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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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andere, worauf Fingerabdrücke sein konnten, wie seine Feldflasche oder die wasserdichte Streichholzschachtel, waren sauber poliert und würden zudem bald hoffnungslos zerfressen sein.
    An der Highway-Kreuzung fand er wieder eine Mitfahrgelegenheit, diesmal bei einer wohlwollenden Hausfrau, die vier Kinder im Fond ihres Kombi transportierte. Sie brachte die Kinder von der Schule nach Hause und hoffte dort anzukommen, ohne in einen Schneesturm zu geraten. Sie war froh, an einen anständig aussehenden Mann geraten zu sein, der ihr vielleicht behilflich sein konnte. Sie wollte wissen, warum er dort gestanden hatte, und er tischte ihr die Geschichte von einer Autopanne und einem Lastwagenfahrer auf, der ihn an dieser gottverlassenen Stelle rausgeworfen hatte. Sie flirtete; ihr Mann war verreist. Die Kinder waren klein und gingen früh schlafen. Er überlegte kurz, der Versuchung nachzugeben; seinen Nerven wäre etwas Entspannung willkommen gewesen. Er hatte schon lange keine Frau mehr gehabt, und diese hier war attraktiv. Dennoch lehnte er höflich ab, und als sie ihn bei Raco an der Bahnstation absetzte, knallte sie sauer die Wagentür zu und fuhr, Schnee aufwirbelnd, sehr schnell davon.
    Problemlos erwischte er einen Zug. Er schlief während der ganzen Fahrt nach Ann Arbor. Wie ein Toter.
    Um neun Uhr morgens war er wieder in seinem Büro, an dem Tag, an dem er von seiner Dienstreise nach Memphis zurückerwartet wurde. Für Memphis hatte er sich schon vor langer Zeit ein narrensicheres Alibi besorgt. In Süd-Michigan lag auch Schnee, aber nur drei Inches. Um neun Uhr dreißig rief er Helen Frazer an, um ihr zu sagen, dass er zurück sei, und um ihr zu danken, dass sie sich um Petey gekümmert hatte. Er sagte, er käme abends, um Petey zu holen, und lehnte ihre Einladung zum Abendessen nicht ab. Je mehr Vertrauen die Ehefrauen in ihn hatten, desto besser. Ken wurde erst in vier Tagen zurückerwartet. Vielleicht würde es mehr als ein Abendessen bei Helen geben. Und vielleicht würde er etwas aufschnappen, das nützlich für ihn war. Man konnte nie wissen. Obwohl er hundert Prozent sicher war, nichts außer Acht gelassen zu haben, was ihn verraten könnte. Niemals und nirgendwo, den ganzen langen Weg.
    Er hatte kaltblütig drei Männer gejagt, die den Tod verdient hatten, und sie getötet. Und ihm war absolut nichts nachzuweisen.

Epilog
    Schnee lag wie ein sanfter, alles verhüllender Mantel auf Ken Frazers Vorstadtrasen und Grundstück. Es war nicht leicht, sich hier die Wärme der Blumen und Büsche im Frühjahr und Sommer vorzustellen. Der Swimmingpool war leer und verlassen, das Tennisnetz weggeräumt. Den Gartengrill hätte man unter seiner weißen Schicht auch für einen Zedernbusch halten können. Die Hecke war mit Pfählen markiert und mit Sackleinen sorgfältig abgedeckt worden, die Blumenbeete waren umgestochen, die Blumenzwiebeln ausgegraben und über den Winter in der Garage eingelagert. Das alles hatten die drei Männer getan, die auch einmal in Monat mit Spezialgeräten kamen, um dem Haus eine Vier-Stunden-Generalreinigung zu verpassen. Dieses Jahr war der Garten als neuer Geschäftszweig dazugekommen, und letzte Woche waren sie, kurz bevor es zu schneien begonnen hatte, eines Morgens um neun Uhr angekommen, um bis fünf Uhr nachmittags den ganzen langweiligen Herbstputz erledigt zu haben, der Ken und Helen früher vier Wochenenden in Anspruch genommen hatte.
    Es war halb vier Uhr nachmittags; die Kinder waren noch in der Schule. Ein Wagen der Staatspolizei parkte vor der Eingangstür, und der smart uniformierte Polizist, Mütze leicht in die Stirn gedrückt, las die Sportseite der „Detroit News“ und hörte dabei mit einem Ohr noch auf das Funkgerät, das ab und an Laute in verschlüsseltem Polizeijargon von sich gab.
    Der Polizist war ein Sergeant und wartete auf seinen Boss. Es hatte mit den drei Männern aus Ann Arbor zu tun, die verschwunden waren. Auf der Titelseite der Zeitung war ein Artikel mit Fotos über sie. Es waren prominente Leute; der eine Typ, Wallace, hätte vielleicht im nächsten Jahr für die Republikaner kandidiert. Die Rede war von einem Verrückten, einem Bandenmord. Die Presse erging sich in allen nur denkbaren Spekulationen. Aber bis jetzt, das wusste der Sergeant, hatte die Polizei nicht die geringste Spur und war, so sagte sein Boss, dabei, die Angelegenheit fallen zu lassen. Es gab keinen Hinweis, dass an der Sache etwas faul sei. Alle drei Männer waren anscheinend eines

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