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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Geburtsurkunden für sich und Petey gefälscht. In der Hauptstadt des Bundesstaates, Lansing. Sie hießen jetzt beide Wolkowski. Von Geburt an. So würde ihn nie jemand mit Alicia Rennick in Verbindung bringen. Und auch Petey nicht. Oder wissen, dass er Alicia geheiratet hatte, deren Name danach Garner war. Oder wissen, dass er George Garner war, im Heimatort der Rennicks bekannt als Buddy. Keiner von ihnen existierte mehr. Nicht einmal Buddys registrierte Fingerabdrücke. Auch die waren beseitigt worden. Es gab nur noch ihn selbst, Paul Henry Wolkowski, und Peter Wolkowski. Seine Anstellung beim Staat war sehr hilfreich gewesen. Das war allerdings kein Zufall. Am Tag nach der Beerdigung von Alicia war er in den Staatsdienst eingetreten, um all dies zu erreichen. Seine offizielle Position würde ihm sogar noch zukünftig sehr nützlich sein.
    Er dachte an Ken, Greg und Art und den Genuss, sie zu jagen und zu töten, das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Er hatte, ironischerweise, eine viel bessere Jagd gehabt als jemals einer von ihnen. Und er hatte an ihnen die Strafe vollzogen, die der Staat nicht mehr verhängen durfte, die Todesstrafe.
    Er dachte an Alicia und ihre Sanftheit und an die versteckte Verzweiflung in ihren Augen, und er erinnerte sich an die Zeit, da sie aufgehört hatte zu lächeln, nur noch vor sich hin brütete und voll Entsetzen auf etwas zu starren schien, das sich tief in ihrer Erinnerung abspielte.
    Dann fühlte er etwas Kaltes sein Gesicht berühren und blickte nach oben. Es hatte zu schneien begonnen, sehr feiner Pulverschnee, der einen baldigen Schneesturm versprach, und so hoch im Norden einen langen harten Winter. Das war gut. Sollte er durch einen wenn auch unwahrscheinlichen Zufall etwas vergessen haben, würde sich die Natur darum kümmern. Der Sumpf würde bald von Eis bedeckt sein, das Wassergrab versiegelt, und lange bevor das Eis wieder verschwunden wäre, hätten Fische und Schildkröten das Fleisch von den Knochen genagt, und die Skelette würden tief hinuntersinken, tief in den Schlamm, unauffindbar. Der schmelzende Schnee im Frühjahr würde alles Übrige wegwaschen.
    Er holte sein Kanu aus dem Versteck im Gebüsch an der Westküste der Insel, gegenüber dem Festland. Er lud seinen Rucksack und das Gewehr ein und paddelte durch das Schneetreiben bis jenseits der Treibholz-Sammelstelle und des Bachs, wo Martin und Art gestorben waren. Dort war das Wasser über dreißig Fuß tief und das Ufer fiel steil ab. Er fand eine Stelle, an der ein starker Ast knapp über dem Wasser hing. Er lud Rucksack und Gewehr aus und schlitzte mit seinem Messer den Boden des Kanus auf. Es sank sehr schnell und war bald nicht mehr zu sehen, und er benutzte den Ast, um sich an Land zu schwingen.
    Er rauchte eine Zigarette, warf den Stummel in den See und brach auf, die ungefähr fünfzehn Meilen zurückzulegen, die vor ihm lagen. In zügigem Trab lief er den Ochsenpfad hinunter und die verlassene Bahnlinie entlang. In der Mitte des Nachmittags hatte er den Highway 28 erreicht. Er setzte eine Brille auf, die ihn anders aussehen ließ, nahm das Gewehr auseinander, steckte es zusammen mit dem Zielfernrohr in den Rucksack und hielt einen Truck an, der aus einem anderen Bundesstaat kam. Mit hochgeklapptem Kragen und heiserer Stimme beschwerte er sich über die scheußliche Erkältung, die er sich beim Jagen geholt hatte.
    Nach dreißig Meilen ließ er sich an einer verlassenen Kreuzung absetzen, und sobald der Truck verschwunden war, ging er in den Wald zu einem halb zugefrorenen Sumpf. Inzwischen waren acht Inches Schnee gefallen und es war windig. Es war ein elendes Gefühl, hier nackt und barfuß die Kleider zu wechseln, aber das Gefühl seines Triumphs wuchs in ihm und steigerte sich fast zur Verzückung. Das machte die Kälte erträglich.
    Er stopfte seine Jagdkleidung, Hose, Blouson und Mütze, komplett in den Rucksack, nachdem er ihm den gewöhnli chen, grauen Geschäftsanzug, Oxford-Schuhe, einen zerdrückten Hut und eine kleine Aktentasche entnommen hatte. Der Anzug war ziemlich zerknittert, aber eine Nachtfahrt im Zug würde dafür wohl als Entschuldigung ausreichen.
    Er steckte einen schweren Felsstein in den Rucksack, zog die obere Verschlussschnur fest zu, warf den Sack in ein Wasserloch im Sumpf und sah zu, wie er im Schlamm versank. Wenn ihn jemals jemand finden sollte, würden das Gewehr und das Zielfernrohr eine einzige verrostete Masse sein, die nicht mehr zu identifizieren war. Und alles

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