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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Portier
zunickte.
    Rode fuhr hinauf in die Neunte — wie
die Chefetage bei den Angestellten hieß.
    Dort summte die Luft vor
Betriebsamkeit.
    Alle Telefonleitungen waren besetzt.
Alle Schreibmaschinen klapperten. Lieferungen wurden ausgemacht, Termine
gebucht, Aufträge angenommen.
    Rode begab sich in seine
Oberbuchhalterei, dachte kurz an die fünf Erpresserbriefe sowie — mit gelindem
Entsetzen im Bauch — an die Kollegen Hagen und Frey, über deren fürchterliche
Verfehlungen er inzwischen informiert war.
    Nebenbei widmete er sich auch seiner
Arbeit; und so wurde es 18 Uhr.
    Er legte den Bleistift weg.
    Zurückgelehnt saß der Oberbuchhalter am
Schreibtisch und horchte auf die Geräusche im Flur.
    Jetzt war Schluß mit der
Betriebsamkeit.
    Schritte trappelten. Stimmen schwirrten
und entfernten sich in Richtung Lift.
    Rode trat auf den Flur.
    Gähnende Leere. Der Lift fuhr hinunter.
    Die Tür zu Freys Vorzimmer stand offen.
    Marga Heinze war noch da.
    Rode spürte es, obwohl er sie nicht
hörte.
    Mit schnellen, wichtigen Schritten ging
er hinüber.
    „Sie verpassen den Anschluß,
Verehrteste“, er grinste über die Schwelle.
    Marga schloß soeben ihren Schreibtisch.
Der Mantel hing über der Stuhllehne.
    „So eilig habe ich’s nicht.“ Sie
lächelte zurück. „Eben konnte ich mit dem Stationsarzt im Irmina-Krankenhaus
sprechen. Hagen ist bei Bewußtsein. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung,
aber keinen Schädelbruch. Das Schienbein muß genagelt werden.“
    „Ziemlich harte Strafe für seine
Erpressung.“
    Marga atmete erschöpft. „Wenn es
ruchbar wird, daß Dr. Frey ihn umbringen wollte... Auch das schadet dem Ruf
unserer Firma.“
    Rode furchte die Stirn. „Daran habe ich
noch gar nicht gedacht. Aber Sie haben recht. Wo erpreßt und gemordet wird,
würde ich mein Fertighaus nur ungern bestellen.“
    „Machen Sie wieder Überstunden?“
    „Nur eine kleine. Doch erst brauche ich
Zigaretten.“
    Er hatte vergebens seine Taschen
abgesucht, nur ein leeres Päckchen zu Tage gefördert.
    Daß Rode abends länger blieb, hatte
sich längst eingebürgert.
    Zigaretten!
    Als er durch den Flur zu der
Kaffeeküche ging, wo der Automat für glimmende Sargnägel angebracht war, kam
Oberbuchhalter Rode an dem Tresorraum vorbei.
    Die Tür stand offen.
    Döbl, dieser Esel! Der vergaß jetzt
wirklich alles. Seine Frau bekam ein Kind, und Buchhalter Döbl spielte
verrückt. Ein unzuverlässiger Mensch! Besonders in der zweiten Tageshälfte
konnte man...
    Rodes Schritt stockte.
    Der Atem auch.
    Der Oberbuchhalter hatte schon die Hand
ausgestreckt, um die Tür zu schließen, als sein Blick auf den Geldschrank fiel.
    Der Tresor war weit geöffnet.

    Für drei, vier Sekunden rührte Rode
sich nicht.
    Dann eilte er weiter zur Kaffeeküche,
zog eine Packung Zigaretten und bemühte sich, nicht zu zittern.
    Als er zurückging, trat Marga auf den
Flur.
    „Arbeiten Sie nicht zu lange, Herr
Rode.“
    „Ich habe es mir anders überlegt. Keine
Überstunden bei dem Wetter! Wäre doch Dummheit. Nicht wahr? Einen Spaziergang
habe ich mir verdient. Wenn Sie einen Moment warten... Ich hole nur meinen
Mantel. Dann fahren wir zusammen runter.“
    Das taten sie dann auch.
    Inzwischen war das Haus leer.
    Nur der Portier saß noch in seinem
Glaskasten.
    Marga und Rode traten in den lauen
Frühlingsabend, und jeder ging zu seinem Wagen.
    Oben aber, in der neunten Etage, lagen
940 000 DM zum Abholen bereit — dank Döbls Schusseligkeit — in dem offenen
Tresor.
    Das Geld war für jene Arbeiter
bestimmt, die ihren Lohn auf die Hand haben wollten — und nicht aufs Konto,
weil sie keins hatten. Unter Rodes Aufsicht sollte das Geld morgen eingetütet
werden.
     
    *
     
    Daß es zeitlich knapp wurde, wußten Tim
und seine Freunde.
    Der Nachmittag neigte sich, und die
Bruchseidl-Angestellten machten pünktlich Feierabend.
    Aber die TKKG-Bande hoffte, Marga
Heinze noch an ihrem Arbeitsplatz anzutreffen.
    Als die vier Freunde jetzt ihr Ziel
erreichten, kam ihnen ein brauner Opel entgegen — mit Gelbgesicht Rode am
Lenkrad.
    Sie winkten ihm zu, doch er stierte an
ihnen vorbei.
    Seine Miene drückte aus, daß er den
Weltuntergang kommen sah und über die Fluchtroute nachgrübelte.
    Kein Wunder, dachte Tim. Der Name
Bruchseidl u. Co steht zur Zeit unter einem Unstern. Und wir werden Marga
Heinze verpassen. Schade!
    Doch Tim irrte.
    Bei dem zweiten Wagen, der sich ihnen
näherte, handelte es sich um den Kleinwagen der Chefsekretärin.
    Sie

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