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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
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reinlassen«, sagte er, als er die Tür aufschloss. »Bill Barrett hat mir eingeschärft, nie und unter keinen Umständen jemanden nach Feierabend ins Geschäft zu lassen, selbst ihn nicht. Hier liegen ja jede Menge Schmerzmittel und so Zeugs rum.«
    Joe bedankte sich und stürmte an Hans vorbei. »Ich bin dienstlich unterwegs. Gut, dass Sie gerade da sind.«
    Hans seufzte und schloss die Tür wieder ab.
    »Ich muss das Bill Barrett melden.«
    »Nur zu«, antwortete Joe und ging zum Fototresen.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich weitersauge? Am Nachmittag war ich mit Jack jagen, und jetzt bin ich reichlich spät dran. Aber dafür hab ich meinen Hirsch erwischt. Endlich! Und einen schöneren verfehlt. Sie können Jack danach fragen.«
    »Hans - ich muss Sie was fragen.«
    Der hielt inne und starrte ihn an. Seine Hände zitterten. Offenbar versuchte er sich zu erinnern, gegen welche Jagd- und Angelbestimmungen er in letzter Zeit verstoßen haben mochte.
    »Keine Sorge«, versicherte Joe. »Soweit ich weiß, haben Sie nichts verbrochen.«

    Hans zitterte weiter.
    »Erinnern Sie sich daran, dass ich neulich aufgetaucht bin, als Sie und Jack gerade ein Pronghorn erlegt hatten?«
    Hans nickte.
    »Da haben Sie mich gefragt, ob ich was von einer gefährdeten Tierart in den Bergen gehört hätte. Erinnern Sie sich?«
    Hans nickte wieder.
    »Was wissen Sie darüber?«, fragte Joe sehr bestimmt.
    »Nichts. Ehrlich. Wir haben nur Gerüchte gehört. Thekengeschwätz. Irgendwer hat gesagt, einer habe da oben was gefunden.«
    »Wer hat es gefunden?«
    »Clyde Lidgard, hat einer gemeint.«
    »Saugen Sie weiter.« Joe winkte auffordernd, schob sich hinter den Tresen und zog die übergroße Schublade auf, in der die alphabetisch geordneten Umschläge der entwickelten Filme steckten. Joe ging sie flüchtig durch, bis er zum Buchstaben L kam. Dort fand er Lawton, Livingston, Layborn, Lane und Lomiller. Aber nicht den Namen, den er gesucht hatte. In der anderen Ecke des Ladens machte Hans den Staubsauger an. Joe rammte die Schublade zu. »Mist!« Aber Hans war schon wieder in seine Arbeit versunken.
    Es gibt eine erstaunlich einfache Antwort darauf, warum Clyde Lidgard im Wohnwagen keine Fotos aus den beiden Monaten vor der Ermordung der Ausrüster gehabt hat, dachte Joe. Er hat die entwickelten Bilder einfach nicht abgeholt. Aber irgendjemand hat es offenbar getan.
    Vielleicht, dachte Joe und verzog das Gesicht, vielleicht
hink ich mal wieder zehn Schritte hinter allen her. Wie immer, seit diese ganze Sache losgegangen ist.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Er zog die Schublade nochmal auf und suchte ganz hinten. Auf XYZ folgte noch eine Trennpappe. Und die trug das Etikett »Nicht abgeholt«. Dahinter steckten zehn Umschläge. Drei davon waren für Clyde Lidgard.
    Joe riss den ersten auf und ließ die Bilder auf den Tresen rutschen. Sie sahen bekannt aus - verschwommene, unscharfe Schnappschüsse von Bäumen, Wolken, Clydes Penis und einem Kanaldeckel. Dann fand er die Aufnahmen, die er suchte. Zu Dutzenden.
     
    Die Stockman Bar war seit zwei Uhr geschlossen, aber Joe fuhr für alle Fälle dort vorbei und dann weiter zum Holiday Inn am Stadtrand. Er parkte direkt vor dem Eingang, setzte den Hut auf und ging rein.
    Der Mann an der Rezeption war schreckhaft wie alle Nachtportiers. Er hatte die Haare zu einem fettigen Pferdeschwanz gebunden und trug eine dicke Hornbrille. Die Gläser vergrößerten seine Augen gewaltig. Rasch begrub er ein Pornoheft in den Hotelunterlagen, aber nicht schnell genug, als dass Joe es beim Kommen nicht bemerkt hätte.
    Er nannte seinen Namen und zeigte seine Dienstmarke. Ihm dürfte ein Paket ins Hotel geschickt worden sein, das Vern Dunnegan für ihn habe annehmen sollen. Er habe versucht, deswegen anzurufen, sei aber nicht durchgekommen.
    »In der ganzen Stadt sind die Leitungen tot«, sagte der Nachtportier. »Nichts zu machen.«
    Joe beobachtete, wie der Finger des Portiers die Liste
der Hotelzimmer runterfuhr. Bei Nummer 238 hielt er an.
    »Hier steht nichts von einem Paket.«
    »Würden Sie das bitte überprüfen?«, bat Joe. »Es hätte gestern kommen sollen. Vielleicht liegt es noch hinten.«
    Der Portier kicherte in sich hinein, entschuldigte sich für einen Augenblick und verschwand ins anschließende Zimmer.
    Kaum war die Tür hinter ihm zugefallen, schwang Joe sich rasch auf den Tresen der Rezeption, griff über den Schreibtisch des Portiers und öffnete die Schublade. Es gab zwei

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