Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
Vom Netzwerk:
ihm einfiel, als er ihren Blick betrachtete. Dann kamen noch mehr Wörter. Verlockend, anziehend. Offenbar war dies genau der gewünschte Effekt gewesen. Danny Flom hatte gesagt, dass sie gut vor der Kamera agiert hatte. Das Bild war für eine Kampagne benutzt worden, die Tausende von jungen Mädchen dazu verführt hatte, sich genauso einen Pullover zu kaufen, wie sie ihn trug. Ihre Brüste füllten den Pullover deutlich aus und ließen den Markennamen Canes in geschwungener Form hervortreten.
    Canes war der Name einer Modekollektion gewesen. Darüber hinaus hatte jedes dabei entworfene Kleidungsstück einen zusätzlichen Namen erhalten. Der Pullover auf dem Bild hieß Venatici. Canes Venatici.
    Wisting sprach es ein paarmal laut vor sich hin. Der Name stammte aus der Astronomie. Das Sternbild, das im Norwegischen den Namen Jagdhunde trug. Johannes Linde hatte es ihm an einem späten Sommerabend draußen auf seinem Landsitz einmal gezeigt. Ein fast unmerklicher Sternenhaufen, der unter der Deichsel des Großen Wagen lag.
    Wisting blickte zu Rudolf Haglunds Foto.
    »Jagdhunde«, sagte er laut.
    Genau das waren sie gewesen, er und seine Kollegen. Eine Meute von Hunden, die einen Mörder jagte.
    Rudolf Haglund war der Mann gewesen, den sie eingekreist hatten. Doch genau wie alle anderen Jagdhunde waren sie der heißesten Spur gefolgt, ohne sich um etwas anderes zu kümmern.
    Er ging wieder zurück zu Habers Schachtel und blätterte durch die Fotos.
    Hinter dem Trennbogen mit der Aufschrift Rekonstruktion 20/7 gab es mehrere Aufnahmen, die ihn an das Archivbild erinnerten, das die aktuelle VG- Ausgabe abgedruckt hatte und die wichtigsten Ermittler an der Wegkreuzung zum Gumserød-Hof zeigte. Auf diesen Aufnahmen standen sie nicht so dicht zusammen, wie es das Zeitungsbild zeigte, sondern etwas verteilter. Offenbar handelte es sich bei den Bildern teilweise um Probefotos.
    Haber war auf keinem der Bilder zu sehen. Frank Robbek stand mit seiner Zigarette im Mundwinkel etwas abseits und schaute über den Rand seiner Brillengläser zu den anderen. Auch Audun Vetti war dabei. Er und Nils Hammer schienen über etwas zu diskutieren.
    Wisting nahm eines der Fotos, auf denen die meisten Fahnder zu sehen waren, und hängte es an die Wand. Er trat einen Schritt zurück und dachte nach.
    Er betrachtete die drei Bilder mit dem seltsamen Gefühl, dass es irgendetwas gab, das er neulich gesehen oder gelesen hatte und das von Bedeutung war.
    Er konnte sich nicht darüber klar werden und versuchte im Geiste zu rekonstruieren, was er im Laufe des Tages getan hatte und was ihn auf eine womöglich entscheidende Spur gebracht haben könnte.
    Das Geräusch von Schritten auf den Terrassendielen vor der Hütte riss ihn aus seinen Gedanken. Leichte Schritte, die kaum hörbar waren. Von seinem Standort konnte er die Tür nicht sehen, hörte jedoch, wie die Schritte unmittelbar davor endeten.
    Journalisten, dachte er, registrierte im selben Moment aber das Geräusch des Türknaufs, der herumgedreht wurde. Sein Herz schlug heftiger. Er blickte umher, hörte ein Knirschen, als die Tür aufgeschoben wurde, griff nach einem Holzscheit und hielt ihn halbwegs in die Höhe.
    »Hallo?«
    Es war Line. Sie kam herein und begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln.
    »Ah, schön, dich zu sehen«, sagte sie und umarmte ihn.
    »Und schön, dich zu sehen«, erwiderte er.
    »Es ist kalt hier«, sagte sie und blickte sich um.
    »Ich wollte gerade Feuer machen«, erklärte Wisting und legte das Holzscheit, das er zu seiner Verteidigung auserkoren hatte, in den offenen Kamin. Dann ging er in die Hocke und verteilte kleinere Holzstückchen zum Entzünden des Feuers darum herum.
    »Ich hab versucht, dich anzurufen«, sagte Line und stellte sich vor die Wand mit den drei Bildern.
    »Der Ton ist ausgeschaltet«, erklärte Wisting. »Dann vergesse ich immer nachzusehen.«
    Line neigte den Kopf ein wenig zur Seite und stand mit offenem Mund da. »Ist er das?«, fragte sie und zeigte auf das Foto von Rudolf Haglund.
    »Das ist er«, entgegnete Wisting und zündete ein Streichholz an.
    »Wieso steht er da mit nacktem Oberkörper?«
    Das Feuer machte sich über das trockene Kleinholz her. Die Flammen knisterten angenehm und warfen einen rotgoldenen Lichtschein in das Zimmer.
    »Das Foto wurde im Krankenhaus aufgenommen«, erläuterte Wisting. »Er wurde untersucht, um herauszufinden, ob er Verletzungen hatte, die Cecilia ihm vielleicht zugefügt haben konnte, als er sie

Weitere Kostenlose Bücher