Jagdrevier: Thriller
stellte das Foto zurück und ging weiter die Treppe hinauf. In Elizabeths Zimmer verlor er endgültig die Fassung und brach in Tränen aus. Hier waren ihre Schulbücher, ihre Stofftiere und Hunderte von Fotos von ihr mit ihren Freunden. Er öffnete die Tür ihres Kleiderschranks und sog die Luft tief ein. Sie war doch sein Baby! Sein Leben. Seine größ-te Liebe. Er musste sie finden. Zach setzte sich aufs Bett und schluchzte in einen ihrer Pullover.
Schließlich wischte er sich die Augen an seinem Hemdkragen ab und ging hinunter. Er würde sich jetzt ans Telefon hängen. Ob das nun politisch korrekt war oder nicht, spielte im Moment keine Rolle. Dafür war Elizabeth ihm einfach zu wichtig. Ollie würde irgendwie darüber hinwegkommen. Elizabeth musste gefunden werden. Um jeden Preis.
Olivia Beasley saß in ihrem Wagen auf dem Parkplatz vor der Notaufnahme und starrte das Krankenhaus an. Tanner war hier und es ging ihm schlecht. Sie sah hinauf zu den Sternen.
Nur Gott allein weiß, wo Elizabeth jetzt gerade ist,
dachte sie. »Bitte beschütze sie!«, betete sie. Dabei liefen ihr Tränen über die Wangen. In diesem Krankenhaus war Elizabeth zur Welt gekommen. Und nun hoffte Olivia hier auf Informationen, die dabei helfen würden, sie zu finden. Um ein wenig ruhiger zu werden, atmete sie ein paarmal tief durch. Sie beschloss, später einige ausgewählte Familienmitglieder und Freunde anzurufen, damit sie eine Gebetskette bilden konnten. Ihre Gebetskrieger.
Bevor sie den Motor abstellte, betete Olivia so inbrünstig wie nie zuvor in ihrem Leben. Jetzt konnte nur Gott ihr noch helfen. Ihre religiöse Überzeugung gab ihr Kraft. Nachdem sie noch einmal Elizabeths Handynummer gewählt hatte, steckte sie ihr eigenes Telefon in die Handtasche, bekreuzigte sichund schickte ein weiteres stummes Gebet zum Himmel. Mit der Fernbedienung schloss sie die Wagentüren. Sie hörte das
Zirp-Zirp
auf dem Weg zur Krankenhaustür.
Tanners Mutter saß im Wartezimmer, rang die Hände und betete. Die Notaufnahme war zugleich Intensivstation und Tanner war ihr Baby. Seine ältere Schwester unterrichtete an einer privaten Grundschule in Montgomery. Für ein Ferngespräch vom Münztelefon aus war Mrs Tillman viel zu durcheinander. Eine aufmerksame Schwester bemerkte das und lieh ihr ihr Privathandy.
»Nehmen Sie es einfach und rufen Sie an, wen Sie wollen, meine Liebe«, sagte sie mitfühlend.
Mrs Tillman dankte ihr gleich mehrfach. Sie setzte ihre Lesebrille auf, versuchte sich zu sammeln, so gut es ging, und drückte dann die kleinen Tasten. Tracy Tillman Bonner meldete sich beim dritten Klingeln. Mrs Tillman war so aufgelöst vor Angst und Sorge, dass sie fast nicht sprechen konnte.
»Hallo«, sagte Tracy.
»Tra... Trace... Tracy«, stammelte ihre Mutter.
»Mom? Bist du das, Mom? Was ist denn los?« Tracy setzte sich im Bett auf. »Mom.«
»Tanner ist etwas zugestoßen, Tracy. Er ist schwer verletzt.«
Tracy knipste die Nachttischlampe an und weckte damit ihren Mann.
»Mom, was war denn?«
»Wir wissen nichts Genaues. Nur dass er zusammengeschlagen wurde und jetzt auf der Intensivstation liegt.«
»Wo bist du, Mom?«
»Was ist denn?« Tracys Mann räusperte sich.
»Pssst«, zischte Tracy unwirsch. »Wir kommen sofort ... Wahrscheinlich dauert es drei Stunden, bis wir bei dir sind. Aber wir machen uns gleich auf den Weg.«
»Nein, du musst doch jetzt nicht fahren ...« Mrs Tillmans Antwort ging in Schluchzen unter.
»Doch, Mom. Wir kommen. Ich lasse mein Handy an. Ruf an, wenn es etwas Neues gibt. Okay? Versprichst du, dass du mich anrufst?«
»Ja. Und bitte fahrt vorsichtig.«
»Mom, Ich liebe dich. Alles wird gut. Okay ... Melde dich, hörst du?«
»Mache ich. Bis nachher, Liebes.« Mrs Tillman fühlte sich ein klein bisschen besser. Das verdankte sie Tracy. Sie wusste stets, was zu tun war, und übernahm immer sofort das Kommando. Mrs Tillman brauchte ihre Tochter jetzt.
»Steh auf!« Tracy zog ihrem schlaftrunkenen Mann die Decke weg und sprang aus dem Bett. »Tanner ist schwer verletzt!«
Steve Tillman trank Kaffee und starrte die kahlen Wände der Dienststelle an. Alles war so unfassbar. Eigentlich wollte er dringend zurück ins Krankenhaus. Zum Glück hielt Martha ihn auf dem Laufenden, denn zugleich hatte er das Gefühl, bei der Suche nach Elizabeth helfen zu müssen. Einfach nur dazusitzen und zu warten brachte ihn fast um den Verstand.
»Können Sie noch mal anrufen, Miz Martha?«, fragte er ein
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