Jagdrevier: Thriller
meinem Freund. Und die haben die Straße blockiert und sind auf ihn losgegangen. Ich bin weggerannt.« Sie rang die Hände.
»Und wo ist das alles passiert?«
»Tanner hatte gerade ein großes gelbes Tor aufgeschlossen. Da wollten sie mich packen. Ich bin einfach losgerannt und habe ihn allein zurückgelassen. Ich habe solche Angst um ihn.«
»Wow! Sie haben vier oder fünf Meilen zurückgelegt. Aber das haben Sie genau richtig gemacht«, sagte Jake.
»Die haben mich die ganze Zeit verfolgt«, sagte Elizabeth.
»Das sind ganz üble Typen. Was Ihnen passiert ist, tut mir leid. Vermutlich habe ich die ganze Sache ins Rollen gebracht,als die in unserem Camp aufgetaucht sind. Ich musste einen von ihnen erschießen. Hässliche Sache.«
»Den Kerl, der sich auf mich gestürzt hat, haben Sie auch erledigt!«, platzte Elizabeth heraus. Katys Augen weiteten sich vor Schreck.
»Nein. Ich hätte es getan ... Aber plötzlich war da dieser unglaublich dicke Kerl und hat ihn eine Sekunde, bevor ich abdrücken wollte, erschossen. Das war mehr als seltsam.«
Elizabeth glaubte sich zusammenreimen zu können, was passiert sein musste.
Aber warum?
Es ging einfach nicht in ihren Kopf. Ihr kamen wieder die Tränen.
Jake fischte eine Tarnmaske aus Baumwolle aus seiner Jagdweste. »Hier. Wischen Sie sich damit das Gesicht ab.«
Katy gab sich die größte Mühe, die Geschehnisse zu begreifen. Jake stand auf und streckte sich. Sein Rücken schmerzte. Er stellte sich auf einen Baumstumpf und lauschte, ob es irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche gab. Dann drückte er den Knopf an seiner Uhr. In ihrem schwachen Schein erschienen die Ziffern 3:02. Ein Blick auf sein Telefon zeigte ihm, dass er noch immer in einem Funkloch sein musste.
»Okay, Mädels. Weiter«, flüsterte er.
»Gern ... Wenn ich nur hier wegkomme, tue ich alles«, sagte Elizabeth und stand auf. Als der Schmerz durch ihr Bein schoss, verzog sie das Gesicht.
»Was ist mit meinem Freund, Mr Crosby?«, flüsterte sie nach einer Weile.
Jake blieb stehen und drehte sich um. »Ich weiß es nicht, Elizabeth. Erst bringe ich euch Mädchen an einen sicheren Ort, dann lasse ich mir etwas einfallen.«
Sechsunddreißig
»Halte dich bereit, alter Junge. Das könnte unser Durchbruch sein«, sagte Larson zu Shug. Der Hund unterbrach sein unermüdliches Lecken für einen Moment, legte den Kopf schief und blickte auf. »Wenn wir im Camp einen wichtigen Hinweis finden, erweitert Sheriff Landrum vielleicht das K-9-Polizeihundeprogramm.«
Deputy Larson Hodges und Mrs Martha O’Brien arbeiteten ganz gut zusammen. Sie mochte zwar den Hund nicht besonders, bewunderte aber Larsons Einstellung zu seinem Job und seinen Ehrgeiz. Gleichzeitig fand sie, er solle lieber öfter mal mit menschlichen Wesen kommunizieren. Larson gab ihr über Funk den neuesten Stand der Ermittlungen durch und wohin er unterwegs war. Martha informierte ihn über Tanners derzeitige Verfassung; sie stand in dauerndem Kontakt mit dem Krankenhaus.
Der Oberarzt, Dr. Sarhan, ein Vanderbilt-Absolvent, der ursprünglich aus Indien stammte, hatte Tanners Behandlung übernommen. Die Leute in der Stadt konnten Dr. Sarhan zwar oft kaum verstehen, aber er war eindeutig der fähigste Arzt, den sie je in der Gegend gehabt hatten, und inzwischen so angesehen, dass ein Restaurant sogar Curryhuhn auf die Speisekarte gesetzt hatte. Tanner befand sich in guten Händen.
Laut dem letzten Bericht des Hospitals hatte Tanner mehrfache Rippenbrüche erlitten. Seine Nase war ebenfalls gebrochen, er hatte fünf Zähne verloren und eine rätselhafte Schürfwundean der rechten Hand. Die Blutergüsse und Abschürfungen waren zu zahlreich, um sie einzeln aufzulisten. Weil er sich Sorgen um Tanners Kehlkopf machte, zog Dr. Sarhan einige Radiologie-Spezialisten hinzu. Tanner bekam schwere Schmerz- und Beruhigungsmittel, und das würde auch noch eine Weile so bleiben. Dr. Sarhans vorläufige Prognose klang vorsichtig optimistisch.
Martha rauchte eine Menthol-Zigarette nach der anderen und trank schwarzen Kaffee. Sie wollte unbedingt herausfinden, was mit Tanner passiert war.
Vielleicht sind sie in einen Drogendeal geplatzt und zwischen die Fronten geraten,
dachte sie. Sofort machte sie sich daran, den derzeitigen Aufenthaltsort von Ray-Ray Walker herauszufinden, der hinter fast jedem Verbrechen im Sumter County steckte. Ohne auf Anweisungen zu warten, rief sie bei Ray-Ray zu Hause an. Seine aktuelle Lebensabschnittsgefährtin ging ans
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