Jagdrevier: Thriller
auf das Grundstück.
»Schscheii...« Jake sah Katy an und verzichtete auf den Rest des Wortes. Langsam verlor er wirklich die Nerven.
»Was bedeutet das?«, fragte Katy.
»Nichts Gutes.«
»Sind das die bösen Männer?«
»Ich fürchte schon. Aber das macht nichts. Ich habe noch einen anderen Plan«, log Jake.
Eigentlich hätte er es sich denken können. Die Banditen kannten die Gegend. Sofort machte er die Scheinwerfer aus. Im Dunkeln überlegte er, was er nun tun sollte. Viele Möglichkeiten hatte er nicht.
Hier kommen wir nicht raus. Für zwei Fahrzeuge nebeneinander ist die Straße nicht breit genug. Vielleicht kann ich den Wagen verstecken, und wir verstecken uns auch so lange im Wald, bis es hell wird. Nein. Nicht mit Katy im Schlepp. Denk nach. Denk. Denk.
Jake legte den Rückwärtsgang ein und wendete. Er raste den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. An der Abbiegung zum Camp fuhr er vorbei, warf einen Blick den alten Forstweg entlang, konnte aber keine Scheinwerfer entdecken.
Anscheinend kämpfen die Kerle sich noch durch das Schlammloch.
Jake wusste, dass er kostbare Zeit verlieren würde, wenn er den Truck versteckte. Außerdem war der Untergrund so aufgeweicht, dass man die Spuren sowieso sah. Er schlucke. Bleib ruhig. Denk nach, sagte er sich.
Nur so kannst du Katy retten.
Achtzehn
Langsam fuhr Mick Johnson aus dem Camp. Er versuchte sich zusammenzureimen, was in den letzten Stunden geschehen sein konnte. Jake hatte er vor acht Jahren bei einem Bankett der National Wild Turkey Federation in Birmingham kennengelernt, bei dem sich Truthahnfreunde aus der ganzen Umgebung getroffen hatten. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden und waren seither jedes Jahr gemeinsam auf Truthahnjagd gegangen. Jake war zehn Jahre jünger als er und ein wirklich netter Kerl, hatte aber in letzter Zeit ziemlich viel Stress in seinem Job. Mick war nicht entgangen, dass er sich verändert hatte. Im letzten Jahr hatte Jake sogar angedeutet, dass er daran dachte, die Branche zu wechseln. Mick wurde klar, wie sehr er Jake mochte und wie lange es her war, dass sie sich einfach nur unterhalten hatten. Er nahm sich fest vor, ihn bald auf ein paar Bier und Steaks einzuladen. Die Ungewissheit machte ihm zu schaffen. Saß Jake tatsächlich in irgendeiner Bar, trank und spielte Karten? Oder hatte er ein ernstes Problem und brauchte Hilfe?
Auf dem Highway 17 fuhr Mick rechts ran und suchte in seinem Handy nach Jakes Festnetznummer. Dann drückte er die Anruftaste, brach den Versuch aber ab, bevor es klingelte.
Es ist Viertel nach zwei morgens. Das kann ich nicht machen.
Nach einem langen Blick auf die Uhr entschloss er sich, am Bama Jama Club vorbeizufahren, einer Kneipe in der Nähe. Im Hinterzimmer wurde gelegentlich ein bisschen gepokert. Mick hatte gehofft, der Sheriff würde sich mehr ins Zeug legen. Doch andererseits – was konnte er groß machen? Eigentlich war Mick sich sicher, dass Jake nicht in der Kaschemme hockte. Trotzdem betete er, dass sein Freund dort war. Er fuhr auf den leeren Highway zurück und machte sich auf den Weg zu der Bar.
Ollie Landrum suchte auf sämtlichen Sendern nach schöner, wohltuender Musik, die er kannte. Rap hasste er; er verstand die Texte einfach nicht. Country Musik mochte er auch nicht. Zu metallisch. Dafür liebte er Otis Redding und Blues. Das nannte er Musik! Angewidert schaltete er das Radio aus. Er fand einfach nichts, was ihm gefiel. Über Funk sagte er Martha, dass er auf dem Nachhauseweg war.
Hoffentlich stellt sich alles als harmlos heraus.
Dass die Jagd in diesem County ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war, wusste Ollie. Er selbst konnte sich allerdings nicht dafür begeistern. Als Jäger musste man viel zu früh aufstehen. Einmal war er mit seinem Gefängnisaufseher und ein paar Leuten aus der Gegend auf Kaninchenjagd gegangen. Aber dieser eine Versuch hatte ihm gereicht. Zwar konnte man sich nebenher ganz gut Footballspiele anhören, aber das ging zu Hause bequemer. Samstags sah Ollie sich immer alle Spiele an, besonders die der Southeastern-Conference-College-Liga. Sie erinnerten ihn an seine glorreichen Zeiten. Eine Karriere in der National Football League war bereits zum Greifen nahe gewesen, als ein Oklahoma Tight End ihn auf übelste und eigentlich unerlaubte Weise abgeblockt und sein rechtes Knie damit genauso kaputt gemacht hatte wie seine Träume.
Anstatt sich auf die Sonntagsspiele vorzubereiten, hatte er bei seinem Jagdausflug ein Dutzend kläffende
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