Seite der Landzunge.« Er zeigte in die Richtung, aus der er gekommen war. »Vor vier Jahren haben wir sie gekauft. Trotz der Geschichte mit Cecilia habe ich mich immer hierher zurückgesehnt. Mein Leben hat ja in jenem Sommer eine ganz andere Wendung genommen als vermutet, aber ich bin trotzdem weitergekommen. Hab’s überwunden und meinen Weg gemacht.«
    »Flomlys«, sagte Wisting.
    Danny Flom blickte ihn an. Verwundert, aber auch fast erschrocken, weil Wisting den Namen seiner Firma kannte.
    »Ich habe vor ein paar Jahren etwas über Sie in der Zeitung gelesen«, erklärte Wisting. »Ein Artikel, der darüber berichtete, dass Sie einen Preis gewonnen hatten oder so etwas.«
    »Das ist gut möglich. Flomlys war eine Idee von Cecilia und mir. Sie war gut vor der Kamera, aber noch viel besser dahinter. Aber ich hab’s trotzdem geschafft. Es hat nur etwas länger gedauert. Und zusammen mit einem Kumpel, nicht mit einer Freundin.«
    Er ging in die Hocke und löste den Hund von der Leine. Der Labrador schnüffelte den Boden ab und trottete weiter zu den großen Glastüren des Haupthauses. Wilder Wein war die Wände emporgewachsen und hatte die gesprungenen Fenster teilweise überwuchert.
    »Ich habe auch etwas über Sie in der Zeitung gelesen«, fuhr Flom fort und sah dem Hund nach.
    Wisting schwieg. Er trat an das Geländer, das von eingetrocknetem Vogelmist bedeckt war.
    »Mir ist es egal, auf welche Weise Sie ihn damals geschnappt haben«, fuhr Danny Flom fort. »Ich bin nur froh, dass Sie es taten. Das habe ich auch damals zu Hammer gesagt. Hauptsache, er wird geschnappt. Das Schlimme ist nur, dass er jetzt wieder draußen ist. Er hat uns Cecilia für immer genommen, aber jetzt ist er wieder draußen und noch dazu so dreist zu behaupten, dass er unschuldig sei.«
    Wisting schob die Hände in die Taschen. Er musste daran denken, dass Danny Flom ein eigenes Projekt gewesen war, für das Nils Hammer verantwortlich gezeichnet hatte. Seine prekären finanziellen Verhältnisse und seine angestrengte Beziehung zu Cecilias Vater hatten dazu geführt, dass die Ermittler bis zu dem Tag, an dem Cecilia gefunden wurde, die Theorie aufrechterhielten, dass die ganze

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