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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Entführung von dem Liebespaar vorgetäuscht worden war.
    »Haben Sie noch Kontakt zu ihrer Familie?«, fragte Wisting.
    Flom schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Ihre Mutter schickte mir ein paar Jahre lang noch Weihnachtskarten und einige Male habe ich sie angerufen, aber irgendwann musste ja mein eigenes Leben weitergehen. Ich habe vier Jahre später geheiratet, falls Sie das nicht wissen. Dann wurde ich geschieden und habe erneut geheiratet. Die Geschichte mit Cecilia liegt inzwischen hinter mir.« Flom rief seinen Hund, der aber nicht reagierte. »Aber jetzt ist es wieder passiert«, sagte er.
    »Wovon reden Sie?«
    »Das verschwundene Mädchen. Linnea Kaupang. Haben Sie den Gedanken etwa nicht gehabt? Dass sie jemand entführt haben kann?«
    Wisting nickte fast unmerklich und blickte zu Boden. Er hatte den Gedanken durchaus gehabt. Wie ein Schatten schwebte er über allem anderen.
    41
    Wisting schloss die Hütte auf. Er war hungrig. Auf dem Rückweg hatte er vor dem großen Meny- Supermarkt in Søndersrød angehalten, war jedoch nicht aus dem Wagen gestiegen. Als er mehrere bekannte Gesichter unter den umherlaufenden Kunden entdeckt hatte, war ihm klar geworden, dass er zu so etwas noch nicht bereit war. Lieber wollte er sich Fragen, Kommentare und Blicke ersparen und war weitergefahren.
    Er stellte die Schachtel mit Habers Fotos auf den Tisch, ging zur Spüle hinüber und trank ein Glas Wasser. Dann füllte er es wieder auf, nahm die Zeitung mit dem Artikel über den Cecilia-Fall und setzte sich aufs Sofa.
    Haber hatte recht. Der Hobbyangler, der mit VG gesprochen hatte, war kein Alibizeuge. Zwar mochte er Haglund am See gesehen haben, aber Haglund hätte auch dann auf Angeltour gehen können, während er Cecilia in einem Keller gefangen hielt.
    Wisting überlegte. Genau solche Erwägungen hatten dazu geführt, dass es möglich gewesen war, Haglund anzuklagen. Sie waren sich Haglunds Täterschaft so sicher gewesen, dass sie alle Einwände hatten entkräften können.
    Er legte die Zeitung vor sich auf den Tisch und blätterte vor zu dem Fall, an dem Line in Fredrikstad arbeitete. Ein großes Foto zeigte das Haus, in dem der Ermordete gewohnt hatte. Er war identifiziert, sein Name war veröffentlicht worden. Jonas Ravneberg. Auf einem kleineren Bild war der Fundort der Leiche abgebildet. Man konnte die Konturen eines Menschen unter einer Decke erahnen, das Dramatischste war jedoch der Hund, der mit dunklen, weit aufgerissenen Augen am Fußende der Bahre hockte.
    Der Einbruch, bei dem Line den Täter am Wohnort des Mordopfers überrascht hatte, wurde als mysteriös bezeichnet. Anscheinend war nichts gestohlen worden.
    Wisting führte das Wasserglas zum Mund und trank es mit einem Schluck zur Hälfte aus.
    Mysteriös. Auch der Einbruch im Landhaus der Familie Linde war so gewesen. Anscheinend war nichts gestohlen worden.
    Er las den Rest des Artikels und faltete die Zeitung zusammen. Line schrieb gut, dachte er, doch es gefiel ihm nicht, dass sie so dicht an einer Sache arbeitete, die geradezu gefährlich war.
    Dann öffnete er die Schachtel, die er von Haber bekommen hatte, und nahm das Foto heraus, das Rudolf Haglund mit nacktem Oberkörper im Krankenhaus zeigte. Arglos wie ein Lamm. Das war der erste Gedanke gewesen, der ihm gekommen war, als er das Bild in Habers Arbeitszimmer gesehen hatte. Jetzt tauchte er wieder auf, doch Wisting war ziemlich unsicher, wie er diesen Gedanken einordnen sollte. Er hatte über psychologische Tests gelesen, bei denen Patienten gebeten wurden, das erste Wort zu nennen, das ihnen bei der Betrachtung eines Bildes mit Tintenflecken einfiel. Diese Methode wurde verwendet, um den unbewussten Teil des Gefühlslebens bei einem Patienten zu erforschen.
    Wisting unterließ es, den Gedanken weiterzuverfolgen. Stattdessen stand er auf und ging zur gegenüberliegenden Wand des Zimmers. Eine alte Seekarte des Oslofjords hing dort in einem Rahmen. Er nahm sie herunter und befestigte stattdessen das Foto von Rudolf Haglund an dem Nagel. Der Nagelkopf trat in der Mitte von Haglunds kräftigem Brustkasten wieder hervor.
    Wisting suchte das Bild von Cecilia Linde heraus, das damals bei der Fahndung verwendet worden war. In einer der Schubladen lag eine Rolle Klebeband, die er dort vor Kurzem bei der Suche nach dem Lineal entdeckt hatte. Er nahm sie heraus, riss mit den Zähnen ein Stückchen ab und klebte Cecilias Bild neben Haglunds Foto an die Wand.
    Verführerisch war das erste Wort, das

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