Jagdrevier: Thriller
Schlamassel.
»Wer ist das?«, fragte Elizabeth nervös.
»Keine Ahnung«, sagte Tanner. Sein Blick hing wie gebannt an dem Truck. Er schluckte, stieg aus und hoffte, dass es nur Waschbärenjäger waren. Als er durch das offene Tor trat, stand er direkt im Strahl der Scheinwerfer.
»Bleib doch lieber im Jeep«, bat Elizabeth ihn.
»Hey, wir wollen hier durch«, rief Tanner, bekam aber keine Antwort.
»Sei vorsichtig, Tanner!« Elizabeth war besorgt.
Minis XXL-Silhouette bewegte sich durch das Scheinwerferlicht. Knapp zwanzig Meter vor Tanner blieb er stehen. Halbwegs sehen konnte Mini, aber hören konnte er nicht viel. Das tiefe Grollen der mit Fiberglas gefüllten Schalldämpfer seines Trucks dröhnte ihm in den Ohren.
Tanner sah Minis Pistole. Dann hörte er im Unterholz einen Ast knacken, spähte in die tintenschwarze Dunkelheit, konnte aber nichts erkennen. Sofort wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Dicken mit der Pistole zu.
»Wir müssen hier durch«, sagte Tanner nervös.
»Hier kommt keiner durch, wenn wir ihn nicht lassen.«
»Hören Sie, ich bin Tanner Tillman und war auf dem Grundstück meiner Familie. Und jetzt will ich nach Hause.«
Einen Moment lang glaubte Tanner, in den Baumwipfeln den Lichtschein eines Fahrzeugs gesehen zu haben. Aber als er sich umdrehte und nach einem Wagen Ausschau hielt, der sich von hinten näherte, sah er nichts. Seine Gedanken rasten. Er hörte, wie links von ihm wieder ein Ast knackte. Allerdings war es im Wald stockdunkel und die Scheinwerfer blendeten ihn.
Ich muss Elizabeth schnell hier wegbringen. Ich fahre in den Graben, mache einen Bogen um den Truck und diesen fetten Hillbilly mit der Knarre.
Als Tanner in den Jeep steigen wollte, hörte er wieder ein Geräusch. Bevor er sich umdrehen konnte, wurde er von hinten gepackt und so heftig zu Boden geschleudert, dass ihm die Luft wegblieb. Jemand drückte sein Gesicht in den Straßenschotter. Elizabeth schrie; Tanner bekam einen Tritt in die Seite. Er wollte sich hochrappeln, schaffte es aber nicht. Verzweifelt versuchte er zu erkennen, wer ihn angegriffen hatte.
Mini rannte, so schnell er konnte, zum Jeep. Sweat schlug Tanner beinahe k. o. Dann galt sein Interesse dem schreienden Mädchen – diesem unverhofften Geschenk des Himmels.Sie war sehr schön. Er war so sehr mit dem Kerl aus dem Jeep beschäftigt gewesen, dass er sie erst bemerkt hatte, als sie geschrien hatte. Über den Fahrersitz hinweg wollte Sweat sie packen. Doch sie wich ihm aus und schrie noch lauter.
Tanner gelang es, sich hochzuziehen und die Arme um Sweats Taille zu schlingen, doch er war seinem Gegner hoffnungslos unterlegen. Sweat war fast fünfzig Kilo schwerer und über Jahre hinweg durch Kneipenschlägereien und Messerstechereien gut trainiert. Tanner hatte sich dagegen bisher nur ein einziges Mal geprügelt, und das war in der siebten Klasse gewesen.
Sweat fuhr herum, schleifte Tanner vor den Jeep und knallte ihm den Ellbogen mit Wucht ins Gesicht. Dabei brach er ihm die Nase. Wie ein weißer Lichtblitz schoss der Schmerz durch Tanners Gehirn. Als Sweat ihn gegen den Kühlergrill schmetterte, konnte er kaum noch sehen oder atmen.
Er versuchte auf die Knie zu kommen, doch Mini zog ihm den Pistolenknauf über den Kopf, sodass er der Länge nach zu Boden plumpste. »Bleib liegen, sonst stirbst du«, riet Mini ihm fast freundschaftlich. Die Sache gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte nicht vor, den Jungen kaltzumachen, wusste aber, dass Sweat keine Sekunde zögern würde.
»Du musst weg hier, Elizabeth! Lauf! Lauf!«, schrie Tanner, während er sich auf die Ellbogen hochstemmte.
Sweat packte ihn an den Haaren, zog ihn auf die Knie und drückte Tanners offenen Mund auf die Stoßstange des Jeeps. Tanner konnte sich nicht bewegen. Er rang heftig nach Luft und schmeckte das kalte Metall der Stoßstange. Mit einem plötzlichen heftigen Tritt gegen Tanners Hinterkopf sorgte Sweat dafür, dass Tanner sämtliche Vorderzähne verlor.
Mini wandte sich würgend ab.
Elizabeth konnte nicht sehen, wie übel Tanner zugerichtet wurde. Sie konnte nur schreien.
Mit ein paar Schritten war Sweat an der Beifahrerseite desJeeps und wollte Elizabeth herausziehen. Fieberhaft sah sie sich nach etwas um, das sie als Waffe benutzen konnte. Dabei schoss ihr die Ermahnung ihrer Mutter durch den Kopf, stets Pfefferspray in der Handtasche zu haben. Vorn im Jeep fand sie nur eine Autobatterie. In Todesangst sprang sie auf den Fahrersitz und suchte nach
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