Jagdrevier: Thriller
Atem zu kommen. Elizabeth holte ihn ein, und Katy rückte auf dem Stumpf ein wenig beiseite, damit sie sich hinsetzen konnte. Jake zog die Karte aus der Tasche und schlug sie auf. Um sehen zu können, in welcher Verfassung die Mädchen waren, richtete er einen Momentlang die Taschenlampe auf sie. Katy blinzelte. Sie hatte einen üblen Kratzer an der Stirn, über den sie noch keinen Ton verloren hatte. Elizabeth hatte ein ziemlich verschwollenes Auge und einen Bluterguss auf dem Wangenknochen. Jake sah, dass sie vor Kälte zitterte. Weitere Kleidungsstücke, die er ihr anbieten konnte, hatte er nicht. Er wollte möglichst schnell zum Little Buck Field, wo sie sich in einem Hochstand wärmen und ausruhen konnten. Er betastete Katys Kratzer und wischte ihr ein wenig getrocknetes Blut von der Stirn.
»Dad, ich will nach Hause.«
Elizabeth nickte nur. Jake wusste, wie ihnen zumute war.
»Ich doch auch, Süße. Wir ruhen uns hier nur kurz aus, dann gehen wir weiter zu einem Versteck.«
Als keine Antwort kam, knipste Jake die Taschenlampe wieder an und sagte: »Hey, Mädels ... schaut mich an. Ich bringe uns heil hier raus. Versprochen.«
Beide nickten. Jake strich Katy über den Kopf und lächelte Elizabeth ermutigend an. Dann betrachtete er die Karte. Mit dem Kompass bestimmte er ihren Standort.
Wir bewegen uns nach Südosten. Also müssen wir hier sein.
Zuversichtlich tippte er auf einen Punkt auf der Karte.
»Ist Ihnen kalt, Elizabeth?«
»Es geht schon«, antwortete sie.
»Du kannst meine Handschuhe haben«, bot Katy ihr an.
»Danke. Nein. Behalte sie nur.« Elizabeth lächelte Katy an.
»Okay, weiter. Kommt. Sobald wir uns bewegen, wird uns wieder wärmer.« Jake ging in die Hocke und ließ Katy auf seinen Rücken klettern.
Zweiundvierzig
Mini konnte langsam wieder ein wenig klarer denken. Die Lage erschien ihm nicht mehr ganz so aussichtslos. Reese hatte nicht gemerkt, was wirklich passiert war. Er glaubte, Johnny Lees Killer hätte auch Sweat umgebracht.
Ich sage Reese einfach, dass der Kerl mich und Sweat überrascht hat und dass die beiden gekämpft haben und ich dem Mädchen nachgelaufen bin. Und als ich zurückkam, hatte der Typ Sweat gerade erschossen. Zu dem Jungen und dem Jeep wird mir schon noch was einfallen.
Mini warf einen langen Blick auf Sweats Leiche und sah alles Schlechte in seinem Leben und in seiner Zukunft. Er befand sich an einem Scheideweg. Dies war seine Chance, die Richtung zu ändern. Stolz, die Vergewaltigung und Ermordung des Mädchens verhindert zu haben, ging er zu seinem Quad zurück. Dass er Sweat hatte töten müssen, machte ihm dennoch schwer zu schaffen.
Einen Moment lang saß er still auf dem Quad und dachte nach.
Ich packe meinen Kram zusammen, lasse diesen ganzen Schlamassel einfach hinter mir und fange noch mal von vorn an. Reese wird nicht mal wissen, wo er nach mir suchen soll. Ich habe dreitausendachthundert Dollar in bar in einem alten Mayonnaise-Glas. Mein Startkapital. Hier hält mich nichts mehr.
Mini schaltete das Licht und den Motor an und fuhr zurück zu seinem Truck, seinem Neuanfang entgegen.
Als sein Wagen im Scheinwerferlicht des Quads aufblitzte, fuhr Mini langsamer. Er schaltete in den ersten Gang, fuhr mit den Vorderrädern dicht an die Rampen und gab Gas. DerMotor jaulte auf und die Maschine kroch die Rampen zur Ladefläche des Trucks hinauf.
Mini stellte den Motor ab und sah sich um. Irgendetwas war anders.
O Shit, der Jeep steht nicht mehr an derselben Stelle!
Minis Herz setzte einen Moment lang aus. Der Wagen blockierte nicht mehr die Straße. Falls Johnny Lees Killer entwischt war, würde Reese stinksauer sein.
»Shit!«, sagte Mini laut.
Schnell schob er die Rampen auf die Ladefläche des Trucks und schloss die Heckklappe.
Fahr einfach weg von dieser ganzen Kacke.
Er stieg in den Truck, knallte die Tür zu und griff nach den Schlüsseln. Sie steckten nicht im Zündschloss.
Shit!
Er stieg aus und beförderte den gesamten Müll vom Wagenboden nach draußen. Nichts. Mini tastete mit den Händen unter den Sitz. Dann nahm er die Taschenlampe vom Armaturenbrett und schaltete sie an.
Er fand ein Messer, das er seit über einem Jahr vermisste, einen Schraubenzieher mit Wechselaufsätzen, von dem er geglaubt hatte, Sweat hätte ihn ihm geklaut, aber keine Schlüssel. Mini suchte in den Seitenfächern der Tür und in den Getränkehaltern, obwohl er bereits wusste, dass er die Schlüssel dort nicht finden würde. Es gab nur zwei Orte, an denen
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