Jagdrevier: Thriller
Grund dorthin gefahren.
Ollie fand, es könne nicht schaden, sich das Gelände einmal anzusehen. Man konnte nie wissen. Er versicherte den Eltern, dass er tat, was er konnte, und dass er sie auf dem Laufenden halten würde.
»Wie geht es Ihrem Sohn, Mr Tillman?«, fragte Ollie aufrichtig besorgt.
»Er sieht ziemlich übel aus, Sheriff. Aber der Arzt meint, die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich; im Lauf der Zeit würde alles heilen. Wegen der furchtbaren Schmerzen haben sie ihn narkotisiert. Deshalb konnte ich nicht mit ihm reden. Sein Zustand ist aber wohl stabil. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen gerne, wo das Grundstück ist. Im Krankenhaus kann ich momentan sowieso nichts tun. Ich musste einfach herkommen, damit ich vielleicht verstehe ... damit ich vielleicht einen Zusammenhang ... Und ich möchte bei der Suche nach Elizabeth helfen.« Kürzlich hatte Tanner seinen Vater gefragt, woran er merken würde, dass er das richtige Mädchen zum Heiraten gefunden hätte. Sicher hatte er damit Elizabeth gemeint.
Ollie hörte deutlich, dass Mr Tillman mit den Tränen kämpfte. »Gute Idee, Sir. Ich rufe ein paar Deputys zusammen; einer soll Sie hier rausbringen. Mr and Mrs Beasley, Sie gehen vielleicht am besten nach Hause und warten am Telefon. Möglicherweise versucht Elizabeth Sie anzurufen – oder sie kommt sogar heim. Sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie etwas hören.«
Olivia Beasley bestand darauf, zum Krankenhaus zu fahren. Vielleicht würde Tanner ja doch etwas sagen, das irgendwie weiterhelfen konnte. Sie musste einfach hin. Ollie verstand sie, bat aber darum, dass wenigstens Zach nach Hause fuhr.
»Sagen Sie Miz Martha alles, was Sie wissen. Alles, was Ihnen einfällt. Sie wird einen ganzen Fragenkatalog mit Ihnen durchgehen. Das gesamte Team beschäftigt sich nur mit diesem Fall.«
Alle waren einverstanden. Tillman umarmte Mrs Beasley. Beide wussten, wie dem anderen zumute war, aber sie wussten nicht, was sie einander sagen sollten. Doch das mussten sie auch nicht.
Ollie fuhr weiter die Dummy Line entlang.
Vierunddreißig
Der Knall, der die Nacht zerriss, ließ Reese zusammenzucken. Offenbar war ganz in der Nähe ein Schuss gefallen. Die Schreie wurden danach noch lauter und hysterischer. So schnell es die Dunkelheit und das dichte Unterholz zuließen, rannte er in die Richtung, aus der sie kamen. Er wusste, wie man sich in schwierigem Gelände bewegte. Er wollte unbedingt bei dem dabei sein, was gerade vor sich ging. Während er sich unter Ästen duckte und über umgestürzte Baumstämme sprang, überlegte er, wer an Minis Telefon gegangen war. Er war beunruhigt. Die ganze Sache war rätselhaft und Rätsel waren ihm verhasst.
Bevor Reese die Stelle erreichte, von der all die Geräusche kamen, blieb er stehen und horchte. Er glaubte, weiterhin die erstickten Schreie eines Mädchens zu hören. Die männliche Stimme, die er schluchzen und murmeln hörte, kannte er gut. Zunehmend verwirrt, aber überaus vorsichtig, schob Reese sich weiter voran. Etwa hundert Meter vor ihm sah er den schwachen Schein einer Taschenlampe. Lautlos schlich er sich näher heran. Reese nahm die Browning von der Schulter, entsicherte das Gewehr und behielt es in der Hand.
»Ich habe es dir doch gesagt ... Ich habe dich gewarnt ... Warum hast du nicht auf mich gehört?«
Minis Gestammel verwirrte Reese noch mehr. Geräuschlos arbeitete er sich voran. Vom Rand der Lichtung aus sah er einen Körper auf dem Boden liegen. Daneben stand Mini mit der Pistole in der Hand. Neben dem Körper warf eine kleineTaschenlampe einen unheimlichen Schein durch die Grashalme. Außer Mini schien niemand hier zu sein.
»Mini. Ich bin’s, Reese. Was ist passiert? Was ist hier los?«
Mini fuhr zusammen, sprang ein Stück zurück und richtete den großen Revolver aus rostfreiem Stahl auf Reese.
»Shit, Mini! Ich bin’s, Reese!«, schrie er. »Nimm die verdammte Kanone weg!«
Mini ließ die Pistole sinken und fiel auf die Knie. Die Waffe glitt ihm aus der Hand und plumpste ins Gras.
Reese kam vorsichtig näher. Entsetzt stellte er fest, dass Sweat der Tote war. Offenbar hatte Johnny Lees Killer nun auch ihn erschossen. Reese hatte Sweat zwar nie besonders gemocht, aber das hieß nicht, dass er ihm den Tod wünschte.
»Was zum Teufel ist passiert, Mini?«, fragte Reese. Er beugte sich vor und sah sich Sweat genauer an. Der Tote hatte ein riesiges Loch im Hinterkopf. »Was ist passiert, verdammt!«
Mini schluchzte lauter. Er ließ
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