Jagdrevier: Thriller
erinnerte sich an die Worte
Mick, Jake, Club
und
töten
. Und er glaubte,
Notfall
verstanden zu haben. Aber vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. Die Telefonverbindung war furchtbar schlecht und er nicht ganz wach gewesen. Hatte es einen Jagdunfall gegeben? Aber doch nicht so spät nachts! Der Gedanke, dass ein abgeschossener Vogelfür Jake oder irgendeinen anderen leidenschaftlichen Truthahnjäger ein
Notfall
sein könnte, brachte ihn zum Grinsen.
Nach und nach kroch Nebel in die Senken. Beim Einbiegen in seine Einfahrt fiel Mick auf, dass die Nacht sternenklar war. Er ließ die Heckklappe herunter, damit Beau von der Pritsche springen konnte.
»Gute Nacht, Beauregard. Bis morgen früh.«
Mick ging ins Haus. Beau sah ihm schwanzwedelnd hinterher. Dann tapste er zu seiner Ecke auf der Veranda, drehte sich dreimal im Kreis und legte sich auf sein Hundebett mit Tarnmuster und Monogramm.
Micks Frau war noch wach und wartete auf ihn. Ihre beiden Kinder schliefen tief und fest. Sie zappte zwischen CNN und dem Wetterkanal hin und her. Als sie ihn an der Tür hörte, stand sie auf.
»Und? Was war los?«, fragte sie.
Mick hängte seine Jacke auf. »Nichts. Ollie meint, vermutlich sei alles ganz harmlos. Er will bis etwa acht Uhr warten, dann bei Jake zu Hause anrufen und der Sache nachgehen.«
Mick ließ sich auf einen Küchenstuhl nieder und fuhr sich durchs Haar.
»Ich weiß nicht ... Ich weiß nicht genau, was ich gehört habe.«
»Was ist mit dem Blut?«
»Ollie sagte, es könnte sich um Truthahnblut handeln.«
»Ach? Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte seine Frau. Anscheinend hatte sie sich deswegen tatsächlich Gedanken gemacht.
»Gehst du heute wieder bei Tagesanbruch jagen?« Sie faltete den Quilt zusammen, den sie benutzt hatte.
»Ja ... Ich glaube, ich schlafe jetzt lieber noch ein bisschen. Vielleicht eine Stunde oder so.« Wieder fuhr Mick sich durchs Haar.
»Alles in Ordnung mit dir?« Sie legte den Quilt ans Ende der Couch.
»Ja. Ich verstehe das alles bloß nicht. Im Camp brannten die Lichter ... sogar das Heizgerät war an ... aber weit und breit kein Jake. Das passt doch nicht zusammen.«
»Nimmt Ollie die Sache ernst?«
»Ich denke schon ... Immerhin sind er und R.C. den ganzen Weg zum Camp hinausgefahren und haben sich dort umgesehen. Die zwei werden schon wissen, was richtig ist.«
»Sie kennen Jake nicht.«
Mick sah seine Frau an.
Sie hat recht. Aber was hätte ich machen sollen? Im Moment kann ich mich nur ins Bett legen und hoffen, dass sich morgen früh alles aufklärt.
»Ich bin zu müde für diesen ganzen Kram. Ich schlafe jetzt erst mal.«
»Angeblich wird es ein kalter, klarer Morgen. Und am Montag regnet es. Der Präsident macht Urlaub in Camp David und die Börse sieht nicht besonders vielversprechend aus«, verkündete Micks Frau im Ton einer Fernsehansagerin.
Mick blieb stehen, sah sie an und sagte: »Komm, Schatz. Wir gehen ins Bett.«
Achtunddreißig
Zach Beasley war mit den Nerven am Ende. In letzter Zeit waren öfter Meldungen über Entführungen in den Nachrichten gekommen und die Sache war nie gut ausgegangen. Er versuchte, nicht daran zu denken und sich lieber darauf zu konzentrieren, was er unternehmen konnte. Zach mochte Ollie als Person, hegte aber gewisse Zweifel daran, dass Ollie wirklich das Zeug zum Sheriff hatte. Er würde ihm noch genau eine Stunde geben und dann ein paar Leute anrufen, die dafür sorgen konnten, dass etwas geschah. Nachdem er überprüft hatte, ob das Telefon auch tatsächlich funktionierte, setzte er sich an den Küchentisch und schrieb eine Telefonliste.
Zuerst würde er den Polizeichef in Livingston anrufen. Mit ihm war er gut befreundet. Sie gehörten demselben Rotarier-Club an und saßen beide im Schulaufsichtsgremium.
Ja, Sir. Das wird in genau zweiundfünfzig Minuten mein erster Anruf. Und als Nächstes ist der Bezirksstaatsanwalt des Tuscaloosa Countys an der Reihe.
Ein ehemaliger Kommilitone arbeitete inzwischen ebenfalls in irgendeiner Polizeibehörde, aber er wusste nicht genau, wo. Er konnte einfach nicht klar denken. Zach atmete tief durch, warf einen Blick auf die Wanduhr und schluckte.
Die Stille im Haus zerrte an seinen Nerven. Zach machte sich auf den Weg zu Elizabeths Zimmer. Dabei kam er an mehreren Fotos von ihr vorbei. Vor dem Bild von einem Familien-Skiausflug nach Steamboat Springs blieb er stehen. Beim Gedanken daran, wie viel Spaß sie gehabt hatten, stiegen ihmTränen in die Augen. Er
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