Jagdrevier: Thriller
kennen Sie Johnny Lee?«
»Wir haben zusammen Medizin studiert.«
Damit brachte er Larson zum Lachen. »Und dann haben Sie auf Comedian umgesattelt? Ich muss so schnell wie möglich mit Johnny Lee oder einem der Jungs reden, die immer mit ihm herumhängen.« Den zweiten Satz sagte Larson in einem sehr ernsten Ton.
»Ich richte es ihm aus, sobald ich ihn sehe.«
»Und vergessen Sie nicht, ihm zu sagen, er soll uns anrufen.« Larson warf Moon Pie einen grimmig entschlossenen Blick zu.
»Kein Problem, Officer.«
Larson stieg wieder in den Streifenwagen und kurbelte das hintere Fenster hoch. Er beschloss den Sheriff auf den neuesten Stand zu bringen. Während er zum Mikrofon griff, fixierte er Ethan.
»Ich höre, Larson.«
»Sheriff, ich bin bei der Wohnadresse des Verdächtigen. Er ist nicht da. Auf der Treppe sitzt ein Kerl, der behauptet, er sei ein gewisser Ethan Daniels aus Tupelo. Hat ein Kennzeichenaus Mississippi und meint, sie würden angeln gehen. Angeblich besorgt der Verdächtige gerade die Köder.«
»Anglerlatein«, raunte R.C., der das Gespräch mit anhörte.
»Bleib in der Nähe und behalte ihn im Auge. Halte Funkkontakt. Ich habe Verstärkung angefordert. Die müsste bald hier sein.«
»Roger, Sheriff.«
Larsons setzte zurück. Er wollte den Eindruck erwecken, als würde er ganz wegfahren. Nach einer Meile jedoch wendete er, schaltete die Scheinwerfer aus, ließ den Streifenwagen bis auf etwa zweihundert Meter an den Wohntrailer heranrollen und parkte dann außer Sichtweite.
Moon Pie hörte den Deputy zurückkommen. Auf diesen alten Trick fiel er schon lange nicht mehr herein. Er musste Reese Bescheid geben. Dazu stieg er in seinen Tahoe und schloss die Tür.
Biep-biep.
»Reese?« Etwa dreißig Sekunden krochen dahin, bis er eine Antwort hörte.
Biep-biep.
»Ja?«
Biep-biep.
»Yo, ich bin beim Wohntrailer. Gerade war Deputy McDoof Supercop hier, hat Fragen über Johnny Lee gestellt. Tat dann, als würde er wegfahren. Aber er parkt ganz in der Nähe. Den Wohntrailer und mich kann er nicht sehen. Er hat mein Kennzeichen, aber ansonsten hat er keinen feuchten Furz aus mir rausgekriegt.«
Biep-biep.
»Wo ist mein Paket?«
Biep-biep.
»Habs drinnen verstaut.«
Reeses Gedanken rasten. Er wollte Rache, aber die Frau wurde langsam zum Risiko. Sie weiterhin festzuhalten war nicht schlau. Er überlegte angestrengt, was die Cops von Johnny wollten.
Es könnte tausend Gründe geben, weshalb sie sich Jonny Lee vornehmen wollen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Aber ausgerechnet heute Nacht? Und um diese Zeit? Wir müssen die Frau loswerden!
Biep-biep.
»Hey, warte kurz.«
Biep-biep.
»In Ordnung ... Pass auf, ich helfe euch wirklich gern, aber ich will keinen Ärger. Oder sagen wir lieber, wir wollen keinen Ärger.« Moon Pie war nicht mehr wohl in seiner Haut. Er schuldete Johnny Lee einen Gefallen. Deshalb war er überhaupt in diese Kacke verwickelt, und er würde die Sache mit durchziehen, weil er mit dem Drogentransport auf dem Fluss richtig Kohle machen konnte. Wenn Reese im Knast saß, war dieses Projekt in Gefahr.
Biep-biep.
»Moment noch.«
Biep-biep.
»Wenn ich hier wegfahre, fährt Deputy McDoof mir ganz sicher hinterher.«
Reese wusste, dass Moon Pie recht hatte. Aber die Frau durfte auf keinen Fall im Wohntrailer sein, falls sie hochgingen.
Biep-biep.
»Ich sagte, warte kurz. Ich denke nach.«
Moon Pie schüttelte den Kopf. »Verdammt!«, murmelte er.
Für eine Entführung gibts ein paar Jahre Bundesknast. Ich gebe Reese exakt zehn Minuten. Mehr nicht.
Siebenundvierzig
Sheriff Ollie Landrum und Deputy R.C. Smithson standen nebeneinander mit dem Rücken zum Expedition des Sheriffs. Ausdruckslos starrten sie in die Dunkelheit jenseits der Flutlichter des Camps. Minutenlang hatten sie nicht gesprochen.
Ollie fühlte sich immer mehr unter Druck, endlich etwas zu unternehmen. Die Uhr tickte. Seine Hände waren feucht.
Irgendwas muss jetzt passieren, und zwar verdammt schnell.
»Ruf ihn einfach an!«, platzte R.C. schließlich heraus. »Sag ihm, wer du bist und dass du ihn so bald wie möglich sehen musst.«
»Etwas Besseres fällt dir nicht ein?«, fragte Ollie. »Hast du nichts Schlaueres auf Lager?«
»Wir könnten jemanden aus Johnny Lees Umfeld dazu bringen, ihn anzurufen, vielleicht Ray-Ray Walker. Aber das einzufädeln würde Stunden dauern. Also riskieren wir es selbst ... Ich denke an den alten Trick, dass ein anonymer Anrufer behauptet, es läge ein Haftbefehl
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