Jagdrevier: Thriller
es. »Vielleicht hilft das Ding uns irgendwie weiter. Wenn wir sie dazu bringen, uns ihren Standort zu verraten, haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt.«
»Du hast recht. Oder aber sie schöpfen Verdacht und machen sich aus dem Staub.« R.C. schüttelte nachdenklich den Kopf.
Die Männer tauschten einen langen Blick aus, dann sahen sie das Telefon an.
Fünfundvierzig
In der Nähe eines schmalen Baches entdeckte das Trio überraschend einen Indianerhügel. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Jake Katy mit Begeisterung die historische Bedeutung dieser Stelle erklärt. Jake liebte die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner und hatte im Lauf der Jahre beim Anlegen von Wildäckern einige Pfeilspitzen gefunden. Immer wieder dachte er voller Staunen daran, dass die letzte Person, die den Gegenstand vor ihm berührt hatte, ein Indianer gewesen war.
Jake brauchte dringend eine Pause und fand eine Stelle, an der er Katy absetzen konnte. Elizabeth stolperte zu ihnen, lehnte sich an einen Baum und rutschte langsam am Stamm entlang zu Boden. Er sah die beiden Mädchen an. Katy erschien immer noch sehr verängstigt, und Elizabeth wirkte, als könne sie jederzeit in einen Schockzustand fallen. Aber das war nur eine Vermutung. Jake setzte sich zwischen die Mädchen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass das Gewehr gesichert war, legte er es sich über den Schoß.
Conway Twittys Lied »That’s My Job« ging ihm immer wieder durch den Kopf. Er machte tatsächlich seinen Job – er tat, was er konnte, um Katy zu beschützen. Jake atmete tief durch.
»Alles klar?«, fragte er.
»Alles klar«, antwortete Katy müde. Elizabeth grunzte nur. Jake hatte das Gefühl, dass sie immer apathischer wurde.
»Erzählen Sie mir von sich, Elizabeth!« Er wollte sie auf andere Gedanken bringen. »Gehen Sie noch zur Schule?«
»Ich bin im Abschlussjahr an der Sumter Academy. Wahrscheinlich studiere ich ab Herbst an der University of Virginia«, sagte sie tonlos. Auch in ihren Augen schien jedes Gefühl erloschen.
»Dann wohnen Sie wohl irgendwo hier in der Gegend?« Jake bemühte sich, das Gespräch in Gang zu halten.
»In Livingston.«
»Und was macht Ihr Vater?«
»Er ist Steuerberater.«
Katy schaltete sich ein. »Machst du Sport?«
»Bis zur zehnten Klasse habe ich Softball gespielt, aber jetzt nicht mehr«, antwortete Elizabeth.
»Ich spiele Softball und Basketball«, erklärte Katy stolz.
Elizabeth brachte ein mattes Lächeln zustande.
Vielleicht hält sie ja durch,
dachte Jake.
Katy scheint auch etwas ruhiger zu werden.
Elizabeth starrte in die Ferne, dann sah sie Katy an. »Ich bin Cheerleaderin«, sagte sie. Dann schaute sie Jake direkt in die Augen und fügte hinzu: »Und mein Freund ... mein Freund spielt Football.« Elizabeth brach in Tränen aus.
Der Blick, den Katy ihrem Vater zuwarf, war gleichzeitig traurig und verwirrt. Er schüttelte den Kopf, wodurch er ihr signalisieren wollte, dass sie nichts falsch gemacht hatte.
»Ich habe ihn nicht vergessen, Elizabeth. Sobald ihr beide im Hochstand in Sicherheit seid, hole ich ihn«, erklärte Jake mit fester Stimme.
»Nein! Sie dürfen uns nicht allein lassen ... Die können unseren Spuren folgen ... Bitte gehen Sie nicht!«, drängte sie panisch. Ein wenig hoffnungsvoller fügte sie hinzu: »Oder wir gehen mit Ihnen.«
»Okay, okay. Schon gut. Ich lasse euch nicht allein«, versprach Jake. Tröstend legte er Elizabeth die Hand auf die Schulter, dachte aber dabei darüber nach, wie er den Spieß umdrehen und vom Gejagten zum Jäger werden konnte.
»Hört mir jetzt genau zu, ihr beiden. Wir haben Schmerzen, wir sind müde und haben Angst. Wir kommen hier raus, aber wir müssen alles geben. Katy, du musst genau das tun, was ich sage – sofort und ohne Fragen zu stellen. Elizabeth, ich weiß, Sie haben Angst um Ihren Freund. Aber im Augenblick müssen Sie vor allem an sich selbst denken. Sie können jetzt nichts für ihn tun. Als Footballspieler ist er ein starker, zäher Kerl und kommt irgendwie klar. Ich habe einen Plan. Ich bringe uns hier weg. Verstanden? Jeder von uns muss sich selbst helfen; so helfen wir uns gegenseitig. Und dann schaffen wir es auch. Alles klar?«
Die Mädchen nickten. Jake wusste zwar nicht, wie er das machen sollte, aber er würde die Mädchen hier wegbringen, und wenn es das Letzte war, was er tat.
Er nahm Katy in den Arm und sah ihr in die Augen. »Du glaubst mir doch.«
»Ja, Dad. Ich glaube dir.« Sie drückte
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