Jagdrevier: Thriller
und zum Himmel stinkende Beagles durch die Gegend geschleppt und ab und an auf ein Kaninchen geschossen. Doch die meiste Zeit hattensie nur geredet – Jägerlatein –, Essen in sich hineingestopft, das er daheim nie angerührt hätte, und dabei den Hunden zugehört. Vielleicht wollten Jäger einfach nur mal zu Hause raus und eine Pause vom täglichen Einerlei. So etwas konnte er durchaus verstehen.
Ollie hoffte, dass er einen entspannten Tag vor sich hatte. Seine Frau fuhr mit einer Kindergruppe ihrer Kirche ins IMAXKino nach Birmingham, wo gerade ein National-Geographic-Film lief. Er hörte bereits den Lockruf der Kunstledercouch. Und morgen stand Talladega auf dem Programm, das große NASCAR-Rennen, das immer Hunderttausende Verrückte aller Art anzog. Am meisten Sorgen machten Ollie die Redneck-Fans, und er war dankbar, dass das Rennen nicht in seinem County stattfand. Ollie und die Jungs saßen lieber mir ein paar Bier vor dem Fernseher und schauten sich das Rennen in aller Ruhe an. Er selbst war genau einmal in Talladega gewesen, aber für seinen Geschmack gab es dort zu viele Betrunkene, zu viele Schlägereien und zu viele durchgeknallte Weiße, die die Zeit am liebsten zurückgedreht hätten. Zu Hause konnten er und seine Kumpels das Rennen genießen, nebenher ein paar Rippchen auf den Grill legen und dabei die Fahrer anfeuern, als würden die sie hören.
R.C. blieb ein paar Minuten länger als die anderen. Er hatte sich noch nicht alle Mädchen genau angeschaut. Schließlich löschte er die Lichter und hinterließ das Camp so, wie er es vorgefunden hatte. Außer zwei Cokes fehlte nur ein ziemlich freizügiger Kalender, der in einem Fach über dem Kühlschrank versteckt gewesen war. Vom Streifenwagen aus sagte er Martha über Funk, dass er nun nach Hause fahren würde. Auf einem AM-Satellitenkanal fand er eine Talksendung, konnte sich abernicht wirklich für das Gejammer über die US-amerikanische Militärpräsenz im sogenannten Sandkasten Irak erwärmen. Er überlegte, ob er Chastity anrufen und ihr sagen sollte, dass er gerade Dutzende Mädchenkalender studiert hatte und dass sie definitiv alles hatte, was ein Bunny brauchte. Aber sie konnte neben der Arbeit nicht telefonieren. Zumindest sagte ihm das der Türsteher immer, wenn er anrief.
Ich sage es ihr morgen Abend einfach persönlich.
R.C. langweilte sich. Anstatt sich direkt auf den Heimweg zu machen, wollte er noch ein paar alte Schotterpisten abfahren.
Wenn es bloß nicht so spät und Hooters nicht eine Stunde entfernt wäre. Mann, ich könnte jetzt zwanzig extrascharfe Wings verdrücken.
Die wogenden Dekolletés, die knackigen Hintern und die winzigen ärmellosen Hemdchen der Bedienungen bei Hooters waren einfach unwiderstehlich. Dank seiner Diät aus Chickenwings und Bier legte er jedes Jahr fast fünf Kilo zu.
Er nahm sich eine ordentliche Portion von seinem Copenhagen-Kautabak und suchte unter dem Fahrersitz nach einer leeren Plastikflasche, in die er den Saft spucken konnte. Als er eine gefunden hatte, klemmte er sie sich zwischen die Oberschenkel und gab Gas.
Neunzehn
Mutti mit Kindern allein im Haus. Das sollte nicht allzu schwierig werden,
dachte Moon Pie. Er tätschelte die freundliche Hündin. Auf der Suche nach dem Telefonkabel sah er im Garten ein Trampolin und eine Schaukel. Das Kabel wollte er vorsichtshalber durchtrennen, damit niemand die Notrufnummer wählen konnte. Ob er den Unterschied zwischen einem Telefonkabel und einem Fernsehkabel erkennen würde, wusste er nicht. Aber dann entdeckte er das aufgedruckte Logo der Bell-South-Telefongesellschaft.
Noch nie hatte Moon Pie sich jemanden gegriffen. Er sagte lieber
greifen
als
kidnappen
. Kidnappen klang zu sehr nach Bundesknast. Aber er war sehr gerne bereit es auszuprobieren. Seine Gründlichkeit kam seiner kriminellen Karriere sehr zugute. Aufgewachsen war er auf einer Sojabohnenfarm. Was er dort gelernt hatte, hatte ihn später zum erfolgreichsten Marihuana-Anbauer im nordöstlichen Mississippi gemacht. Er hatte als Erster mit modernen Düngetechniken experimentiert, um den pH-Wert des Bodens zu beeinflussen. In zwei riesigen ehemaligen Hühnerhallen hatte er eine Beleuchtungsanlage und ein Bewässerungssystem installiert und bald eine doppelt so große Ernte eingefahren wie seine Konkurrenten. Das einzige Problem waren die hohen Ausgaben. Deshalb war er immer ein wenig klamm. Sheree, mit der er seit sechs Jahren zusammen war, schien immer etwas mehr Geld auszugeben,
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