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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sich?“
    Vier Hände fuhren in die Taschen.
    Klößchen fand nur seinen
Schrankschlüssel.
    Tim war gleichermaßen ausgerüstet und
hatte außerdem drei Kofferschlüssel.
    Gaby hatte Haus- und Wohnungsschlüssel.
    Karl förderte ein umfangreiches
Schüsselbund zu Tage.
    „Der hier — Haustür. Dieser — unsere
Garage. Dieser — der Geräteschuppen, wo ich Vaters Rad abstellen muß. Ah, hier
wäre noch ein Sicherheitsschlüssel. Der hat mal zu unserer Hintertür gepaßt.
Aber da ist jetzt ein neues Schloß drin. Tatsächlich! Dieses Sesam-Öffne-dich-Werkzeug
kann ich entbehren.“
    Er löste ihn vom Schlüsselbund.
    „Der Zündschlüssel ist schlanker“,
stellte Tim fest. „Egal! Daß was nicht stimmt, merkt der Geisterfahrer sowieso,
wenn er den Ferrari starten will. Mit dem kann er kein Unheil mehr anrichten.“
    Klößchen wieherte. „Der wird ganz schön
blöd aus der Wäsche gucken.“
    Tim versteckte Karls Schlüssel unter
der Blechdose auf der Fensterbank.
    Sie schlossen die Garage ab, den
Schlüssel dazu legten sie zurück an seinen angestammten Platz unter der
Steinplatte.

16. Traum von der einsamen Insel
     
    Katrin Hasenpatz und ihr Mann Wähnried
— die entfernten Verwandten von Adolf Hussler, dem deichten Fall 1 in
der Nerven-Klinik von Professor Demenz — das Ehepaar Hasenpatz also wohnte auf
der anderen Seite der Stadt.
    Beim Abendessen berichtete die
rotbraunhaarige Katrin ihrem Mann von dem Besuch in der Klinik.
    „Adolf, dieser verstockte Mistkerl,
will einfach nicht sagen, auf welchem Geheimkonto in der Schweiz er sein Geld
hat.“
    Wähnried — ein fleischiger Mittfünfziger,
der sich über seinen Bauchansatz ärgerte und über seine gutgehenden Geschäfte
freute, zuckte die Achseln.
    „Dann eben nicht, meine Liebe. Wenn
sein Geld aufgebraucht ist, soll er zusehen, wo er bleibt.“
    Damit war der Fall erledigt.
    Wähnried beendete sein Abendessen,
indem er sich noch ein Viertelpfund Räucherlachs in den Mund schob — und
anschließend fünf Gabeln voll Parma-Schinken.
    Dann gab er seiner Katrin einen
ziemlich fettigen Kuß auf die Stirn.
    „Ich gehe zu meinem Skatabend.“
    Natürlich ging Wähnried nicht — er
fuhr.
    Katrin wartete, bis das Motorgeräusch
des Zwölfzylinders in der Abendstille verklang.
    Mit lächelnden Augen begab sich die
37jährige zum Telefon.
    Als sie die Hand zum Hörer ausstreckte,
klingelte der Apparat.
    Katrin meldete sich.
    „Liebling, ich bin’s“, sagte der
Oberbuchhalter Paul Rode am anderen Ende der Leitung. „Ist dein fetter, oller
Kerl in der Nähe — oder beim Skatabend?“
    „Du kannst sprechen, Paulilein. Der
fette, olle Wähnried ist nicht da.“

    Vor etwa anderthalb Jahren hatten Rode
und Katrin sich auf einer Party bei Bruchseidl kennengelernt. Auch Adolf
Hussler war dabeigewesen und andere aus Bruchseidls Bekanntenkreis, an die
Katrin sich nicht mehr entsann.
    Zwischen ihr und Rode hatte es gefunkt
auf den ersten Blick. Seitdem pflegten sie eine heimliche Liebschaft, was
Katrin irre abenteuerlich und verworfen fand.
    Rode hingegen faselte ständig davon,
mit ihr — seiner Geliebten — auf eine einsame Insel zu fliehen, dort faul am
Strand rumzuliegen und sich von Kokosnüssen und Bananen zu ernähren.
    Jetzt fing er wieder davon an.
    „Katrin! Ich glaube, es ist soweit.
Jetzt habe ich die Möglichkeit, mit dir durchzubrennen. Auf unsere Insel. Du
weißt schon.“
    „Aber ja, Schatz“, meinte sie. „Darüber
haben wir oft gesprochen, nicht wahr?“
    „Du bist doch bereit?“
    „Aber ja, Schatz.“
    Paulilein braucht seinen Traum, dachte
sie. Seine Hirngespinste. Daraus wird sowieso nie etwas. Und wenn - dann ohne
mich. Wähnried kann mir zwar den Buckel runterrutschen — als Ehemann. Aber
verlassen würde ich ihn nie. Schließlich ist er wohlhabend, gutmütig und dumm.
Natürlich darf Paulilein niemals merken, daß er für mich nur ein Zeitvertreib
ist.
    „Ich werde alles vorbereiten“, sagte
Rode. „Zu 99 Prozent ist es sicher. Sobald ich das letzte Prozent in der Tasche
habe, rufe ich dich an. Ja? Morgen abend um die gleiche Zeit.“
    Er knallte einen Schmatz in den Hörer,
daß Katrin erschreckt zusammenfuhr, und legte auf.
     
    *
     
    Es war eine mondlose Nacht.
    Als Tim und Klößchen ihre Strickleiter
aus dem Flurfenster hinaushängten, rauschte der Wind in den Zweigen.
    Tim kletterte, wie immer, als erster
hinunter.
    Es war 21.56 Uhr.
    Im Obergeschoß des Haupthauses
herrschte Stille.
    Die Schüler der Mittelstufe

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